Die Putzfrau schaut etwas erstaunt, als der leitende Manager des Flughafens mitsamt Reporter und Fotografen das Herren-WC aufsucht - die Pressesprecherin muss draußen warten. Während andere Toiletten wegen Bauarbeiten noch mit Sperrholzwänden verstellt sind, kann Diego Llorca hier im Abflug­bereich D bereits das Pilot-WC vorstellen. Er zeigt auf das indirekte blaufarbene Licht, das eher an eine Cocktailbar erinnert, und führt die Sensoren von Seifenspender und Handfön vor. „Nach und nach werden wir alle 200 Toiletten auf dem Airport umrüsten", so der Manager.

Die Umwandlung der Toiletten ist nur ein Beispiel von vielen für die derzeitigen Investitionen. Die jährlich bis zu 70 Millionen Euro, die die spanische Flughafenverwaltung Aena auf Palmas Airport Son Sant Joan in die Hand nimmt, fließen weniger in die Erweiterung der Kapazitäten - diese seien trotz der Passagierrekorde ausreichend -, sondern sollen vielmehr dem Komfort der Passagiere zugutekommen. Mit anderen Worten: viele kleine Dinge, für deren Inbetriebnahme kein Band vor der versammelten Presse durchgeschnitten wird, die aber Vielfliegern auffallen dürften.

Die Entscheidung darüber, was auf dem Insel-Airport investiert wird, fällt allein in Madrid, bei der staatlichen Flughafenverwaltung Aena, die - anders als in Deutschland - landesweit für praktisch alle aeropuertos zuständig ist. Llorca betont jedoch, dass es mit dem 2015 eingeleiteten Qualitätsplan „Palma de Mallorca 365" ein individuelles Konzept für Son Sant Joan gebe - nach Madrid und Barcelona der wichtigste Flughafen Spaniens. Grundlage seien Umfragen unter Passagieren, aber auch Rückmeldungen der Airlines.

Schön bunt und ganz groß

Ein Kritikpunkt ist vor allem, dass Passagiere auf dem Großflughafen mit seinen endlosen Gängen immer wieder Orientierungs­probleme haben. Diesen beikommen will Aena mit einem Farbleitsystem sowie überlebensgroßen Schildern, die man - so das Kalkül - gar nicht mehr übersehen kann.

Das Ergebnis ist bereits im Abflugbereich A zu sehen, dem Terminal, von dem aus Flüge in Länder außerhalb des Schengen-Abkommens abgewickelt werden. Da es im Winter geschlossen ist, konnten hier problemlos sämtliche Schilder ausgetauscht werden. Ein knallig leuchtendes Blau ersetzt nun das frühere Dunkelbeige. Die Idee: Jedes Terminal soll auf den ersten Blick an seiner Farbe erkennbar sein. Die Nummern der Fluggaststeige füllen nun zudem die gesamte Höhe zwischen Ausgang und Decke. Wo früher dezente Schilder darauf hinwiesen, wohin ein Aufzug führte oder wo es zur Gepäckausgabe geht, bedecken die Lettern und Symbole die gesamte Wand.

Dasselbe gilt übrigens für die Kennzeichnung der Toiletten - Symbole für Männlein und Weiblein reichen vom Boden bis fast zur Decke. „Die Frage nach dem Weg sollte jetzt eigentlich der Vergangenheit

angehören", meint Llorca. Die Schilder sind zudem nicht nur größer, sondern auch zahlreicher: In Terminal D wurden die ersten Säulen mit farbiger Folie verhüllt und tragen die Nummer des angrenzenden ­Flugsteigs. Für eine weitere Neuerung muss man im Tageslicht die Augen anstrengen: Die Glasfassaden im Wartebereich wurden mit einer perforierten Vinylfolie beklebt, die tagsüber praktisch transparent ist, nachts aber angestrahlt wird und dann neben idyllischen Mallorca-Landschaften ebenfalls die Nummern des Flugsteigs zeigt - natürlich überlebensgroß.

Die Hitze bleibt draußen

Die Folie reduziert aber auch die Sonneneinstrahlung und somit die Kosten für die Klimaanlage. Auch im Bereich vor den Check-in-Schaltern im Obergeschoss, wo es bislang die meisten Klagen über zu hohe Temperaturen gab, sowie an zahlreichen weiteren Orten wurden am Glasdach Folien aufgeklebt, um die Strahlungswärme einzudämmen. Weiterhin kommen an mehreren Eingängen auch Doppeltüren sowie Luftschleier zum Einsatz - bei dem System, das Kunden vor allem aus großen Kaufhäusern kennen, verhindert ein starkes Gebläse den Austausch der unterschiedlichen Luftmassen.

Ob die Maßnahmen wirksam sind, kann Aena-Manager Llorca mit einem Blick auf seinen Bildschirm sehen. An diesem Freitag Anfang Juni werden für die verschiedenen Bereiche des Airports Werte zwischen 23,8 und 24,3 Grad angezeigt. Wenn es dem ein oder anderen Passagier oder Angestellten dennoch in den kommenden Wochen zu heiß werde, liege das an den gesetzlichen Vorgaben, meint Llorca: Die Klimaanlagen dürften nur bis 26 Grad herunterkühlen.

Kein Stress bei der Kontrolle

Ins Schwitzen kommen Passagiere bei der Sicherheitskontrolle: Hosentaschen leeren, Gürtel herausfummeln, Schuhe ausziehen - das Procedere bedeute für nicht wenige Passagiere Stress, meint der Aena-Manager. Deswegen wolle man mit einem neuen Design auch diesen Bereich neu gestalten. Details stünden aber noch nicht fest.

Dass es bereits jetzt etwas entspannter zugeht und laut Aena 97 Prozent der Passagiere weniger als zehn Minuten für die Kontrolle benötigen, liegt an zusätzlichen Sicherheitsschleusen - ihre Zahl wurde auf beiden Seiten des Zugangs im Obergeschoss von sechs auf acht erhöht, die für das Passieren benötigen Minuten erscheinen zudem in Echtzeit auf Bildschirmen. Die bisher manuelle Kontrolle der Boardingpässe übernimmt ein Scanner, auch deren Zahl wird weiter erhöht. Zudem ist die Sicherheitsschleuse jetzt länger. Das Kalkül: Je mehr Zeit zum Taschenentleeren, desto weniger wird vergessen und desto seltener piepst der Scanner.

Gelassenheit trotz Ansturm

Bereits jetzt im Juni sind alle Schleusen in Betrieb. An diesem Freitag starten und landen 705 Flugzeuge, „solche Zahlen hatten wir vergangenes Jahr erst im Juli", meint Llorca. In diesem Sommerhalbjahr werden auf Son Sant Joan 26,4 Millionen Passagiere erwartet - 16,5 Prozent mehr als 2015. Im Schnitt ist das ein Flieger alle zwei Minuten. Der Flughafen werde mit den Massen aber dennoch fertig, weil sich die Reisenden inzwischen fast auf die gesamte Woche verteilen, statt sich wie früher auf Freitag und Samstag zu konzentrieren - dann, wenn viele neue Pauschalreisegruppen ankommen. Engpässe sind laut Aena in der Regel nur dann zu erwarten, wenn Urlaubergruppen

unpünktlich abgeliefert werden.

Neues Mobiliar fürs Terminal

Angesichts des Hochbetriebs in der Hauptsaison müssen viele Arbeiten auf das Winterhalbjahr verlegt und auf mehrere Phasen verteilt werden. Bis nächstes Jahr sollen dann noch alle rund 20.000 Sitzgelegenheiten auf dem Airportgelände erneuert werden - dass die jetzigen Stuhlreihen aus kaltem Metall nicht wirklich bequem sind, räumt Llorca unumwunden ein. Bereits jetzt wurden zahlreiche Bänke, Aschenbecher und Papierkörbe im Außenbereich erneuert, so auch auf der Solarium genannten Außenterrasse, wo zudem 40 Olivenbäume gepflanzt wurden. Stolz ist man zudem auf neue Spielzonen in allen Terminals und die 50 neuen Wickeltische, aber auch den erweiterten Service für Passagiere mit ­eingeschränkter Mobilität - der Schalter wurde ­vergrößert und direkt neben die Sicherheitskontrolle platziert.

Und trotzdem gibt es Klagen

Bei der Modernisierungsoffensive gibt es freilich auch Schönheitsfehler - dazu gehören weiterhin Übersetzungsfehler auf den Schildern. Der Handfön im WC heißt „trocken", die Raucher- wird mit der Shoppingzone verwechselt.

Nichts ändert sich zudem am Hauptärgernis der Passagiere, den langen Wegen. Na ja, ein bisschen schon, meint Llorca. „Wir wollen zumindest dafür sorgen, dass ihnen die Wege nicht mehr so lang vorkommen." Für unberechtigt hält man bei Aena im Übrigen die Kritik an den Preisen für Essen und Getränke. Bei Wucherpreisen schreite man durchaus ein, ansonsten brauche man den Vergleich mit einem Einkaufszentrum nicht zu scheuen. „Letztens hat sich tatsächlich ein Vertreter des Nikki Beach Clubs bei uns beschwert, dass ein belegtes Brötchen drei Euro kostet."