Wer auf Mallorca wohnt und in seiner Wohnung noch nie eine Kakerlake (cucaracha, span.) vorgefunden hat, gehört eher zur Ausnahme. Oft kommt es im Hochsommer während der späten Abendstunden oder nachts zu unliebsamen Begegnungen mit den Tieren, die Reaktionen schwanken nicht selten zwischen Ekel und Panik. „Kakerlaken sind Tierchen, die schon rein optisch nicht so schön anzusehen sind wie etwa Schmetterlinge. Zudem assoziieren wir sie schon von klein auf mit dreckigen, unhygienischen Orten. In unserem eigenen Zuhause wollen wir sie daher als Allerletztes sehen“, so Alberto Chordá, Leiter von Palmas kommunalen Ungezieferjägern.

So sauber man seine Wohnung auch hält – verhindern, dass die Störenfriede einen Weg in die Wohnung finden, kann man kaum. Oft krabbeln die nachtaktiven Tiere aus der Kanalisation über die Abwasserleitungen in die Wohnung oder kommen über die Hauswand durchs Fenster herein. Besonders gefährdet sind daher pisos im Erdgeschoss oder auch im ersten Stock. Man kann die ungebetenen Gäste aber auch beispielsweise im Einkaufskorb unbemerkt einschleppen.

Drei Arten von Kakerlaken

„Zunächst gilt es, zwischen drei verschiedenen Kakerlakenarten, die auf den Balearen vorkommen, zu unterscheiden“, sagt Chordá. Ein zusammenfassendes Infoprospekt auf Spanisch inklusive Bilder gibt es hier. Nur wer weiß, welche Art sich in der eigenen Wohnung tummelt, kann die Tiere auch effektiv bekämpfen.

Am größten und oft am meisten gefürchtet, da sie auch fliegen kann, ist die Amerikanische Großschabe (Periplaneta americana, lat.; cucaracha americana, span.). „Sie mag dunkle, feuchte und schlecht durchlüftete Orte sowie organische Stoffe, also etwa Essensreste, Dreck oder Abwasser“, so Chordá. Sie kommt im Kanalisationssystem, in Fallrohren oder in Kellern vor.

Die Amerikanische Großschabe kann auch fliegen. TIPOSDECUCARACHAS / COMUNE DI RHO

Das gilt auch für die Gemeine Küchenschabe (Blatta orientalis, lat.; cucaracha oriental, span.) Die schwarze, bis etwa drei Zentimeter große Gemeine Küchenschabe finde man hierzulande aber immer seltener, manchmal etwa in Aufzügen oder Deckenverkleidungen.

Die Gemeine Küchenschabe. TIPOSDECUCARACHAS / COMUNE DI RHO

Und dann ist da noch eine dritte Art, die wegen ihres hellen Aussehens Deutsche Schabe (Blattella germanica, lat.; cucaracha rubia/ alemana, span.) genannt wird. „Im Gegensatz zu den anderen beiden Arten lebt sie in Innenräumen, in denen Lebensmittel zum Einsatz kommen, etwa Cafés, Restaurants, Kantinen, Küchen oder Speisekammern. Überall, wo Wärme produziert wird, hält sie sich besonders gern auf, etwa am Ofen oder an den Motoren von Haushaltsgeräten“, so Chordá.

Die Deutsche Schabe misst nur rund 1,5 Zentimeter. TIPOSDECUCARACHAS / COMUNE DI RHO

Während die Aktivität der Amerikanischen Großschabe und der Gemeinen Küchenschabe stark von der Außentemperatur abhängt und die Tiere daher vor allem im Hochsommer aktiv sind, kommt die Deutsche Schabe ganzjährig in Innenräumen vor, da dort die Temperaturen nicht so stark schwanken. „Sie wird, im Gegensatz zu den anderen beiden Arten, unabsichtlich durch die Bewohner oder Mitarbeiter in die Innenräume transportiert oder gelangt aus Nachbarwohnungen in die eigenen vier Wände, jedoch fast nie von draußen“, so Chordá.

Den Herkunftsort ermitteln

Wer eine Kakerlake in seiner Wohnung findet, sollte sie zuallererst töten – am besten mit einem Schuh oder eine Zeitung – und dann draußen entsorgen. Sonst lässt sie sich womöglich nicht mehr blicken und legt weiter ihre Eier ab. Auch die Stelle, an der die Kakerlake erschlagen wurde, sollte sicherheitshalber desinfiziert werden.

Anschließend gilt es, herauszufinden, wie das Tier in die Wohnung gekommen ist, und die Räume dahingehend genau zu inspizieren. Gibt es etwa Risse in den Abwasserrohren, lockere oder herausgebrochene Fliesenteile? Auch hinter Fliesen hat Chordá die Amerikanische Großschabe inklusive Eiern in Einzelfällen schon entdeckt. Liegen Essensreste herum, gibt es Fettreste oder sind Lebensmittel nicht hermetisch verschlossen?

Auch in kleinen Wasserlachen, etwa versteckt hinter dem Kühlschrank, finden die durstigen Kakerlaken einen genehmen Aufenthaltsort. „Vielleicht ist auch nur zufällig eine einzige Kakerlake in die Wohnung gelangt. Sollten allerdings anschließend erneut welche auftauchen, gibt es offenbar einen Infektionsherd in der Nähe.“

Besser ist es, vorbereitet zu sein, und sich etwa mit Insektiziden für den häuslichen Gebrauch aus dem Supermarkt oder der ferretería einzudecken. Es gibt Klebefallen, Sprays und Gele. Chordá empfiehlt die Fallen nur zur Feststellung, ob und mit wie vielen Kakerlaken man es zu tun hat. Durch die trampas könne man zunächst auch gut die Art der Kakerlaken bestimmen und herausfinden, an welchen Orten sie sich besonders tummeln und dann entsprechend handeln.

„An den gezielt ausgewählten Stellen schlägt ein richtig angewandtes Gel meist gut an“, so Chordá. Wenn sich durch die Fallen herausstellt, dass man etwa in Kühlschranknähe eine Besiedelung der Tiere hat, könne man das Gel direkt dort auftragen. „Wichtig ist, dass die Kakerlake es leicht findet und sich davon ernährt, also keine anderen Lebensmittel in der Nähe sind. Erst, wenn sie es gefressen hat, wirkt es“, so der Experte. Generell die Umgebung der Stellen, an denen das Gel aufgetragen wurde, penibel sauber halten!

Wenn nur noch der Profi hilft

Die genannten Mittel schlagen nur an, wenn sich noch keine Plage in der Wohnung ausgebreitet hat. „Wer sehr häufig Kakerlaken findet, sollte lieber einen Profi zu Rate ziehen“, empfiehlt Chordá. Ein solcher Kammerjäger ist zum Beispiel Tomeu Marimón von der Firma Anticimex. Für ab 180 Euro macht er den cucarachas den Garaus. Dabei hängen die Kosten sehr vom Umfang des Befalls ab. Ist ein mehrstöckiges Haus mit Garage betroffen, kann sich der Preis schnell multiplizieren. Auch Anticimex arbeitet dann je nach Herkunftsort der Kakerlaken entweder mit Sprays, Insektizidfarbe oder Gels und desinfiziert auch ganze Wohnbereiche.

Je nach Kakerlakenart und Schwere des Befalls schauen die Mitarbeiter nach einem ersten Einsatz in bestimmten Abständen wieder vorbei, um zu prüfen, wie gut die Mittel letztendlich anschlagen. „Haben wir etwa Deutsche Schaben in einer Privatwohnung bekämpft, kommen wir nach zwei Wochen noch einmal wieder. Wurden Amerikanische gesichtet, müssen wir oft das ganze Wohnhaus behandeln und kommen regelmäßig im Zwei-Monats-Takt, um die Lage zu kontrollieren“, so Marimón. Man setze möglichst auf biologisch abbaubare Produkte.

Um Kunden so zeitnah wie möglich zu helfen, hat Anticimex ein Notfallteam im Einsatz. „Nicht selten ruft uns einer an mit der Bitte ‚Schickt bitte sofort jemanden. Ich betrete meine Wohnung nicht mehr, bevor ihr nicht da wart‘ “, so Marimón.

So kämpfen Palma und Calvià gegen Kakerlaken

Im Abwassersystem der Stadt Palma sind Chordá und seine Kollegen in allen Vierteln alle vier Monate präventiv zu Gange, im Sommer gibt es verstärkte Kontrollen. Wann Ihr Viertel zuletzt dran war, können Sie hier prüfen. Wer in seinem barrio gehäuft Kakerlaken entdeckt, kann das unter der Telefonnummer 010 melden. Kommen die Tiere vermutlich von einem öffentlich gelegenen Ort, kümmern sich die Mitarbeiter des Rathauses darum. Falls nicht, müssen Bewohner private Firmen engagieren.

Auch in der Großgemeinde Calvià haben die Sorgen mit Kakerlaken zugenommen, schuld sind offenbar die längeren Sommer infolge des Klimawandels, wie es im Rathaus gegenüber der MZ heißt. Man habe die Eindämmungspläne angepasst. In den Küstenortsteilen oder solchen mit hoher Bevölkerungsdichte komme vor allem die Amerikanische Großschabe in größerer Zahl vor. Auch Calvià überprüft laut den Angaben die Kanalisation mindestens dreimal pro Jahr und geht präventiv gegen die Kakerlaken vor.

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Um die Ausbreitung der Tiere inselweit unter Kontrolle zu halten, sind alle Insulaner dazu aufgerufen, Vorfälle in der App „Línea Verde“ zu melden: nach Auswahl der Balearen und der Gemeinde bei „Nueva incidencia“, „Plagas de insectos y roedores“ auswählen. Es kann auch ein Foto hochgeladen werden.