Der Artikel ist erstmals im September 2021 erschienen.

Man treibt im Wasser, ahnt nichts Böses, und dann passiert es plötzlich. Ein brennender Schmerz wie ein Biss oder Stich. Eine Qualle hat einen mit ihren Tentakeln gestreift. Ruhig sollte der Badende dann das Meer verlassen, um nicht weitere Peitschenhiebe abzubekommen. Angst ist meist unangebracht. Denn Todesgefahr besteht in der Regel nicht.

Die häufigsten Arten

Der Deutsch-Mallorquiner Daniel Ottmann arbeitet für das spanische Institut für Meereswissenschaften in Palma de Mallorca und hat sich auf die Nesseltiere spezialisiert. „Das Meer enthält mehr Phytoplankton. Das ist die Basis der Nahrungskette der Lebewesen im Wasser. Das sorgt dafür, dass es mehr und größere Quallen vor Mallorcas Küsten gibt.“

Zu den häufigsten Arten gehört die Feuer- oder Leuchtqualle (Pelagia noctiluca). Sie ist auch der größte Quälgeist, da der Kontakt mit ihr schmerzhaft ist. Im Schwarm sind meist die Segelquallen (Velella velella) anzutreffen. Wie ihr Name vermuten lässt, nutzen sie einen Teil ihres Körpers, um sich vom Wind treiben zu lassen. „Sie sind völlig harmlos.“ Nett anzusehen und in der Regel ebenfalls ungefährlich sind die Spiegeleiquallen (Cotylorhiza tuberculata).

Im September 2021 wurde auch ein Exemplar der Riesenqualle (Rhizostoma luteum) von einer Taucherin vor El Toro entdeckt. Diese harmlose Qualle kann bis zu 60 Zentimeter groß werden und an die 40 Kilogramm wiegen. Die für den Menschen lebensgefährliche Portugiesische Galeere (Physlia physalis) ist eigentlich im Atlantik beheimatet und wird in seltenen Fällen im Frühjahr vor die Insel gespült.

Schön anzusehen, aber giftig: die Leuchtquallen.

Sie wollen nicht an den Strand

„Im Winter wachsen die Quallen in der Regel. Für die Paarung ist es dann zu kalt. Im Frühjahr vermehrt sich die Population. Im Zusammenspiel mit den Meeresströmungen sorgt das dafür, dass im Mai und Juni die meisten Quallen an die Strände gespült werden. Einen zweiten Höhepunkt gibt es im September und Oktober“, sagt Ottmann.

Im Hochsommer ist es den Tierchen hingegen zu heiß. „An der Wasseroberfläche finden sie kaum Nahrung. Daher tauchen sie in tiefere Gebiete ab und werden dort weniger von den Strömungen erfasst.“ Dabei wollen die Quallen gar nicht an den Strand. „Wenn sie einmal in eine Bucht gespült werden, kommen sie aus eigenem Antrieb dort nicht wieder raus. Meist bedeutet es für sie den Tod.“

Die Segelquallen sind harmlose Tierchen.

Vor der katalanischen Küste gibt es reichlich Nahrung für die Tiere. „Die Strömungen sorgen dafür, dass die Quallen vermehrt an der Tramuntana-Küste, rund um Andratx und im Norden von Ibiza auftauchen“, sagt der Forscher. Die Tageszeit spielt dabei weniger eine Rolle. „Im offenen Meer tauchen die Quallen tagsüber 400 bis 500 Meter ab. An der Küste ist das nicht möglich.“

Die Portugiesische Galeere ist lebensgefährlich.

Mit der Kreditkarte abkratzen

Im Volksmund hält sich der Glaube, dass Urin bei einem Quallenstich hilft. Das ist jedoch kontraproduktiv. Nur 20 Prozent der Nesselkapseln der Qualle platzen sofort und injizieren das Gift. Der Gebrauch von Süßwasser, Essig, Alkohol oder Urin kann dafür sorgen, dass auch die restlichen 80 Prozent entladen werden. Besser ist es, die Stelle mit Salzwasser auszuwaschen und Quallenreste mit einer Pinzette zu entfernen.

Ist diese nicht zur Hand, kann Sand auf die Wunde gestreut werden und die trockene Schicht mit einer Karte abgekratzt werden. Kühlen und eine Creme gegen Insektenstiche helfen gegen Schmerzen.

Eine Spiegeleiqualle.