Das Feuerwerk zu Silvester ist für viele Menschen hochheilig. Für die Knaller und Raketen legen sie ordentlich Geld auf den Tisch, um es richtig krachen zu lassen. Das ist allerdings in Deutschland diesmal nur bedingt möglich: Der Verkauf der Feuerwerksartikel wurde verboten, um die Krankenhäuser nicht zusätzlich mit Patienten zu belasten, die sich Brandwunden und andere Verletzungen beim Zündeln zuziehen. Auf Mallorca ist die Lage anders. Hier darf das Feuerwerk steigen – wenn man denn an die Knaller kommt.

Einziger lokaler Produzent auf der Insel ist Pirotècnia Jordà in Lloret de Vistalegre. Der Laden dort ist täglich von 8 bis 15 Uhr geöffnet (pirotecniajorda.com). Anders als in Deutschland dürfen die Knallkörper auf Mallorca das ganze Jahr über verkauft werden. Das Sortiment von Jordà reicht von Raketen (cohetes) über Böller (petardos) bis hin zu den Batterien (baterías). Volljährige Privatpersonen dürfen bis zu zehn Kilogramm an Feuerwerkskörpern kaufen. „Wie im vergangenen Jahr läuft der Verkauf jedoch schlecht. Schuld ist die Pandemie“, sagt ein Verkäufer.

Vor Corona waren die zehn Pyrotechniker, die für professionelle Feuerwerke buchbar sind, für Silvester regelmäßig ausgebucht. Dieses Jahr sind ein Tag vor dem Fest noch Kapazitäten frei. Interessenten können sich per E-Mail an info@pirotecniajorda.com wenden. „Preislich richten wir uns nach den Wünschen der Kunden. Wer ein Feuerwerk für 200 Euro will, bekommt das. Wer 10.000 Euro ausgeben möchte, bekommt entsprechend mehr Knaller.“ Große Brandschutzbedingungen gebe es zu der Jahreszeit nicht. Das Markenzeichen von Jordà sind die „Palmeras doradas“: Die Raketen hinterlassen einen langen Schweif und sehen nach dem Knall wie eine Palme aus. „Alle unsere Feuerwerke beginnen mit drei palmeras. Zum Abschluss gibt es sogar 50 davon“, so der Verkäufer.

Mari Carmen Blanco stellt sich derweil als Pionierin der Feuerwerke auf Mallorca vor. „Mit 27 Jahren war ich die Erste, die an der Playa de Palma die Knaller verkauft hat“, sagt die Inhaberin vom Carneval Center. Das war vor 35 Jahren. „Die Deutschen haben wie verrückt Feuerwerkskörper gekauft. Erst nach und nach ließen sich die Mallorquiner von der Knallerei begeistern.“ Das Geschäft lief so gut, dass der Laden von der Playa de Palma in ein größeres Lokal in den Carrer Jesús in Palmas Zentrum zog. Im Gegensatz zu Pirotècnia Jordà erwartet Blanco einen regelrechten Ansturm an Kunden, wie sie sagt. „Am 31. Dezember werden die Leute die Straße entlang Schlange stehen.“

Für Unentschlossene ist der Kauf dabei gar nicht so einfach. Die Feuerwerkskörper müssen in Spanien von den Verkäufern unter großen Sicherheitsvorkehrungen gelagert werden. „Vor einem Jahr wurden die Regeln noch einmal verschärft, und ich darf die Silvesterartikel nicht länger im Laden auslegen“, sagt Blanco. Einen Blick in das Angebot gibt es daher nur am Computerbildschirm entweder vor Ort oder im Online-Katalog (carnavalcenter.es). Die Artikel können dann im Lager neben dem Laden abgeholt werden. Zu Silvester ist von 9.30 bis 20 Uhr geöffnet.

Große Unterschiede zwischen den Vorlieben gebe es nicht. „Die Mallorquiner kaufen die gleichen Artikel wie die Deutschen. Besonders beliebt sind die Batterien.“ Hier reicht die Preisspanne von 14 bis 200 Euro. Weniger als 150 Euro geben die wenigsten aus. „Manch einer deckt sich auch mit Feuerwerkskörpern für mehr als 1.000 Euro ein. Besonders viel kaufen immer die Chinesen“, so Blanco.

Im Gegensatz zu Deutschland darf man in Spanien auch die chinesischen Ballons, die sogenannten Himmelslaternen (linterna volante) steigen lassen. Wegen der Waldbrandgefahr haben die Deutschen den Gebrauch verboten. „Im Sommer verkaufe ich sie aber nicht. Da muss man schon ein bisschen den Kopf einschalten“, sagt Blanco.

Unterschiede bei Klassifizierung

Die Spanier klassifizieren die Knaller anders als die Deutschen. In der Bundesrepublik werden Raketen, Böller und anderweitige Artikel in Kleinst-, Klein-, Mittel- und Großfeuerwerk unterteilt. Das Kleinstfeuerwerk umfasst Knallerbsen, Wunderkerzen und Tischfeuerwerke. Diese dürfen das ganze Jahr über gekauft und gezündet werden. Bei der zweiten Stufe handelt es sich um die Silvesterknaller, die vor dem Jahreswechsel ab 18 Jahren erhältlich sind. Mittel- und Großfeuerwerke bedürfen einer Lizenz als Pyrotechniker.

Die Feuerwerksklassen in Spanien richten sich nach dem Mindestalter, ab dem die Artikel gekauft werden können. Klasse 1 entspricht dem deutschen Kleinstfeuerwerk und ist für Kinder ab zwölf Jahren. Klasse 2 ist ab 16 Jahren erhältlich. Diese umfasst kleine Knaller wie Heuler, bunte Kreisel und kleine Böller. Klasse 3 schließlich umfasst Raketen, Batterien und große Böller, die ab 18 erhältlich sind.