Volles Haus am Montag (18.3.) um 13.30 Uhr in der Feuerwache von Inca. Statt wie üblich sieben sitzen knapp 15 Feuerwehrleute im Besprechungsraum. Die Kollegen aus Alcúdia sind zu Gast. Gemeinsam will man eine neue Vorgehensweise üben, um sich für den Fall zu wappnen, dass ein Team von einem Feuer eingeschlossen wird. Die Stimmung ist gelöst, man diskutiert, lacht, durch die Räume wabert bereits der Duft des herannahenden Mittag­essens, welches sich die Männer selbst zubereiten. Dann heißt es Helme auf! In der Garage besetzen sie ein Löschgruppenfahrzeug und einen geländegängigen Einsatzwagen. Mit heulenden Sirenen geht es über den Hof zum Übungsturm, einer rollt den Schlauch aus, Wasser marsch! Beim Rückzug legen sich die Übungsteilnehmer seitlich vom Löschfahrzeug auf den Boden, mit einem speziellen Spritz-Aufsatz sprüht der Mann am Schlauch einen 360 Grad umfassenden Schutzschirm aus Wasser vor die Truppe - bis der spezielle Aufsatz abfliegt und die Männer ziemlich bedröppelt gucken. „Genau darum machen wir solche Übungen", sagt Pedro Ladaria.

Der 43-Jährige ist der „Cap del Servei de Bombers", Chef der Feuerwachen des Inselrates von Calvià, Llucmajor, Inca, Manacor, Sóller, Artà, Felanitx und Alcúdia. Er hat die neue Vorgehensweise eingeführt. Es gibt neben ihm auch einen unabhängigen Chef der drei Feuerwachen in Palma namens Manuel Nieto. Der bevorzugt vielleicht eine ganz andere Herangehensweise. Feuerwehr ist nicht gleich Feuerwehr auf Mallorca. Für alle gilt aber der Notruf 112.

Es gab auch mal eine Freiwillige Feuerwehr

Von der Gründung 1855 bis in die 80er-Jahre war die Feuerwehr in Palma zuständig für die ganze Insel. Ähnlich wie in Deutschland gab es freiwillige Helfer in den ländlichen Regionen und kleineren Städten, die jedoch keine Wachen hatten, sondern von zu Hause aus losgezogen sind. „1984 wurde die Feuerwehr von Mallorca neu aufgeteilt, mit der Struktur, die wir heute haben", sagt Pedro Ladaria, der das Amt seit zwei Jahren innehat und zuvor für die Notfallzentrale 112 mit Sitz in Marratxí gearbeitet hat.

Heute gibt es in Palma die gut 5.000 Quadratmeter umfassende Hauptwache Son Malferit mit einem Fuhrpark von 35 Fahrzeugen, Fitnessstudio, Schwimmbad, Übungsanlagen, Schlaf- und Kochräumen. Daneben gibt es noch die kleineren Wachen in Sa Teulera und an der Playa de Palma. Mit mindestens 36 Feuerwehrleuten sind diese drei Wachen rund um die Uhr besetzt, zuständig ist die Stadt Palma, die jährlich einen Haushalt von 25 Millionen Euro für diese Aufgabe veranschlagt. Der Inselrat hat 2018 insgesamt 18,93 Millionen Euro für Personal, Fuhrpark (63 Fahrzeuge) und die acht Wachen zur Verfügung gestellt, von der jede über einen Fitnessraum, Werkstatt, Kommunikationsraum und Schlafräume verfügt. Die Gebäude in Calvià, Llucmajor, Inca und Manacor haben auch Manöver-Türme, in denen man mit kaltem Rauch Atemschutzübungen abhalten oder mit den Leiterwagen üben kann. 40 Feuerwehrleute sind rund um die Uhr für den Inselrat im Dienst. „Inselrat und Palma kümmern sich beide um ungefähr 400.000 Einwohner, nur leben die in Palma natürlich viel enger zusammen, die Hauptwache in Palma ist dementsprechend größer", sagt Pedro Ladaria.

Das passiert bei einem Alarm

Gibt es in Son Malferit einen Alarm, informieren Lautsprecherdurchsagen und Lichtsignale die größtenteils aus Männern bestehende diensthabende Truppe. Wie auf den Wachen des Inselrates arbeiten hier nur zwei brandbekämpfende Frauen. Rotes Licht bedeutet, dass es brennt. Weiß, dass etwas in der Größe eines Hauses in Flammen steht und ein Leiterwagen gebraucht wird. Orange deutet auf einen Autounfall hin, Grün steht für einen Flächen- oder Waldbrand. Sind die mit GPS-Sender ausgestatteten Wagen unterwegs, können ihre Wege in der Telefonzentrale auf einem Bildschirm verfolgt und notfalls umgeleitet werden.

„Bei uns geht es etwas familiärer zu", sagt Pedro Ladaria. Erst am Freitag (15.3.) gab es in Inca einen Großbrand, wie er nur einmal im Jahr vorkommt. Zwei Schiffe in einer Industriehalle hatten Feuer gefangen, direkt nebenan befand sich eine Autowerkstatt. Die Meldung ging bei 112 um kurz vor 12 Uhr ein, die Leitzentrale verständigte daraufhin den wachhabenden Dienstleiter in Inca direkt auf dem Handy. „Tagsüber gehen die Anrufe über das Telefon der Wache, aber abends geht das so schneller", sagt Pedro Ladaria. Lichtanlagen oder Sirenen brauche man in der Regel nicht, da man sowieso meistens zusammen ist.

zehn Minuten nach dem Anruf waren die Männer vor Ort und begannen mit den Löscharbeiten. „Gleichzeitig wurde die Wache in Alcúdia alarmiert, da dem Notruf 112 klar war, dass es sich um einen industriellen Großbrand handelt, bei dem mindestens zwei Leiterwagen gebraucht werden", sagt Pedro Ladaria. Dafür gebe es genaue Protokolle, die Pedro Ladaria verantwortet. „Das Schwierige an diesem Einsatz war, dass die Hallen voller leichtentzündlicher Stoffe waren und das Feuer derart intensiv brannte, dass es nicht gelöscht werden konnte", sagt er. Die Wachen aus Manacor, Sóller, Arta und Felanitx kamen als Verstärkung hinzu, um ein Übergreifen der Flammen auf weitere Hallen zu verhindern. Bis um sechs Uhr morgens waren insgesamt 24 Feuerwehrleute im Dauereinsatz. Um acht Uhr kam die nächste, hoffentlich vollzählige Schicht.

Zu wenig Personal

Bei beiden Feuerwehr-Verbunden gibt es Klagen über zu wenig Personal. Um die Mindestbesetzung zu erfüllen, müssen häufig Kollegen von anderen Schichten einspringen. Sechs Millionen Euro müsse der Inselrat für Überstunden aufwenden, die sich angehäuft hätten, schrieb diese Woche etwa die Zeitung „Última Hora". „Diese Zahlen sind übertrieben", sagt Pedro Ladaria. Aber es stimme schon, das immer noch Leute fehlen und Überstunden geschoben werden. Darum würden gerade 24 Anwärter eingestellt. Im September soll ein weiterer Schub von 12 neuen Leuten folgen.

Ein Feuerwehrmann des Inselrates, der namentlich nicht genannt werden möchte, berichtet, dass sich die Stimmung im vergangenen Jahr erheblich verbessert habe. „Es gibt Anfragen, wenn Leute in anderen Wachen fehlen, aber man kann auch Nein sagen". Normalerweise habe man 24 Stunden Dienst und drei Tage frei. Nach 72 Stunden könne man wieder einen Dienst übernehmen, und so sein Brutto-Jahresgehalt von 33.000 Euro etwas aufbessern. Positiv werde unter den Kollegen auch gewertet, dass der mit zehn Jahren ziemlich alte Fahrzeugbestand mit drei neuen Löschfahrzeugen aufgerüstet wird. „Sie sind schon angeschafft worden und stehen vor der Zulassung", bestätigt Pedro Ladaria. Außerdem will der Inselrat eine ganz neue Feuerwache in Santanyí aufbauen. Bisher deckten Llucmajor oder Felanitx dieses Gebiet ab. Eine Baulizenz für das Grundstück an der Ecke Carrer Bernat Vidal i Thomás liege schon vor. Was folgt, sei die Ausschreibung an einen Bauträger.

Gereizte Stimmung bei den Bomberos in Palma

Deutlich gereizter erscheint die Stimmung bei den Kollegen in Palma, die im Oktober 2018 zum Rathaus zogen, um zu demonstrieren. Warum, das verdeutlicht ein kurzer Blick auf die Zahlen. Beide Feuerwehren kümmern sich in etwa um die gleiche Anzahl von Einwohnern. Den Feuerwehrleuten vom Inselrat stehen dabei 228 operative Kräfte zur Verfügung, Palma hat derzeit 190 Löschbeamte, die sich in vier Schichten ablösen. „Wir sollten eigentlich 265 sein", sagt Alex Megías von der Gewerkschaft APBP (Asociación Profesional de Bomberos). Massive Überstunden seien die Folge. Hinzu komme, dass der Altersdurchschnitt derzeit bei 50 Jahren läge.

Auf MZ-Anfrage sagt ein Sprecher der zuständigen Stadträtin Angélica Pastor: „Wir arbeiten daran, die Belegschaft zu erhöhen. In diesem Jahr werden wir zwölf neue Feuerwehrleute einstellen." Durch eine von der Zentralregierung verhängten Ausgabensperre sei nicht mehr drin, man kämpfe mit der Misswirtschaft der Vorgängerregierung.

40 Jahre alter Leiterwagen

„Zwölf Kollegen kommen, aber um die acht gehen in dieses Jahr in Rente", klagt Alex Megías. Zu der Personalknappheit kommen Probleme mit dem durchschnittlich zehn Jahre alten Fuhrpark. Es fehle ein Einsatzwagen mit einer Leiter, die länger als 30 Meter ist. Einer sei bald 40 Jahre im Dienst und dürfe nicht mehr schneller als 50 Stundenkilometer fahren. „In diesem Jahr werden ein Löschfahrzeug und zwei Kleintransporter ausgeliefert", sagt der Sprecher der Stadt. Der fehlende Leiterwagen koste 900.000 Euro, und das Geld müsse erst einmal bereitgestellt werden. Ein bereits beantragter anderer Wagen mit automatischer Leiter habe eine Verspätung von 18 Monaten.

Dennoch: Beide Seiten betonen, dass die Sicherheit der Stadt und der Playa de Palma in guten Händen sei. Die Begeisterung für seinen Job ist Alex Megías anzumerken. „Wir können helfen, das ist ein tolles Gefühl", sagt er. Es sei eine Arbeit fürs Leben mit einer großen Kameradschaft. Was noch fehlen würde, sei, dass sich mehr Frauen den Schritt auf die Karriereleiter der Feuerwehr zutrauen. Immerhin seien unter den neuen Anwärtern wohl ein paar dabei.