Jackett und Krawatte hatte Gabriel Escarrer jr schon beiseite gelegt, als der Vizepräsident der Hotelgruppe Melià International am vergangenen Freitag (30.9.) in Begleitung seiner leitenden Mitarbeiter in Magaluf auf die Ankunft der Regierungskolonne wartete. Als der balearische Ministerpräsident José Ramón Bauzá, mit hochgekrempelten Ärmeln ebenfalls ganz leger gekleidet, aus der schwarzen Limousine sprang, fielen sich die beiden Männer um den Hals. So wie es langjährige Freunde tun.

Auf diesen Tag, an dem sie der Öffentlichkeit das „Sol Calvià Resort" präsentieren wollten, hatten die beiden Männer offenbar lange gewartet. Escarrer jr deklarierte das Projekt zum Dankeschön an Mallorca, wo sein Vater einst den Grundstein für das Melià-Imperium gelegt hat (siehe Kasten unten). Bauzà erfüllte hingegen sein erstes Wahlversprechen, privat finanzierte Megaprojekte auf die Insel zu holen.

Melià International betreibt allein in Magaluf acht Hotels, sechs davon werden in das Resort integriert. Die Häuser in der in die Jahre gekommenen britischen Hochburg sollen mit eigenen Mitteln in eine Luxus-Oase verwandelt werden. Die Hotels werden aufgepeppt, es wird ein neuer Boulevard mit Bars und Restaurants entstehen. Und auch den etwa einen Kilometer langen Strand will das Unternehmen selbst bewirtschaften und mit Beach-Clubs zu einem mallorquinischen Miami ausbauen. (siehe Artikel rechts).

Nach Unternehmensangaben umfasst allein die erste Phase ein Investitionsvolumen von 12 Millionen Euro. Der balearische Tourismusminister Carlos Delgado sprach in kleiner Runde vor Journalisten von einem Gesamtvolumen von etwa 135 Millionen Euro, die in acht Jahren in Magaluf investiert werden sollen. Es wäre somit das größte Projekt in der Firmengeschichte Meliàs.

Einen Tag zuvor war bereits in Son Servera an Mallorcas Ostküste der Bau einer 100 Millionen Euro teuren Hotelanlage im Stil eines mallorquinischen Dorfes vorgestellt worden. Das Resort, das im Jahr 2014 eröffnet werden soll, könnte von der renommierten Hotelgruppe Hyatt betrieben werden. Am gleichen Tag informierte auch die Jumeirah-Gruppe über den aktuellen Stand der Bauarbeiten an dem Luxushotel, das über den Klippen von Port de Sóller errichtet wird.

An eine zufällige zeitliche Übereinstimmung mag man angesichts der geballten Hotel-Offensive nicht glauben. Dass die Förderung privater Initiativen eines der Hauptanliegen der seit Mitte Juni im Amt befindlichen konservativen Balearen-Regierung sein wird, hatte Tourismusminister Carlos Delgado bereits einige Tage nach seiner Amtseinführung deutlich gemacht.

Auch in anderer Hinsicht war der Zeitpunkt geschickt gewählt. Am vergangenen Wochenende tagten 800 Branchenkenner des britischen Reisebüro-Verbandes ABTA in Palma. Großbritannien ist neben Deutschland einer der wichtigsten Quellenmärkte der Insel. Fürs nächste Jahr prognostizierten die Experten auf der Tagung in Palma einen Anstieg von britischen Urlauben von etwa 8 Prozent im Vergleich zu diesem Jahr.

Und schließlich sprachen auch politische Gründe für die Hotel-Offensive. Premier José Ramón Bauzá hatte kurz zuvor seine ersten 100 Tage als Regierungschef erfüllt – ein Zeitraum, nach dem traditionell eine Bilanz gezogen wird. Zudem stehen im November nationale Wahlen an, bei denen die Konservativen trotz deutlicher Vorteile in den Umfragen nichts dem Zufall überlassen wollen.

Wichtig ist das Wahlergebnis in Madrid auch im Zusammenhang mit der Konzession für den Strand in Magaluf, dessen Bewirtschaftung Melià zum großen Teil übernehmen möchte. Die Konzessionsvergabe liegt derzeit noch in der Verantwortung der Küstenbehörde, die der sozialistischen Zentralregierung unterstellt ist.

Um den Genehmigungsprozess zu beschleunigen, hat die Balearen-Regierung das Vorhaben bereits zu einem Projekt „öffentlichen Interesses" erklärt. Auch die kleinen Hoteliers in Magaluf glauben, von der Investition der Melià-Kette profitieren zu können. Durch eine generelle Aufwertung des Urlaubsgebiets, so die Hoffnung, könnten die Banken bereitwilliger Kredite für die Sanierung von Hotels vergeben. Nur die Restaurantbesitzer und Einzelhändler haben Bedenken angemeldet. Sie fürchten, die schier übermächtige Konkurrenz könne sie ersticken.

Indes wird darüber diskutiert, ob Magaluf als Vorbild für die Sanierung der Playa de Palma dienen könnte. Das dort von den sozialistischen Vorgängern betriebene Mega-Vorhaben steht still. Eine vergleichbare private Initiative wie in Magaluf wäre am Stadtstrand von Palma angesichts der sehr unübersichtlichen Besitzverhältnisse allerdings nur schwierig umzusetzen.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 6. Oktober (Nummer 596) lesen Sie außerdem:

- Melià international: Vom Kofferträger zum Milliardär

- Wellenbad und Boulevard – so soll Magaluf aufgepeppt werden

- Lokale Produkte, arabische Pächter, deutsches Geld: Eröffnung des Jumeirah Port de Sóller im März 2012

- Große Pläne an der Ostküste: Hyatt-Resort mit Geld aus Katar

- Zwei Inselhäuser schließen sich der Romantik-Kette an

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