Spanisch ist inzwischen die am zweitmeisten gesprochene Sprache der Welt. Mit rund 329 ­Mill­ionen Sprechern liegt sie laut der renommierten Fachzeitschrift „Ethnologue" seit diesem Jahr erstmals vor dem jetzt Drittplatzierten: Englisch (328 Millionen Sprecher). Beide Weltsprachen liegen zwar weit abgeschlagen hinter Chinesisch (mehr als 1,2 Milliarden Sprecher). Doch für Europa und Amerika bleiben Spanisch und Englisch die wichtigsten Sprachen.

Während der TOEFL-Test für Englisch (Test of English as a Foreign Language) den meisten Sprachschülern bekannt ist, kennt das spanische Äquivalent (das DELE-Zertifikat, Diploma de Español como Lengua Extranjera) kaum jemand. Das liegt auch daran, dass die DELE-Prüfungen bislang zwar in Spanien, aber nicht in allen lateinamerikanischen Ländern gleichermaßen anerkannt wurden. Dies soll sich nun ändern. Wichtige Vertreter aus den Bildungsministerien und Universitäten der spanischsprachigen Welt trafen sich in diesem Jahr in Chile und Mexiko, um ein Siegel zu entwerfen, dass die Vergleichbarkeit von Zertifikaten für die spanische Sprache ermöglicht: das SICELE-Siegel.

Die bisherigen Sprachzertifikate des spanischen Kulturinstituts Cervantes (vergleichbar mit dem deutschen Goethe-Institut) erhalten dadurch eine größere Bedeutung und eine internationalere Anerkennung. Aber auch andere Institutionen (lateinamerikanischer Länder) können das SICELE-Siegel erhalten und vergleichbare Diplome ausstellen.

Bei den DELE-Zertifikaten handelt es sich um Diplome, die für das Bestehen von zentral organisierten Prüfungen vergeben werden. Auf Mallorca nimmt die Balearen-Universität diese Prüfungen ab (siehe Kasten). In Deutschland oder in größeren spanischen Städten sind die jeweiligen Cervantes-Institute für die Prüfungen zuständig. Bei diesen Instituten kann man sich auch über Übungsaufgaben erkundigen. Die Prüfungsaufgaben der vergangenen Jahre werden in regelmäßigen Abständen veröffentlicht.

Bislang wurden die Prüfungen in die Schwierigkeitsstufen inicial, intermedio und superior gegliedert. Um die europäische Vergleichbarkeit zu verbessern, hat der Europa-Rat nun jedoch beschlossen, sechs Niveaus einzuführen. Ab diesem Jahr werden die Stufen deshalb auch in Spanien umbenannt in: A1, A2, B1 (bisher inicial), B2 (bisher intermedio), C1 und C2 (bisher superior).

Um an den Prüfungen teilzunehmen, muss man keine bestimmten Kurse belegt haben. Zur Teilnahme berechtigt sind alle diejenigen, die Spanisch nicht als Muttersprache sprechen. Allerdings sind die Prüfungen schwieriger, als man denkt. Da die Teilnahme zwischen 140 und 180 Euro kostet, sollte man sich also vorher genau informieren, um das Geld nicht umsonst auszugeben und durch die Prüfung zu fallen.

Das DELE-Diplom Nivel Inicial (jetzt auch B1 genannt) gilt als Nachweis über „Grundkenntnisse der spanischen Sprache", die es erlauben „einfach strukturierte Gespräche" zu führen. Die Prüfung besteht aus mehreren Teilen, die alle an einem Tag abgelegt werden: Leseverständnis (Lesen von Texten und Beantwortung von Multiple-Choice Fragen), schriftlicher Ausdruck (Verfassen von kurzen Texten wie Postkarten oder E-Mails, etc.), Hörverständnis (Beantworten von Fragen nach dem Anhören einer Tonbandaufzeichnung), Grammatik und Vokabular (Lückentexte und ähnliche Aufgaben) und mündlicher Ausdruck (kurzes Gespräch mit der Prüfungskommission) Wer die Zertifikate des Goethe-Instituts kennt, kann das Nivel Inicial ungefähr mit dem Niveau des „Zertifikats Deutsch" vergleichen.

Das DELE-Diplom Nivel Intermedio (jetzt B2) bezeugt, dass man sich in allen Situationen verständigen kann, „die keinen speziellen Sprachgebrauch verlangen". Die Prüfungsteile bleiben dieselben, allerdings werden die Texte deutlich schwieriger. Insgesamt dauert die Prüfung fast vier

Stunden.

Wer das Nivel Superior, also die C2-Prüfung, besteht (sie dauert über vier Stunden), weist damit nach, dass er sich „auf einem gehobenen Niveau" verständigen kann und darüber hinaus „pragmatisch-kulturelle Kenntnisse und Kompetenzen" besitzt, um flüssig mit Muttersprachlern zu reden. Dies entspricht dem Niveau des Kleinen Deutschen Sprachdiploms des Goethe-Instituts (das Große Deutsche Sprachdiplom geht weit über diese Anforderungen hinaus).

Die Zertifikate gelten lebenslang und genießen bei Universitäten und Arbeitgebern ein hohes Ansehen. Wer also jetzt aufgrund eines längeren Mallorca-Aufenthaltes über ein gutes Niveau verfügt und nicht weiß, ob er später einmal ein solches Zertifikat gebrauchen könnte, sollte sich überlegen, ob er sich für eine der kommenden Prüfungen anmeldet.

Sowohl die Escuela Oficial de Idiomas de Palma (Tel.: 971-42 13 14) als auch die Balearen-Universität UIB (Kontakt: Sebastià Roig, Tel.: 971-17 33 80, s.roig@uib.es) bieten Kurse für die entsprechenden Schwierigkeitsstufen an. An der Uni gibt es im Sommer auch Intensivkurse. Die Cervantes-Institute bieten zudem Online-Kurse (genannt AVE) an, um sich auf die DELE-Prüfungen vorzubereiten.

Prüfungen auf Mallorca:

Auf Mallorca kann man die Prüfungen zweimal im Jahr ablegen: im Mai und im November. Da man sich mehrere Wochen vorher einschreiben muss, ist der nächstmögliche Termin der 19. November. Prüfungen und Einschreibungen erfolgen in der Balearen-Universität. Zuständig für die Einschreibungen ist Ángeles Redondo, Tel.: 971-17 28 25, Mail: angeles.redondo@uib.es. Die Gebühren für die DELE-Prüfungen liegen zwischen 142 Euro (inicial, B1) und 182 Euro (avanzado, C2).