Zumindest bei den Wahlbeobachtern will sich die Volkspartei (PP) den Schneid nicht abkaufen lassen. Auch wenn sich das Linksbündnis Units Podem Més anschickt, mit den Konservativen auf den Balearen gleichauf zu ziehen, trumpfen diese mit der höchsten Zahl der Helfer auf. 500 Personen würden am Sonntag (26.6.) in Palma vor Ort darauf achten, dass alles mit rechten Dingen zugehe, „damit sind wir wieder die Partei mit der größten Präsenz", heißt es in einer Pressemitteilung. Sie ist womöglich eine Antwort auf einen Bericht in der Zeitung „El Mundo", wonach infolge der Wahlmüdigkeit gerade noch ein Wahl­beobachter für jedes der hundert Wahllokale im Stadtbezirk bereitstehe.

Wenn die Wahllokale am Sonntag zwischen 9 und 20 Uhr ihre Pforten öffnen, kommt es auf jede Stimme der diesmal 772.925 balearischen Wahlberechtigten an (nur Bürger mit spanischer Staatsangehörigkeit dürfen abstimmen). Der Erfolg der Parteien wird dabei weniger in Prozent gemessen, als im Achter-Schema der Mandate, mit denen die Provinz der Balearen im Spanien-Parlament vertreten ist. Die Stimmen werden auf Provinzebene ausgezählt und auf acht der insgesamt 350 Sitze umgelegt.

Die Mehrheitsverhältnisse vom Dezember - drei Mandate für die PP, zwei für die Sozialisten, zwei für Podemos und eines für die liberalen Ciudadanos - dürften sich laut den Umfragen verschieben. Das liegt weniger an einem Stimmungsumschwung als an der gemeinsamen Wahlliste, zu der sich Podemos, Vereinigte Linke und die Regionalpartei Més zusammengeschlossen haben. Die meisten Umfragen gehen davon aus, dass Units Podem Més auf Kosten der Sozialisten einen ­Abgeordneten ­hinzugewinnt. Die Linksformation will sogar die PP übertrumpfen (S. 6.). Weiteren Formationen wie Recortes Cero (Null Kürzungen) oder der Tierschutzpartei Pacma gelten als chancenlos.

Neben einem weißen Stimmzettel für den Abgeordnetenkongress entscheidet ein rosafarbener Zettel über drei Mallorca-Abgeordnete für den Senat, die zweite Kammer. Weitere vier Senatoren, die den Balearen zustehen, werden von den Nachbarinseln gewählt oder vom Landesparlament bestimmt.

Die ersten Prognosen werden kurz nach 20 Uhr veröffentlicht. Wegen den Kanaren, wo die Wahllokale eine Stunde später schließen, und der komplizierten Bündnisfrage wird jedoch eine lange Wahlnacht erwartet.