Sägespäne rieseln in den mit Kiefernnadeln übersäten Sand, Bohrmaschinen heulen auf, es riecht nach frisch aufgetragener Farbe. Dass im S´Embat noch die letzten Aufhübschungsarbeiten laufen, während in anderen Jahren bereits die rauschende Saison-Opening-Party über die Bühne gegangen war, liegt nicht am zeitlichen Verzug, sondern schlichtweg an der Parkplatznot. Wenn die Gäste ihr Auto nicht abstellen könnten, könnten sie auch nicht feiern, so einfach sei das, sagt Manuel García, der Wirt der Hippie-Bar in Ses Covetes am Es-Trenc-Strand. Das für den 22. Mai geplante traditionelle Eröffnungskonzert mit mehreren Bands hat er abgesagt.

Wenn ihm die Besucher wie in den Vorjahren zu Hunderten die Bude eingerannt hätten, wäre das Verkehrschaos programmiert gewesen. „Das wollte ich den Anwohnern nicht zumuten", sagt García. Eröffnen wird er trotzdem, nun eine Woche später, in kleinerem Rahmen mit lediglich einer Musikgruppe - und der nicht nur leisen Vorahnung, dass sich das Szenario der vergangenen Saison wiederholen wird.

Nachdem der Inselrat im Herbst 2014 die beiden Großparkplätze von Ses Covetes, die ohne Genehmigung mitten in der unter Schutz stehenden Dünenlandschaft errichtet wurden, geschlossen hatte, kam es im­vergangenen Sommer zu chaotischen Zuständen. Vor allem an den Wochenenden musste immer wieder die Polizei anrücken, um die Autoschlangen zu bändigen. Nicht selten blieb den Beamten keine andere Wahl, als die komplette Zufahrtsstraße in das Küstenörtchen zu sperren. Und Manuel García sah sich gezwungen, seine Bar nicht mehr schon mittags, sondern erst um 16 Uhr zu öffnen, wenn sich die Parksituation allmählich wieder entspannte.

Seitdem ist guter Rat teuer - zumal die linke Landesregierung nun auch noch fest entschlossen ist, das Gebiet am Es Trenc zum offiziellen Naturpark zu erklären. In den Plänen sind zwar Parkplätze vorgesehen, doch die würden im Leben nie ausreichen, ist Francisco, der Wirt der Bar Ran del Mar, überzeugt. „Hier im Ort war früher Platz für 1.500 Autos", erklärt er. Und das sei angesichts der bis zu 8.000 Tagesbesucher an Hochsommertagen auch nötig gewesen. „Wie will die Regierung all diesen Leuten nun klarmachen, dass sie nicht mehr nach Es Trenc kommen sollen, wo sie den weißen Sand doch schon vom Flieger aus gesehen haben", fragt sich der Mallorquiner. „Das ist Tourismus, das lässt sich nicht stoppen."

Auch von den Naturpark-Plänen hält Francisco nicht viel. „Es Trenc ist schon lange ein Schutzgebiet, und seit die hässlichen Ruinen weg sind, ist doch alles perfekt", sagt er in Anspielung auf die niemals fertiggestellten Apartmentblocks in vorderster Meeresfront, die 2013 nach 20-jährigem Gerichtsstreit endlich abgerissen wurden.

Auch Sebastià Sagreras (PP), der Bürgermeister der Gemeinde Campos, zu der Ses Covetes gehört, hat bereits kritisiert, dass die ­vorgesehenen Parkplätze unzureichend seien - zumal sie ohnehin noch Zukunftsmusik sind. Wo all die Strandbesucher in diesem Sommer parken sollen, ist deshalb auch dem Rathauschef ein Rätsel. „Wir haben hierzu keinen Neuigkeiten", muss er eingestehen - und rät zu einer Nachfrage im Umweltministerium, die hätten schließlich Shuttle-Busse ins Spiel gebracht, um den Badegästen das teils kilometerlange Laufen bei 35 Grad und mit Kindern und Kühlboxen im Schlepptau zu ersparen.

Ja, die Pläne gebe es, bestätigt die Sprecherin des Umweltministeriums, aber noch keinen konkreten Zeitplan für die Umsetzung. Zunächst habe man schließlich alle Hände voll zu tun mit der Auswertung der 101 Eingaben, die während der öffentlichen Auslegung der Naturpark-Pläne im Ministerium eingereicht wurden. „Wir machen uns damit viel Arbeit, und das freiwillig, um maximalen Konsens zu erreichen", so die Ministeriumssprecherin. Mit der für Mai anvisierten Vorlage des Gesetzesentwurfs im Parlament wird es somit nichts mehr werden. Wann es stattdessen so weit sein soll, ist derzeit ebenfalls unklar.

Dass die politischen Entscheidungen mal wieder auf sich warten lassen, überrascht Alejandro Sureda, den Betreiber des Restaurants Noray, wenig. Wütend macht es ihn trotzdem. „Heute gingen mir zehn Tische durch die Lappen. Die Leute mussten wieder fahren, weil sie keinen Parkplatz gefunden haben", schimpft er. Und wenn schon Ende Mai um die 200 kostenpflichtigen ORA-Stellplätze - derzeit die einzige Parkmöglichkeit in Es Trenc - gekämpft werde, möchte man sich das Drunter und Drüber im Juli und August gar nicht vorstellen.

Zugangsbeschränkungen oder gar ein Besucherlimit hält Sureda dennoch für undenkbar - und angeblich nicht nur, weil seine Bar ausgerechnet am Es Trenc liegt. „Wenn die Leute nicht mehr an diesen Strand kommen können, dann gehen sie eben an einen anderen, in Colònia de Sant Jordi oder Alcúdia, und machen dort die Landschaft kaputt", erläutert er. Sollte es den Politikern tatsächlich um den Schutz der Umwelt gehen, müssten sie in seinen Augen andere Maßnahmen erwägen. „Dann darf man vielleicht einfach nicht mehr so viele Menschen auf die Insel lassen", sagt Sureda.

Ein bisschen weniger Andrang wäre auch so manchem Anwohner lieb. „Letztes Jahr wurde für uns jeder Einkauf zum Hindernislauf", erzählt Catalina, die als Residentin zwar einen Passierschein bekam und trotz Straßensperrung bis zu ihrem Haus vorfahren durfte. „Aber was bringt mir das, wenn sich alles staut." Viele ihrer Nachbarn, die Apartments an Urlauber vermieten, seien zudem besorgt, dass das Verkehrschaos bald auch den Gästen zu viel werde und diese sich andernorts nach einer Unterkunft umsehen.

Für Unmut im Dorf sorgen auch die Enteignungen, die die Gemeinde Campos plant, um im Auftrag des Umweltministeriums den in den Naturpark-Plänen vorgesehenen Parkplatz anzulegen - und später auch zu betreiben, was dem Rathaus üppige Einnahmen bescheren wird. Während die Gemeindeverwaltung dennoch Ausgleichszahlungen zum Begleichen der Enteignungskosten von der Regierung fordert, haben sich die betroffenen Grundstücks­eigentümer inzwischen zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen, um sich gegen die Pläne zur Wehr zu setzen.

Manuel García und seine Mitstreiter von der Bar S´Embat werkeln indes fleißig weiter. „Wir wollen unser Chiringuito umweltfreundlicher machen", sagt García. Etwa mit fest installierten Aschenbechern, Pfand- statt Einwegbechern aus Plastik oder einer höheren Schallschutzwand, damit die Nachbarn weniger von der Musik belästigt werden. Ob er in diesem Sommer wieder ab mittags öffnet, wisse er noch nicht. „Ich hoffe, dass sich bald eine Lösung findet." Im S´Embat, das es 2015 in die Liste der zehn besten Strandbars Spaniens schaffte, stecke schließlich viel Herzblut. „Es kostete uns viel, dahin zu kommen, wo wir sind." Und es wäre schade, wenn sein Projekt nun, im elften Jahr, am leidigen Parkplatzdilemma scheitern würde.