Miguel Morro ist Vorsitzender der Vereinigung Orígenes (deutsch: Ursprünge), die Fälle von Kindsraub auf den Balearen untersucht. Der angehende Anwalt wurde selbst als Kind verkauft (MZ berichtete) und hat inzwischen seine leibliche Mutter ausfindig gemacht.

Was erwarten Sie sich vom Engagement der Landesregierung?

Das halte ich für positiv. Wir hatten ein Treffen mit Ministerin Tur. Sie hat uns um die Daten der Betroffenen gebeten, um offiziell Erkundungen einzuziehen.

Erwarten Sie mehr als Symbolpolitik?

Das wird das Thema durchaus vo­ranbringen. Es gibt zwar einige Vereinigungen in Spanien, die nicht damit einverstanden sind, dass dafür das Gesetz zur Vergangenheitsbewältigung zum Einsatz kommt (es dient unter anderem zur Öffnung der Bürgerkriegsgräber, Anm. der Red.). Aber das sehe ich anders. Auch der Kinderraub war ein Problem der Franco-Zeit.

Sie wurden in der früheren Clínica Rotger in Palma geboren - auch schon damals eine ­Privatklinik. Da dürfte der Zugriff aufs Archiv schwierig sein...

In solchen Fällen haben wir große Schwierigkeiten. Auch den direkt Betroffenen wird oft kein Zugang gewährt. Aber vielleicht erreicht die öffentliche Hand mehr. Die Balearen sind immerhin die einzige Region in Spanien, in der wir mithilfe der Nationalpolizei weiter­gekommen sind und Informationen erhalten haben.

Erleben wir nach 2011 eine zweite Aufklärungswelle?

In der Tat. Es ist endlich gelungen, den Arzt Vela auf die Anklagebank zu setzen. Unser Ziel ist, dass sich der Oberste Gerichtshof zu der Frage äußert, wann die Fälle verjähren - wird der Zeitpunkt des Delikts zugrunde gelegt oder das Datum, als die Betroffenen davon erfuhren?

Sie haben inzwischen Ihre leibliche Mutter bei Córdoba gefunden. Wie sieht der Kontakt aus?

Ich weiß jetzt endlich, was geschehen ist, es gibt einen DNA-Beweis. Ich habe aber keinen Kontakt zu meiner Mutter - die Wahrheit zu wissen, reicht mir. Jetzt will ich dazu beitragen, dass möglichst viele Fälle aufgeklärt werden. ff