Mallorca im Wahlfieber: Am heutigen Sonntag (28.4.) haben insgesamt 36.893.976 Spanier ein neues Parlament gewählt. Die Wahllokale sind seit 20 Uhr geschlossen, jetzt wird ausgezählt.

Es stehen sich zwei Blöcke unversöhnlich gegenüber: Zum einen die Sozialisten mit dem spanischen Mininisterpräsidenten Pedro Sánchez, der zuletzt eine Minderheitsregierung anführte, und die Linkspsartei Unidas Podemos, zum anderen die Volkspartei (PP), die rechtsliberalen Ciudadanos sowie erstmals die rechtsextreme Partei Vox. Auf sie sind alle Blicke gerichtet, laut Umfragen soll sie aus dem Stand mehr als zehn Prozent der Stimmen holen.

Es zeichnet sich eine hohe Wahlbeteiligung ab. Sie lag auf den Balearen um 14 Uhr bei 38,78 Prozent. Bei der letzten nationalen Wahl 2016 lag sie um 14 Uhr bei 34,48 Prozent. Insgesamt haben bereits um 14.00 Uhr 294.069 Menschen auf den Balearen abgestimmt, im Vergleich zu 258.295 Wählern im Jahr 2016. Auf nationaler Ebene betrug die Beteiligung um 14.00 Uhr 41,45 Prozent, im Jahr 2016 waren es 36,87 Prozent.

Es kam zu Teils langen Warteschlangen in den Schulen in Palma. In der Schule Jaume I wollten zeitweise gleichzeitig 1.000 Besucher ihre Stimme abgeben. In der Schule Pius XII wurden sogar die Wahlzettel knapp, sodass die Polizei mehr organisieren musste.

Die Wahllokale waren von 9 bis 20 Uhr geöffnet. Pedro Sánchez hat als erster der Spitzenkandidaten seine Stimme um 9.30 Uhr in Madrid abgegeben auch Pablo Iglesias (Podemos), Albert Rivera (Ciudadanos) und Pablo Casado (PP) waren am Vormittag an den Urnen und riefen die Bevölkerung dazu auf, es ihnen nachzutun.

Der katalanische Ministerpräsident Quim Torra forderte in Barcelona seine Landsleute dazu auf, sich massiv an diesen Wahlen zu beteiligen: "Ihr wisst, was auf dem Spiel steht. Das sind entscheidende Wahlen für die Zukunft Kataloniens."

Mit ersten aussagekräftigen Hochrechnungen wird gegen 21 Uhr gerechnet. Diese können Sie auf der Startseite der MZ-Website in einer Echtzeit-Grafik verfolgen.

Das sagen die Umfragen

Sánchez hatte seinen konservativen Vorgänger Mariano Rajoy im Juni 2018 per Misstrauensvotum aus dem Moncloa-Palast geholt - unterstützt auch von den separatistischen Parteien Kataloniens, die der Minderheitsregierung aber im Februar wieder die Unterstützung entzogen und so letztendlich die jetzigen Neuwahlen erzwangen.

In allen Umfragen wird Sánchez als Favorit gehandelt. Da seine PSOE mit rund 30 Prozent die absolute Mehrheit aber deutlich verpassen dürfte, wäre Sánchez für eine neue Regierungsbildung auf Unterstützung von Unidas Podemos sowie von kleineren, vor allem regionalen Parteien angewiesen. Auch die Bildung einer Koalition aus PP und Ciudadanos mit Unterstützung von Vox, wie es sie seit Januar in Andalusien gibt, gilt als möglich.

Kommentar: Dritter Anlauf für eine stabile Regierung

Balearen mit acht Mandaten im Spanien-Parlament

Die Stimmen werden auf der Ebene der Provinzen ausgezählt. Die Balearen entsenden deswegen in jedem Fall acht Abgeordnete in das spanische Parlament. Die PP stellte bislang drei Abgeordnete und dürfte auf zwei fallen. Podemos dürfte ebenfalls einen der bislang zwei Sitze verlieren. Die Ciudadanos, die bislang ein Insel-Mandat halten, könnten auf zwei zulegen. Die Sozialisten erringen statt zwei möglicherweise drei Mandate, aber auch der Rechtspartei Vox auf den Balearen wird prognostiziert, möglicherweise einen Sitz im spanischen Parlament zu holen. Keine oder nur geringe Chancen werden der linksökologischen Regionalpartei Més sowie der konservativen Regionalpartei El Pi zugeschrieben - beide wollen erstmals den Sprung ins spanische Parlament schaffen.

Regionalwahlen am 26. Mai

Bereits in einem Monat wird dann schon wieder gewählt: Am 26. Mai sind auf den Balearen Regionalwahlen, auch die Inselräte und die Gemeinden werden neu gewählt. Parallel finden die Wahlen zum EU-Parlament statt.

Portraits der Spitzenkandidaten der großen Parteien in Spanien sowie eine ausführliche Reportage über das Phänomen Vox lesen Sie in der aktuellen Printausgabe (MZ 990 vom 26. April) sowie im E-Paper.