Martí Torres ist so, wie man sich einen Dorfbürgermeister vorstellt: Wenn er über den Hauptplatz von Santa Margalida geht, grüßt ihn jeder, klopft ihm auf die Schulter oder ruft ihm etwas zu. Dabei wurde der Politiker der konservativen Volkspartei (PP) vor vier Jahren in die Opposition verbannt. „Dabei hatten wir sogar 15 Prozent zugelegt", sagt Torres.

Das Problem: Can Picafort Unit (CPU), Lobbyist für den Küstenort der Gemeinde und traditioneller Bündnispartner der PP, büßte 2011 einen Gemeinderat ein und ermöglichte so eine Mitte-Links-Minderheitsregierung. „Ein wacklige Angelegenheit, die nur zum Ziel hatte, die PP in die Opposition zu schicken", so der 40-Jährige Torres. Man habe denn auch eine besonders konstruktive Oppositionspolitik betrieben, um die Regierungsfähigkeit im Rathaus zu bewahren.

Dort sieht Bürgermeister Antoni Reus (Independents) die Sache freilich anders - das Wahlbündnis Suma, das die Unabhängigen mit den Sozialisten schlossen, habe sich bewährt und könnte Vorbild für so manch andere Gemeinde sein, wo am 24. Mai die absolute Mehrheit der Konservativen wackeln dürfte. Indirekt habe man sogar die Partei Podemos an Bord - Mitglieder, die sich auf lokaler Ebene für die Independents engagierten, sympathisierten auf Regional- und Landesebene mit der linken Newcomerpartei.

Mehr Sauberkeit, bitte

Der 36-jährige Reus wirkt in seiner zurückhaltenden Art so ganz anders als viele Bürgermeister Mallorcas. In den vergangenen vier Jahren, in denen zunächst noch der Sozialist Miquel Cifre regiert hatte, waren ohnehin vor allem Buchhalterqualitäten gefragt. Jetzt sind zwar die Bank- und Lieferanten­schulden von 12 Millionen Euro restlos abgebaut, aber mit der Sauberkeit auf den Straßen und der Instand­haltung der Infrastruktur steht es nicht zum Besten.

„Die Gemeinde ist vollkommen verwahrlost und verschmutzt", kritisiert Bernat Amengual, Spitzenkandiat von CPU - und zwar nicht nur in Can Picafort. Ins gleiche Horn stößt PP-Mann Torres: „Der Schuldenabbau ist keine Entschuldigung für die Zustände." Dass es mit der Sauberkeit nicht zum Besten steht, weiß auch Reus, verweist aber auf einen bestehenden Konzessions­vertrag mit der Reinigungsfirma, der erst im kommenden Jahr auslaufe. Das werde die Chance sein, endlich für Ordnung zu sorgen - im Dorf Santa Margalida, vor allem aber zur Haupt­saison in der Urlauberhochburg Can Picafort sowie in der Strandsiedlung Son Serra de Marina.

Kritik an mangelnder Instandsetzung sei mit die häufigste Klage ausländischer Residenten, so Reus - immerhin knapp 1.000 Deutsche sind in der Gemeinde gemeldet. Eines der Hauptprojekte laute deswegen: Straßen ausbessern, Laternen erneuern, die Wasser­leitungen flicken, in denen rund 30 Prozent des Wassers versickere. Und da auch die Wasserqualität in den Küstenorten massiv zu wünschen übrig lasse, wolle man neue Brunnen in größerer Entfernung zum Meer erschließen oder eine Leitung zur Entsalzungsanlage von Port d´Alcúdia bauen. Jetzt, da der Haushalt in Ordnung gebracht sei, könne man diese Projekte zügig anpacken, verspricht der Bürgermeister.

Es ist aber nicht so, dass gar nichts investiert worden wäre. Auf dem Friedhof gibt es jetzt Nischengräber, am Sportgelände entsteht ein neues Schwimmbad für 200.000 Euro - ein Ersatz für einen Bau, um dessen Baumängel noch immer ein Rechtsstreit schwelt. Und archäologische Arbeiten auf der Museums­finca Son Real, in der dortigen Nekropolis, wurden mit 80.000 Euro finanziert. Reus verweist zudem auf die erste Ausrichtung eines Oktoberfestes in Can Picafort - eine Initiative, mit der man auch die ausländischen Residenten der Gemeinde stärker einbinden wolle.

Oppositionsführer Torres verspricht einen Ausbau der bestehenden fremdsprachigen Betreuung und nennt als weitere geplante Projekte den Bau eines neuen Schulgebäudes in Can Picafort, eines Gesundheitszentrums in Santa Margalida sowie den Ausbau der von Schlaglöchern übersäten Landstraße nach Llubí - freilich alles Projekte, bei denen auch Landesregierung und Inselrat mitspielen müssen.

Einigkeit über Parteigrenzen hinweg herrscht bei der Ablehnung der Pläne für eine neue Kläranlage in Can Picafort - diese soll nach dem Willen der Landesregierung die in die Jahre gekommene Anlage von Playa de Muro entlasten. Das dortige Schlammteichverfahren stößt vor allem zur Hauptsaison an seine Grenzen. Die Parteien im Gemeinderat von Santa Margalida fordern deswegen statt dem Neubau eine Modernisierung der bestehenden Kläranlage.

Investitionen in Can Picafort

Sichtbar etwas getan hat sich vor allem an der Küstenpromenade von Can Picafort: In zwei Phasen wurde jeweils während des Winterhalbjahres unter anderem der in die Jahre gekommene Straßenbelag erneuert und die Touristen-­Information verlagert. „Die Plaça Cervantes ist jetzt deutlich attraktiver", so Reus. Das gefällt zwar auch Herausforderer Torres, er mahnt aber, dass es nun Zeit sei, auch jenseits des Boulevards zu investieren - und zwar in Absprache mit den örtlichen Einzel­händlern und Gastronomen.

Can Picafort mit seiner inzwischen doppelt so hohen Einwohnerzahl wie Santa Margalida spielt eine Schlüsselrolle. Die CPU gilt - neben der ebenfalls antretenden Regionalpartei Pi/Convergència per les Illes mit Spitzenkandidat Joan Monjo - als wichtiger Mehrheitsbeschaffer, der bislang vor allem der PP die Treue hielt. Inzwischen ist man aber flexibel, wie CPU-Kandidat Bernat Amengual betont: „Wir sind offen für alle Koalitionen."