Auf Mallorca und den Nachbarinseln Menorca, Ibiza und Formentera lassen die Ergebnisse der spanischen Parlamentswahl am Sonntag (10.11.) einen klaren Stimmungswechsel gegenüber der Wahl vor sechs Monaten erkennen. War der auf den Balearen regierende Linkspakt im April noch als eindeutiger Gewinner aus dem Urnengang hervorgegangen, ist die Linke nun deutlich geschwächt, während die damals abgemahnte konservative Volkspartei (Partido Popular, PP) wieder zurück auf der politischen Bühne ist. Starken Zuwachs verzeichnete die rechtsextreme Partei Vox, während die Liberalen (Ciudadanos) herbe Verluste verbuchten.

Zum Vergleich: Im April entsandten die Balearen drei Sozialisten und zwei Linke (Podemos) ins Parlament nach Madrid. Drittstärkste Kraft wurden inselweit damals die Liberalen (Ciudadanos), die einen Vertreter in die Hauptstadt schickten. Erst dahinter folgten PP (ein Sitz) und Vox (ein Sitz).

Die Wahlen am Sonntag zeichnen ein ganz anderes Bild: Obwohl die Sozialisten nach wie vor die Wahlen gewannen, näherten sich die anderen Parteien deutlich an. Die acht Abgeordneten, die für die Balearen im spanischen Parlament Platz nehmen, setzen sich folgendermaßen zusammen: PSOE 2, PP 2, Podemos 2, Vox 2.

Schwache Wahlbeteiligung

Nicht nur das schlechte Wetter, sondern sicher auch der Frust über die politische Blockade der vergangenen Monate ließ auf den Balearen viele potenzielle Wähler daheim bleiben. Die Wahlbeteiligung sank auf 58,7 Prozent und lag deutlich unter dem spanischen Mittel von 69,9 Prozent. In keiner anderen spanischen Region war die Beteiligung so niedrig. Allein in den spanischen Exklaven Ceuta und Melilla war die Partizipation noch geringer. Im April hatten auf Mallorca und den Nachbarinseln noch 65,4 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.

Die Liberalen gehen unter

Vergleichbar mit den Resultaten auf nationaler Ebene musste die liberale Partei Ciudadanos die schwersten Verluste einstecken: Der Stimmenanteil rutschte von 17,4 Prozent (April 2019) auf 7,4 Prozent ab. Der spanische Spitzenkandidat von Ciudadanos, Albert Rivera, zog die Konsequenzen und kündigte seinen Rücktritt an.

Armengol fordert Linkskoalition

Die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol (PSOE) forderte Sozialisten-Chef Pedro Sánchez auf, eine Koalition mit den progressiven Parteien des Landes schließen, um die frustrierende Blockade "schnell" zu überwinden: "Der Ausweg ist auf der linken Seite", erklärte Armengol.

Kommentar: Die Botschaft lautet "Rauft euch zusammen!"

PP gilt wieder als Oppositionsführer

Der Abstand zwischen dem Wahlgewinner PSOE auf den traditionellen konservativen Kontrahenten PP ist stark geschrumpft. Lagen die Konservativen im April 2018 noch fast zehn Prozent hinter den Sozialisten, ist die Differenz zwischen PSOE (25,4 Prozent) und PP (22,9 Prozent) auf 2,5 Prozentpunkte geschrumpft. "Die PP hat gezeigt, dass sie die wahre Rechts-Mitte-Partei ist", erklärte Balearen-Chef Biel Company.

Vox: Aufstieg der Rechtsextremen

Die rechtsextreme Partei Vox erhielt auf den Balearen 18.779 Stimmen mehr als im April. Rund 17 Prozent wählten die Rechten, die hinter der Linkspartei Podemos auf dem vierten Platz landeten. Im April hatten 11,4 Prozent der Inselbewohner für Vox gestimmt. Jorge Campos, Vox-Chef auf den Balearen, erklärte, dass seine Partei damit "zu einer klaren Option für Regierungen auf regionaler und kommunaler Ebene" werde. "Vox ist eine Partei, die gekommen ist, um zu bleiben."