Im Ortskern von Santanyí sind gerade die Bauarbeiter zugange: Die Plaçeta de Sa Porta Murada wird verschönert. „Bis Gründonnerstag sind wir fertig", verspricht Bürgermeister Llorenç Galmés - und rattert eine lange Liste von Bau­projekten in sämtlichen Ortsteilen der Gemeinde im Südosten herunter. Cala d´Or zum Beispiel: Dort wurde die Plaça Costa modernisiert, neue Straßenlaternen, Spielplätze und Sportanlagen sollen den Ortsteil aufwerten. Und allein 1,2 Millionen Euro fließen in die Modernisierung und Erweiterung des Sportzentrums bei Cala Figuera.

Der PP-Politiker, der vor zwei Jahren das Zepter von Vorgänger Miquel Vidal übernommen hatte und mit bequemer absoluter Mehrheit regiert, macht sich angesichts der ausgeführten Projekte - „wir haben 95 Prozent des Wahlprogramms erfüllt" - demonstrativ keine großen Sorgen um die Wiederwahl im Mai. Hier in ­Santanyí haben die Konservativen eine solide Basis und wissen auch viele der rund tausend deutschen Residenten auf ihrer Seite, wie Galmés sagt. Sein Ziel sei erneut die absolute Mehrheit, alles andere sei uninteressant.

Hinzu kommt, dass die Finanzsituation im Vergleich zu anderen Kommunen vorbildlich ist. „Wir geben nicht mehr aus, als wir einnehmen", lautet das Mantra des mit 31 Jahren zweitjüngsten Bürgermeisters Mallorcas. Deswegen habe man auch die Grundsteuer zwei Prozent senken können. Ganz ohne Schulden ist freilich auch ­Santanyí nicht - ein bestehender 3-Millionen-Euro-Kredit sei jedoch bis 2017 zurückgezahlt, so Galmés.

Die Oppositionsparteien haben es in Santanyí nicht leicht. Bürger­meister Galmés hat für das zersplitterte linke Spektrum nur ein müdes Lächeln übrig und zeigt sich auch angesichts neuer Parteien - „stimmt, da gibt es zwei junge Männer, die sagen, dass sie von Podemos sind" - siegesgewiss. Größte Oppositionsgruppe sind die Sozialisten (PSOE). Sie stellen aber derzeit nur drei Gemeinderäte - sieben weniger als die PP. Kandidat Juli Fuster verweist auf ein dichtes Netz von Abhängigkeiten, das im Laufe der Jahre entstanden sei, und setzt hier bei seiner Kritik an. „Wir kritisieren vor allem, wie die Entscheidungen getroffen werden", so der Mediziner, der als Hausarzt im Gesundheitszentrum von Badia Gran (Llucmajor) arbeitet, aber im Küstenort Cala Figuera wohnt.

Als Beispiel nennt der 59-Jährige den kürzlichen Kauf des Konvents von s´Alquería Blanca, der für Verwaltungsräumlichkeiten und soziale wie kulturelle Veranstaltungen genutzt werden soll. Die Informationen habe man erst sechs Tage vor der Abstimmung im Plenum erhalten - zu wenig Zeit, für eine eingehende Prüfung.

Vergessenes Cala Figuera

Als einseitig kritisiert der Sozialist zudem die Verschönerungs­aktionen in der Gemeinde. Während das Dorfzentrum von Santanyí in der Tat inzwischen schön hergerichtet sei, und der Markt wie auch die lokale Gastronomie gut liefen, sei Cala Figuera links liegen gelassen worden. Die meisten Hotels seien geschlossen, Bauruinen verschandelten die Landschaft und seien zum Teil eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit. Der Ort habe einen beispiellosen Niedergang erlebt. „Früher gab es einmal drei Discos und drei Bowling-Bahnen", so Fuster, „geblieben ist davon gar nichts". Hier sei die Gemeinde gefordert, etwa Anreize für neue Investitionen zu schaffen.

Das Problem der Gleichbehandlung der Ortsteile würde Jaume Amengual von der Oppositionspartei Esquerra, die zusammen mit Més und Podemos mit der Liste Alternativa antritt, mit einem eigenen Distrikt etwa für Cala d´Or lösen - eine Art Selbstverwaltung, wie sie bereits im Fall von Colònia de Sant Jordi (Ses Salines) oder Porto Cristo (Manacor) existiert. Auch anderswo sollten die Betroffenen vor Ort mitreden könnten, fordert Amengual.

Leidige Wasser-Probleme

Nicht so rosig sieht es in der Gemeinde zudem beim Thema Wasserversorgung aus - die Qualität lässt ähnlich wie in anderen Gemeinden des Südostens vor allem wegen zu hoher Nitratwerte zu wünschen übrig. Bürger­meister Galmés spricht vom Wasser als größtem Problem der Gemeinde und hat auch hier eine Liste von Dingen parat, die man unternommen habe: Probebohrungen hätten ergeben, dass keine neuen Brunnen möglich sind. Man habe sich mit den Konzessionsfirmen sowie Vertretern der Landesregierung zusammengesetzt, Kampagnen zum Wassersparen gestartet und sogar eine Studien­reise ins katalanische Palamós unternommen, um sich ein Filtersystem zur Senkung der Nitratwerte anzusehen, das die Probleme lösen könnte. Der PP-Politiker verweist zudem auf eine neu verlegte Leitung, mit der ein Drittel der Einwohner von Cala d´Or mit Wasser aus Manacor versorgt werde. Und schließlich habe man der Landesregierung ein Grundstück angeboten, um dort eine neue Entsalzungsanlage zu bauen.

Passiert sei letztendlich wenig, obwohl das Problem schon lange bekannt sei, hält Oppositionspolitiker Fuster dagegen. Es sei „absurd", mehr als eine Million Euro für ein Sportzentrum auszugeben, wenn gleichzeitig ein Großteil der Wasserrohre marode sei - hier könne die Gemeinde sofort tätig werden, ohne auf andere Institutionen angewiesen zu sein. Er plädiert zudem dafür, das Netz zur Wasserversorgung so auszubauen, dass letztendlich Wasser von der Sa-Costera-Quelle an der Nordküste aus den Wasserhähnen in Santanyí fließen kann.

Buhlen um die Ausländer

Zugute hält sich die PP zudem eine aktive und hochkarätige Kultur­politik. Den Ruhm der örtlichen Orgel - sie gilt als eine der zehn besten Europas - werde man nutzen, um ein Orgelkonzert pro Woche anzubieten, so Bürgermeister Galmés. Gerade die Deutschen schätzten diese Initiativen, die Gemeinde sei ein Vorbild, wie man gutsituierten Ausländern ein zweites Zuhause biete. Sehr wahrscheinlich, wenn auch noch nicht offiziell, sei denn auch eine deutsche Kandidatin auf der PP-Liste, so der Bürgermeister, der von sich sagt, viele deutsche Freunde zu haben.

Natürlich bemühen sich auch die anderen Parteien um die Stimmen der Ausländer. Gabriel Vidal, Kandidat der Regionalpartei Pi, in der CxI und die Lliga Regionalista aufgehen, spricht von einer kosmo­politischen Gemeinde, in der man Kultur und Sprache mit allen teilen wolle. Und die linksrepublikanische Esquerra, die immerhin eine Holländerin aufstellen wird, will sogar einen fremdsprachigen Teilzeit-­Mitarbeiter für Beratungsstunden im Rathaus einstellen.