Der Wahlkampf auf Mallorca hat begonnen. Mit der traditionellen Vorstellung der Wahlkampfplakate am Donnerstag (3.12.) läuteten die großen Volksparteien, aber auch die aufstrebenden neuen Parteien den Kampf um die Gunst der Wähler ein, die am 20. Dezember über die Zusammensetzung des spanischen Parlaments entscheiden werden. Der Urnengang wird aber auch ein Gradmesser, wie es um die Machtverhältnisse auf den Balearen und das im Umbruch begriffene Parteienspektrum bestellt ist.

Teilten sich bislang Konservative und Sozialisten die acht den Inseln zustehenden Mandate, haben diesmal gleich fünf Parteien Chancen auf ein Ticket nach Madrid. Als praktisch sicher gilt, dass die beiden Newcomer-Parteien Ciudadanos und Podemos auch auf den Balearen den Volksparteien Mandate abnehmen. Erstmals könnte es zudem die Regional­partei Més per Mallorca in das spanische Parlament schaffen.

So sehr das politische System Spaniens nach dem Vorbild Deutschlands strukturiert ist, so deutlich sind die Unterschiede im Wahlrecht. Zum einen gibt es keine Erst- und Zweistimmen, also keine Direktkandidaten. Zum anderen werden die Stimmen auf Provinz­ebene - also den Balearen - ausgezählt. Das hat Vorteile für die Volksparteien, da die Stimmen aller kleinen Parteien, die in der jeweiligen Provinz kein Mandat erringen, unter den Tisch fallen. Andererseits kann so großen Regionalparteien der Sprung ins Parlament gelingen.

Trotz dieser Vorteile sieht es für die Volkspartei (PP) schlecht aus - von fünf Mandaten auf den Balearen dürfte sie mindestens zwei verlieren - eine am Donnerstag (3.12.) vorgestellte Umfrage des Sozialinstituts CIS prognostiziert zwei bis drei Sitze. Zwar haben die Konservativen mit Palmas Ex-Bürgermeister Mateu Isern einen in der Bevölkerung beliebten Spitzen­kandidaten aufgestellt - er setzte sich bei erstmals abgehaltenen Vorwahlen durch. Allerdings erwies sich die demokratische Premiere als Schuss in den Ofen: Die Madrider Parteiführung legte gegen den auf Platz vier aufgestellten Álvaro Gijón ihr Veto ein. Der frühere Tourismusdezernent Palmas, der dem Lager des abgewählten Landespremiers José Ramón Bauzá zugerechnet wird, verzichtete nach anfänglichem Protest auf seine Kandidatur.

Die Sozialisten schicken mit Ramon Socias einen altgedienten Politiker ins Rennen und können statt mit drei nur noch mit ein oder zwei Mandaten rechnen. Der frühere Delegierte der Zentralregierung auf den Balearen, der seit seiner Ablösung 2012 wieder als Arzt in

Sóller praktizierte, geht vor allem mit Reformvorschlägen zur Regionen­finanzierung und zum Föderalismus ins Rennen, blieb im beginnenden Wahlkampf jedoch farblos.

Podemos dagegen startet mit einem Überraschungskandidaten in den Wahlkampf: Die Protestpartei hat Juan Pedro Yllanes als Spitzenmann gewonnen. Der Richter, der sich in Korruptionsprozessen einen Namen gemacht hat, sollte im Januar eigentlich dem Prozess im Fall Nóos vorsitzen, in dem sich auch Infantin Cristina verantworten muss. Nun hat er eine Auszeit beantragt. Zuvor war Untersuchungsrichter José

Castro im Gespräch, der im selben Fall ermittelte. Da er aber seine Rente um zwei Jahre verschiebt, wurde nichts aus der Kandidatur. Podemos kann auf zwei Mandate hoffen.

Zu den Gewinnern dürften auch die Ciudadanos zählen, Spaniens aufstrebende Reformpartei im konservativen Lager. Insel-Spitzenkandidat Fernando Navarro kann von der medialen Omnipräsenz des Parteiführers der Ciudadanos in Spanien, Albert Rivera, profitieren, der am Freitag auch zu einem Wahlkampfauftritt auf Mallorca erwartet wurde. Navarro selbst steht stellvertretend für die Abwanderung unzufriedener Wähler der Volkspartei.

Zum Comeback könnten die Wahlen für Toni Verger von Més per Mallorca werden. Der frühere Generaldirektor unter Mitte-Links im Verkehrsministerium hat sich erfolgreich gegen eine Anzeige der PP wegen angeblicher Korruption gewehrt und holte bei den Vorwahlen 75 Prozent der Stimmen. Jetzt könnte er zum ersten Vertreter der linksökologischen Regionalpartei im Madrider Parlament werden. Wenig Chancen dagegen werden Jaume Font von der Regionalpartei El Pi zugerechnet. /ff