Ferdinando hat keine Ahnung, welche Ausmaße er hat: Er streckt zutraulich seinen Kopf den Besuchern entgegen. Ferdinando ist das Maskottchen des Erlebnisbauernhofs Fresopolis – ein stattlicher Ochse mit ordentlich Kraft. „Er wurde aus miserablen Haltungsbedingungen gerettet, seine Kette war schon richtig in den Hals eingewachsen“, erzählt Hofleiterin Annette Schulz, während er ihr Gurken, Paprika und Auberginen aus der Hand frisst. Das Tier hat sich prächtig entwickelt. „Er ist wie unser Hofhund. Er hat sogar einen Chip bekommen, der eigentlich für Hunde ist“, sagt Schulz. Ferdinando ist ein Besucherliebling.

In den vergangenen Wochen hat er auf dem Anwesen Fresopolis bei Llucmajor mächtig Konkurrenz bekommen, die ihm allerdings körperlich stark unterlegen ist. Zum Beispiel lebt hier noch das Zicklein Braille. Es wurde blind geboren. „Die Mutter hat Braille zunächst abgelehnt, wir mussten alle zwei Stunden nach ihm schauen“, erzählt Annette Schulz. Mittlerweile hat sich die zwei Monate alte Ziege aber gut in ihrer Herde eingefunden. Den ganzen Tag nur am Fressen sei sie, erzählen die Tierpfleger.

Und erst vor wenigen Tagen sorgte eine Sau für eine Überraschung auf dem Erlebnisbauernhof. Sie brachte mehrere Ferkel zu Welt. Auf der Finca leben schwarze und vietnamesische Schweine zusammen. Während der Nachwuchs im Stall friedlich vor sich hin schnarcht, suchen die anderen Tiere grunzend den Boden nach etwas Fressbarem ab.

Auf dem Bauernhof nahe Llucmajor können Besucher neben Ferdinando, Braille und den Ferkeln noch Ponys, Esel, Hühner, Schafe, Kaninchen und Meerschweinchen füttern und streicheln. „Wir haben nun ein neues Konzept“, erklärt die Hofleiterin. Ein halbes Jahr lang konnten die Tiere aufgrund einer Pandemie-Zwangspause nicht besucht werden, seit Ende Juli läuft der Betrieb wieder voll. „Lernen, spielen, wachsen“ lautet das Motto.

Eröffnet hatte der Erlebnisbauernhof vor rund einem Jahr (MZ berichtete). Das Anwesen ist 250 Hektar groß und befindet sich an der Landstraße Ma-19a nahe Llucmajor. Der deutsche Unternehmer Jens Heidenreich (Weinland) kaufte die Finca eigentlich, um dort Wein anzubauen. Doch der Boden erwies sich als ungeeignet. Die Trauben für die Weinlinie „Viva la Vida“ werden nun in anderen Gegenden der Insel angebaut.

Nur mit Aufsicht ins Gehege

Inzwischen gibt es drei Besuchsprogramme: Zum einen „Animalero“, es beinhaltet einen geführten Rundgang durch die Gehege: Die Tiere können gestreichelt und gefüttert werden, ein Mitarbeiter des Anwesens erklärt Wissenswertes über die einzelnen Arten. Die Führung dauert eine Stunde. Daneben wird das Programm „Granjero“ angeboten. Dafür sollten die Besucher zwei Stunden Zeit einplanen: Neben dem Rundgang enthält es einen Workshop, das Angebot ist vielfältig – vom Ponywaschen über Kartoffelturm entdecken bis Ochsen-Füttern ist alles dabei. Beim dritten, anderthalbstündigen Programm – „Ranchero“ – reiten die Kinder nach dem Hofrundgang auf den beiden Ponys Duque und Rosita. Für das Ponyreiten wird um Voranmeldung (Tel. 634-32 60 22) gebeten, „denn die Tiere müssen eine Mittagspause machen“, erklärt die Hofleiterin. Die anderen beiden Programme können auch spontan wahrgenommen werden.

Das Angebot des Erlebnisbauernhofs richtet sich vor allem an Familien und ist für Kinder ab vier Jahren geeignet. Zu den Besuchern zählen sowohl Residenten als auch Urlauber. „Eltern und Kinder sollen hier gemeinsam etwas erleben“, erklärt Schulz. Der Fokus liege auf Natur, Ruhe sowie Entdecken und Lernen. „Ich merke immer wieder im Laufe eines Rundgangs, wie sich auch die Eltern entspannen“, sagt die Hofleiterin. Für Besucher ist es allerdings nicht mehr möglich, allein in die Gehege zu gehen und die Tiere ohne Aufsicht zu füttern. Inzwischen ist immer einer der fünf Bauernhof-Mitarbeiter dabei, erklärt, wer was bekommen kann und wie viel. „Die Tiere sind sonst übersättigt“, erklärt Schulz. Auch Kindergeburtstage und andere Feierlichkeiten passen nicht mehr ins Konzept. Wer möchte, legt auf dem Hof aber ein Picknick ein. Das Essen dafür muss selbst mitgebracht werden. Für Kindergruppen können eigene Rundgänge gebucht werden.

Neben dem Bauernhof gibt es bei Fresopolis noch einen Hofladen. Dort werden Kräuter, Kartoffeln und frisches Gemüse verkauft. Alles stamme aus eigenem Anbau. Zudem wird das Angebot um Käse und Fleisch von lokalen Produzenten erweitert. Auch Honig soll es bald zu kaufen geben, die Bienenstöcke sind schon vor Ort. „Bald wollen wir auch unser eigenes Eis anbieten, das wird mit unseren Erdbeeren hergestellt“, fügt Andrea Stanglmayr an. Die Erdbeeren können die Hofbesucher im Übrigen auch selbst pflücken. Die Pflanzen blühen im Gegensatz zu Deutschland mehrmals im Jahr. Erdbeeren können auf Mallorca also von April bis September geerntet werden.

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Und auch wenn die hier geplanten Weinreben letztlich woanders wachsen, kann der Wein auch hier gekauft werden, wie Marketingbeauftragte Andrea Stanglmayr erklärt. Es gebe Rot, Weiß und Rosé, halbtrocken und lieblich: „Die lieblichen Varianten sind besonders für unsere weiblichen Kunden gedacht.“

Geöffnet ist der Hof Di–So. von 9 bis 18 Uhr. Weitere Infos und Preise unter: facebook.com/ Fresopolis.Mallorca