Ein Ausschuss des Balearen-­Parlaments hat in den vergangenen Monaten über den Umgang mit Cannabis debattiert. Der Més-Abgeordnete David Abril koordinierte die Anhörungen, bei der nicht nur Politiker, sondern auch Ärzte und Marihuana-Fürsprecher wie FAC-Verbandschef David Rabé zu Wort kamen. David Abril ist von Beruf Lehrer. Ihm macht besonders der unkontrollierte Marihuana-Konsum unter Jugendlichen Sorge.

Wie kam es zu dem Ausschuss?

Im Wahlkampf 2015 haben sich die meisten spanischen Parteien gegenüber dem Cannabis-Verband FAC dazu verpflichtet, die Gesetzeslage zu überprüfen. Die Initiative ging aber vom linken Spektrum aus.

Was erhoffen Sie sich von der Arbeit?

Wir möchten Ende Juni drei Gesetzesvorschläge einreichen: für den legalen Gebrauch von Cannabis zu therapeutischen Zwecken, für Präventionsmaßnahmen, denn die Balearen haben den höchsten Cannabis-Konsum aller spanischen Regionen - und für die Regulation der Raucherclubs. Der Schwerpunkt liegt auf dem letzten Aspekt. Es gibt Vereine, die eine gute Arbeit leisten und die Vorschriften von Barcelona auf der Insel etablieren wollen. Aber es gibt eben auch Clubs, die die Gesetzeslücke nutzen, um Geld zu verdienen. Das war beispielsweise beim Green Lemon Club auf Ibiza vor zwei Jahren der Fall.

Wie ist die aktuelle Gesetzeslage?

Konfus. Man darf Marihuana nicht besitzen, aber rauchen - in den eigenen vier Wänden, ohne gesehen zu werden oder jemanden zu stören. Der Anbau ist eigentlich illegal, wird aber für den Eigenbedarf mit zwei bis drei Pflanzen toleriert.

Deutschland und Irland haben den therapeutischen Gebrauch unter strengen Auflagen bereits zugelassen. Spanien hinkt hinterher.

Das ist eine Frage, die auf nationaler Ebene gelöst werden muss. Fünf bis zehn Prozent der Mitglieder von Raucherclubs sind aus therapeutischen Gründen dort.

Sie plädieren für eine umfassende Legalisierung?

Ja, man sollte Cannabis unbeschwert rauchen und sicher kaufen können. Was nicht heißt, dass alles erlaubt wäre. Eine Legalisierung ginge auf jeden Fall einher mit einer höheren Qualität des Marihuanas. Derzeit kommen 99 Prozent des Cannabis vom Schwarzmarkt. Wenn man es in der Apotheke kaufen könnte, wäre die Qualitätskontrolle leichter. Zudem würde ich Cannabis von der internationalen Liste der harten Droge streichen. Man muss der Gesellschaft langsam die Angst vor Marihuana nehmen, die sich durch die lange Zeit des Verbots aufgebaut hat. Besonders die ältere Generation ist skeptisch.

Rauchen Sie selbst Cannabis?

Ich habe hin und wieder geraucht, bin aber kein Mitglied in einem Club.

Mit Ihren Vorschlägen würden Sie den Konsum fördern.

Mir ist egal, dass mehr Leute ­Marihuana rauchen, wenn es sich um einen verantwortungsvollen Konsum handelt. Heute weiß man nicht, was in einem Joint steckt. Da ist Cannabis nicht zwangsläufig die schlimmste Substanz.

Was wird sich durch die Arbeit des Ausschusses konkret ändern?

Ich sehe diese Arbeit als ersten Schritt zur Normalisierung. Allein die Zulassung für den therapeutischen Gebrauch von Cannabis ist ein langjähriger Prozess. Von heute auf morgen ändert sich da nichts. Ich hoffe, dass wir eine Regulation der Clubs wie in Barcelona erreichen können.

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