Für Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne ist die Krise des Bundesliga-Clubs HSV nach dem Trainerwechsel von Bert van Marwijk zu Mirko Slomka noch lange nicht ausgestanden. "Kurzfristig dürfte es weiter bergab gehen", sagte er in einem am Donnerstag (20.2.) in der Printausgabe der Mallorca Zeitung erschienenen Interview.

Der Unternehmer (Kühne + Nagel) geht davon aus, dass die Mannschaft "aller Voraussicht nach" absteigen werde. Zudem könne es sein, "dass der HSV nicht automatisch wieder aufsteigt", sagte er in dem vor dem Trainerwechsel geführten Gespräch in seinem Hotel Castell Son Claret auf Mallorca. "Aber so eine Regeneration ist manchmal auch nicht schlecht. Mir geht es mehr darum, dass die richtigen Leute kommen und die Falschen wegkommen."

Der 76-Jährige hat vergangenes Jahr eine 25-Millionen-Euro-Spende für den krisengebeutelten Club in Aussicht gestellt - allerdings unter der Voraussetzung einer grundlegenden Umstrukturierung. Diese wird von der Initiative "HSV Plus" in die Wege geleitet, die in einer ersten Mitgliederversammlung Ende Januar bereits eine breite Mehrheit für ihre Pläne bekam. "Da sind gute Leute am Werk", lobte Kühne.

Demnächst steht noch eine zweite Mitgliederversammlung an, auf der das Reformprojekt erneut mit einer Dreiviertel-Mehrheit verabschiedet werden muss. "Der Vorstand hat sich damit wohl auch einverstanden erklärt, der Aufsichtsrat noch nicht so ganz, der ist ein bisschen sehr merkwürdig besetzt. Jetzt gibt es erst noch einen Machtkampf", sagte Kühne. "Es wird noch viel Unerfreuliches geben, aber da muss man durch, irgendwann kriegt man da auch die Kurve, mit neuen Leuten und neuem Konzept, da bin ich zuversichtlich."

Kühne bekräftigte noch einmal seine bereits im Sommer geäußerte Kritik an der derzeitigen Clubleitung: "So viel falsch, wie da gemacht wurde, kann man gar nicht mehr machen. Das ist eine Posse, eigentlich kann man gar nichts mehr dazu sagen. Es bleibt nur zu hoffen, dass jetzt nach dem Trainerwechsel Änderungen kommen: Sportchef, Vorstand, Aufsichtsrat."

Auch sportlich sei die Mannschaft nicht "hart und professionell" genug geführt worden. "Thorsten Fink war leider nur Durchschnitt, und dann hat man eben Bert van Marwijk geholt, der einen guten Namen hatte und auch ganz gut anfing, aber nicht das richtige Verhältnis zur Mannschaft und auch nicht zu Hamburg entwickeln konnte. Sein inneres Engagement war meiner Ansicht nach viel zu gering."

Der Unternehmer hatte sich lange für Felix Magath als neuen Trainer eingesetzt, der vergangene Woche jedoch definitiv absagte. Kühne hält ihn auch nicht mehr unbedingt für den geeigneten Kandidaten: "Magath ist umstritten, das sehe ich auch".

In dem Interview äußert sich der umtriebige Unternehmer auch zu anderen aktuellen Themen wie dem Volksentscheid in seiner Schweizer Wahlheimat, den jüngsten Steueraffären, dem Bau des "besten Hotels Deutschlands" in Hamburg sowie der geplanten Fusion der Reederei Hapag-Lloyd mit der chilenischen CSAV.