Vor dem Tor werden die gerade mit der Fähre eingetroffenen Neuwagen vom zweistöckigen Auto­transporter abgeladen. Einige Meter weiter schrauben Mitarbeiter im Akkord neue Nummernschilder an Limousinen. Übertönt wird das alles vom Geräusch der Hochleistungsstaubsauger in der Waschstraße. Es geht hoch her auf dem Gelände des Autovermieters Sixt: „Wir stecken derzeit mitten in den Vorbereitungen auf die Saison", erklärt Estanislao de Mata, Geschäftsführer der auf Mallorca ansässigen Spanien­zentrale des deutschen Autovermieters.

Die Autos

Besonders stolz ist Estanislao de Mata auf die neuen BMW 4er Cabrios, für die man in Deutschland als Privatkäufer nur einen Platz auf der Warteliste bekommt. Auch Porsche, Aston Martin oder den neuen Mini Cooper können Sixt-Kunden auf der Insel buchen: „Wir setzen ganz klar auf das Premium-Segment." Deshalb erneuere man auch jedes Jahr die komplette Flotte. Das mache in Spanien sonst keiner.

Vermutlich, weil es sich sonst kaum einer leisten kann. Ramon Reus vom Branchenverband der kleinen und mittleren Autoverleiher Aevab weiß: „Für unsere Firmen ist es schwierig, Finanzierungsmöglichkeiten für neue Wagen zu bekommen." Seine Verbandsmitglieder kaufen die Autos direkt bei den Herstellern - und verkaufen sie ihnen nach durchschnittlich drei Saisons wieder zurück. Eigentlich eine sichere Nummer. Doch auch Hartwig Schöpel, der in Colònia de Sant Jordi den Verleih Autos Colonia betreibt, bestätigt: „Ich musste dieses Jahr lange mit den spanischen Banken kämpfen. Autovermieter haben nicht einmal bei den Hausbanken der Hersteller ein gutes Standing." Am Ende hat es dann doch geklappt - und Schöpel kann seinen Fuhrpark beispielsweise um zwei Ford Mustang Cabrios erweitern, die er im April eigenhändig in München abholt.

Beim Urgestein der deutschen Autovermieter auf Mallorca, der Firma Hasso, wird ein Teil der Flotte derzeit ebenfalls erneuert. Im vergangenen Jahr sicherte sich der mallorquinische Verleiher Roig die Rechte an der Marke, die wegen Erbstreitigkeiten nach dem Tod von Gründer Hasso Schützendorf in finanziellen Schwierigkeiten war. In diesem Jahr, so Sprecherin Maria Moyà, setze man für die ­deutschen Kunden von Hasso vor allem auf vertraute Marken wie Opel. Für Liebhaber besonderer Autos seien aber auch Porsches im Programm.

Die bestehende Flotte macht den Firmen viel Arbeit. Vermieter Hartwig Schöpel lässt beispielsweise in jedem Winter alle Sitze seiner Wagen ausbauen und gründlich reinigen, um die Spuren von verschwitzt-versandeten nackten Oberkörpern zu entfernen.

Auch Thorsten Empt von Sungo ist mit der Instandsetzung seiner Autos beschäftigt. Der Deutsche hat sich auf Cabrios spezialisiert, die er soeben durch den spanischen Tüv (itv) geschickt hat. Jetzt werden kleiner Kratzer und Dellen ausgebeult und aufpoliert. Die Zahl der Neuanschaffungen sei in seinem Fall eher überschaubar, sagt er: „Die Cabrios sind allein wegen der Versicherung und den Nebenkosten teurer als die üblichen Kleinwagen." Deshalb wachse er lieber langsam - trotz der anstehenden Rekordsaison.

Service: So finden Sie Mietwagen auf Mallorca

Die Saisonaussichten

Der erwartete Urlauberansturm hat auf die Planung der Verleiher kaum Einfluss. „Du kannst nicht wegen ein paar Wochen im Jahr monatelang die Autos ungenutzt rumstehen haben", erklärt Empt. Auch Estanislao de Mata von Sixt bestätigt, dass die Prognosen über zu erwartende Besucherzahlen die Größe der Flotte nicht beeinflussen: „Unsere Kunden sind als Touristen recht unbeständig und sehr technikorientiert. Sie können per Internet 24 Stunden pro Tag Angebote einsehen, zudem spielen Faktoren wie das Wetter eine große Rolle für die Urlaubs- und damit auch für die Autobuchungen."

Antonio Masferrer, der als Präsident von Baleval die großen Mietwagenverleiher vertritt, zeigt sich trotz der hervorragenden Aussichten gar pessimistisch: „2013 wurde der Besucherrekord ja auch schon gebrochen - und trotzdem war es für viele von uns ein schlechtes Jahr." Denn für die Autoverleiher seien vor allem die spanischen Urlauber attraktive Kunden - und die fehlen nach wie vor. „Ob es eine gute Saison wird, können wir erst im Oktober sagen."

Beim Zusammenschluss der lokalen Kleinanbieter Ibacar ist der Vorsitzende Pep Toni Font optimistischer. „Wir erwarten wie auch im vergangenen Jahr eine ganz gute Saison." Da man vor allem im Insel­osten vertreten sei, bereiteten nur die vielleicht ausbleibenden Russen Kopfzerbrechen: „Die sind für uns eine wichtige Zielgruppe." Da man aber dank des Zusammenschlusses auch große Kunden wie den Reise­veranstalter Alltours gewonnen habe, könne man wohl auch derlei Ausfälle verkraften.

Denn wer ganz sicher kommt, das sind die Deutschen. Die werden sich wegen des späten Osterfests und den diesjährigen Ferienterminen im Sommer regelrecht auf der Insel ballen, prophezeit Frieder Bechtel, Sprecher des Online-Portals billiger-mietwagen.de: „Die Pfingstferien gehen teils nahtlos in die Sommerferien anderer Bundesländer über - wegen dieser Überschneidung wird es ab Juni zu deutlich höheren Preisen kommen". Der deutsche Marktführer in Sachen Online-Buchung rechnet in der Hauptsaison deshalb mit weniger verfügbaren Autos auf der Insel.

Die Preise

Doch derzeit werde noch eher verhalten reserviert, so die Branchensprecher. „Das Buchungsverhalten hat sich geändert, mittlerweile suchen die Urlauber erst etwa zwei Wochen vor Urlaubsantritt nach einem Mietwagen", so Antonio Masferrer. Manch einer lockt deshalb mit Frühbucherrabatten, um mehr Planungssicherheit zu erhalten. Zu günstig sollten die Angebote aber auch nicht sein: „Der Preis hängt natürlich von mehreren Faktoren ab, aber bei Mieten von unter 20 Euro am Tag sollte man hellhörig werden und ganz genau hinschauen", warnt Frieder Bechtel.

Hartwig Schöpel hält - bei normalen Kleinwagen - 20 bis 30 Euro in der Neben- und 30 bis 40 Euro in der Hauptsaison für einen vernünftigen Durchschnittspreis pro Miettag. Explizit wird Baleval-­Präsident Masferrer: „Niemand kann ernsthaft glauben, dass ein Miet­wagen 20 Euro die Woche kostet. Bei so billigen Preisen kannst du deinen Laden nur zumachen - oder es eben an anderer Stelle reinholen, indem du versteckte Gebühren kassierst und die Leute abzockst." Diese Abzocke von Wenigen, da sind sich alle einig, werfe ein schlechtes Bild auf alle Anbieter der Inseln. „Wir haben auch schon mehrfach mit der Inselregierung gesprochen, wie dieses Problem in den Griff zu kriegen ist", berichtet Font von Ibacar. Doch bisher sei keine Lösung in Sicht.

Die Tankregelung

Die gängige Masche der schwarzen Branchen-Schafe war bisher vor allem die Tankregelung. In dieser Hinsicht gibt es eigentlich gute Nachrichten: „In dieser Saison greifen fast überall geänderte Tankregelungen", bestätigt Frieder Bechtel. Spätestens seit einem mahnenden Rundschreiben des spanischen Instituts für Verbraucherschutz INC im vergangenen Sommer. Dort erklärt ein Sprecher, dass schlicht „Bericht" genannte Papier diene den 17 Autonomen Gemeinschaften Spaniens nun als gemeinsame Richtlinie. Tatsächlich hat allein die Veröffentlichung des Schreibens Wirkung gezeigt, viele Firmen haben in dieser Saison das Prinzip „vollgetankt abholen, leergefahren zurück bringen" aufgegeben. Zum einen hatten manche Anbieter den vollen Tank teils bis doppelt so teuer wie normal verkauft, zum anderen meist einen gewissen Gewinn eingestrichen, da die Autos nie gänzlich leer zurückgegeben wurden. „Wer das nicht so machte, der hatte einen echten Wettbewerbsnachteil", so Cabrio-Vermieter Empt.

Mittlerweile bietet aber auch er, „wie fast alle anderen", die Option voll abholen/voll zurückbringen an. „Allerdings arbeiten auch da einige Anbieter mit versteckten ­Gebühren, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. Die Option voll/voll wird auf unserer Webseite nur dann als solche ausgewiesen, wenn wirklich keine Zusatzkosten entstehen", sagt Frieder Bechtel von billiger-mietwagen.

Denn gerade die Tankregelung, da sind sich Branchensprecher und Einzelanbieter einig, gehört zu den größten Sorgen der Kunden. Besonders hervorgetan hatte sich in den vergangenen Jahren das auch auf Mallorca groß vertretene Unternehmen Goldcar. Auch dort ist laut Internetseite nun die Option voll/voll der Standard - allerdings fallen selbst bei der billigsten Autoklasse zusätzlich mindestens 16 Euro „Servicegebühren" an. Wofür genau die erhoben werden, dazu wollte sich Goldcar auf Nachfrage nicht äußern.

Die Neuheiten

Neben den geänderten Tankregelungen gibt es laut Ibacar-Sprecher Font wenig Neues in der Branche. GPS-Systeme gehörten in den ­meisten Autos zum Standard, einzig bei den Online-Auftritten hätte der ein oder andere ein wenig optimiert.

Sixt-Chef Estanislao de Mata sieht das ein wenig anders. Schließlich gebe es auf den Inseln schätzungsweise 60.000 Mietwagen (detaillierte Zahlen zur jeweiligen Flottenstärke hütet die Branche wie ein Staatsgeheimnis) - da gelte es, sich abzusetzen. Der Branchenriese setzt auf wohlhabendes Publikum, das ab kommenden Monat direkt am Flughafen eine Vip-Lounge vorfinden wird - die erste ganz Spaniens, wie Estanislao de Mata versichert. Dort könne der Kunde bei Kanapees und Getränken darauf warten, dass sein Gepäck zum direkt vor der Tür wartenden Auto gebracht werde und sich vor dem Rückflug die Zeit mit Fernseher und Internetanschluss vertreiben. Ebenfalls neu sei der Schlüsselsafe mit Kartenleser, der auch dann eine Abgabe ermöglicht, wenn die Mietstation am Flughafen nicht besetzt ist.

Auch bei Hasso gibt es Neues: „Unser neues Büro in Can Pastilla liegt noch näher am Flughafen, die Gäste werden mit einem ständig rotierenden Shuttle-Bus dorthin gebracht und haben so keine Wartezeiten." Zudem könnten die Kunden nun erstmals ihre Koffer in den Räumlichkeiten des Vermieters unterstellen - das sei gerade am letzten Tag ein oft gefragter Service, da die Urlauber bis 12 Uhr ihr Hotelzimmer verlassen müssten, die Koffer beim Ausflug in die Stadt aber nicht im geparkten Auto lassen wollen.

Nichts geändert hat sich hingegen an den Empfehlung des Online-Mietportals, betont Sprecher Bechtel: „Schon bei der Buchung sollte man genau hinschauen, was zum Beispiel den Umfang der abgeschlossenen Versicherung betrifft. Da ja meist eine gewisse Zeit zwischen Buchung und Reisebeginn liegt, sollte man sich im Flugzeug noch einmal in aller Ruhe durch­lesen, was man genau gebucht hat", um so unschöne Überraschungen am Flughafen zu vermeiden.

Service: So finden Sie Mietwagen auf Mallorca