Schon der Gedanke daran dürfte bei so manchem Paar gleich zweimal das Herz aufgehen lassen: Man heiratet seinen Liebsten oder seine Liebste und das noch dazu ganz romantisch auf ihrer oder seiner Lieblingsinsel Mallorca. Ob Jawort unter Wasser, im Heißluftballon, im Haifischbecken oder mit dem britischen Sänger James Blunt als Stargast: Corinna Günther hat in ihren acht Jahren als Hochzeitsplanerin bei Mallorca-Hochzeiten schon allerhand außergewöhnliche Wünsche wahr werden lassen. Einen muss sie vielen ihrer Kunden aber immer wieder abschlagen: mit den Füßen im Sand am Strand zu heiraten.

„Es ist hier nicht erlaubt, an öffentlichen Stränden Aufbauten vorzunehmen. Strandhochzeiten sind daher nur in ganz kleiner Form, in Verbindung mit einer Strandbar oder einem Beachclub möglich“, so Günther. Seit einigen Jahren würden die Inselbehörden und Umweltschützer wie etwa die Vereinigung GOB noch akribischer darauf achten, dass Naturschutzgebiete wie die Dünen vom Es-Trenc- Strand ihrem Namen auch alle Ehre machen. „Die Strafen sind hoch, und wir können uns auch als Agentur nicht über die hier bestehenden Regeln hinwegsetzen“, sagt Günther.

Finca oder Strand

Strand-Zeremonien mit 20 bis 30 Personen in Zusammenarbeit mit Chiringuitos seien aber kein Problem. Den Lokalen ist im Gegenzug ein Mindestumsatz garantiert. Im Location-Portfolio hat die Langzeitresidentin zudem auch reichlich schicke Beachclubs. „Das sind tolle Orte, direkt am Wasser. Näher kann man kaum dran sein. Mit den Füßen im Sand steht man dort aber trotzdem nicht“, so Günther.

Einige Brautpaare würden – spätestens wenn es tiefer in die Planungen geht – auch selbst von der Idee abrücken, am Strand heiraten zu wollen. „Viele stellen sich zunächst eine einsame Bucht vor, doch die Strände hier sind im Sommer wahnsinnig voll. Für die meisten ist der Gedanke, mit so vielen Menschen drum herum heiraten zu müssen, dann nicht mehr ansprechend“, weiß Günther.

Seit einigen Jahren werden sie und ihre Kolleginnen daher vermehrt nach Hochzeiten auf typisch mallorquinischen Fincas auf dem Land gefragt. „Die Kunden wollen Inselflair und unter sich sein, aber oft trotzdem noch Meerblick oder zumindest einen Panorama- oder Weitblick“, so die Langzeitresidentin.

Hochzeit auf einer Finca. DM

Noch mehr Vorlaufzeit als sonst

Am besten melden sich Paare mindestens ein Jahr vor dem geplanten Termin bei den Wedding-Plannern. „Derzeit empfehlen wir sogar lieber eineinhalb Jahre vorher, da durch die Pandemie viele Hochzeiten, die für die vergangenen zwei Jahre geplant waren, nach hinten verschoben wurden. Daher sind viele Veranstaltungsorte am Wunschtag oft schon gebucht. Auch die Dienstleister sind schwieriger zu bekommen“, so Günther. In Vor-Pandemie-Zeiten organisierten die Wedding-Planner 60 bis 70 Hochzeiten pro Jahr.

Wer will, kann bei Mallorca-Hochzeiten das volle Paket buchen, auf Wunsch aber etwa auch einen eigenen freien Redner oder Fotografen mitbringen oder sich selbst um die Gastgeschenke kümmern. Paare, für die die Planer die Gesamtorganisation übernehmen, können für die Kosten circa 500 Euro pro Person berechnen. Für eine Hochzeit mit 80 Gästen wären das 40.000 Euro. „Das ist zumindest ein Anhaltspunkt, wir kriegen es auch günstiger hin“, so die 51-Jährige.

Der Großteil ihrer Kunden ist deutschsprachig, vereinzelt stammen sie etwa auch aus Schweden, Dänemark oder den Vereinigten Staaten. 99 Prozent sind nicht auf der Insel gemeldet. Damit ist eine standesamtliche Hochzeit auf Mallorca nicht möglich. Dafür müsste mindestens einer der beiden Eheleute hier gemeldet sein. Im Gegensatz zur Traumhochzeit am Meer oder im Beachclub wird eine Hochzeit beim registro civil auch hier eher formlos im Rathaus der jeweiligen Gemeinde oder im Standesamt abgehalten.

Die Paare, die sich an die Hochzeitsplaner wenden, haben in Deutschland zuvor oft schon standesamtlich geheiratet. Für sie organisieren Günther und ihre Kolleginnen größtenteils Trauungen mit freien Rednern. Die Alternative sind eine evangelische oder katholische oder in Einzelfällen auch ökumenische Trauung.

Jawort mit dem Segen Mallorcas Gypsy Westwood Photography

Evangelische Trauung

Die deutschsprachige evangelische Gemeinde organisierte in Vor-Pandemie-Zeiten teils 80 Trauungen pro Jahr. „Für 2022 haben wir bisher 45 Anfragen bekommen. Zum ersten Mal, zumindest für uns, ist auch eine für Menorca dabei“, erzählt Pfarrerin Martje Mechels, die sich die Leitung der Gemeinde mit ihrem Mann Holmfried Braun teilt.

Die evangelischen Trauungen müssen nicht unbedingt an einem geweihten Ort stattfinden.

Da es auf der Insel zudem gar keine evangelischen Kirchen gibt, mietet sich das Pfarrer-Ehepaar nach Wunsch ähnlich wie bei herkömmlichen Gottesdiensten auch bei Trauungen in katholischen Kirchen ein. Die Vielfalt an Orts-wünschen sei groß: „Von kleinen Kapellen bis hin zur Kathedrale, Restaurants, Fincas oder anderen besonderen Orten mit Blick aufs Meer ist alles mit dabei“, so Holmfried Braun.

Wer von einem der beiden getraut werden möchte, muss zum einen eine standesamtliche Hochzeit vorweisen. „Zum anderen sollten beide Partner mit einer evangelischen Trauung einverstanden sein. Dazu gehört Gottes Segen genauso wie ein Vaterunser“, betont Martje Mechels. Trotzdem müssen beide Partner nicht zwangsläufig evangelisch sein. Oft sei es nur einer der beiden. „Voraussetzung ist vor allem Liebe“, wirft Holmfried Braun lachend ein. Und da „Gottes Segen für jegliche Liebe gilt“, traut das Paar etwa auch gleichgeschlechtliche Paare.

Interessenten sollten sich ein gutes halbes Jahr vorher melden. „Wir planen auch jetzt schon Hochzeiten für 2023. Andere wiederum rufen spontan an und fragen, ob sie dieses Jahr im Mai noch heiraten können“, so Braun. Mai und September seien die beliebtesten Monate. Da muss das Paar einem interessierten Brautpaar einen Termin an einem Samstag schon einmal ausschlagen.

Katholische Trauung

Etwas strenger, was die Auswahl der Örtlichkeiten betrifft, handhabt es hierzulande die deutschsprachige katholische Gemeinde. Die Hochzeiten können nur an einem sakralen Ort stattfinden. „Dass sich der Pfarrer aus einem Heli stürzt und ein Ehepaar während eines Tandemsprungs oder beim Tiefseetauchen traut, hat mit uns nichts zu tun, gehört eher in den Bereich Hollywood“, stellt Pfarrer Andreas Falow klar. Stattdessen sind Hochzeiten nur in zugelassenen katholischen Kirchen möglich, die zu einer Insel-Pfarrei gehören. „Kapellen in der Tramuntana, die privat gebaut wurden, sowie private Hotel- oder Finca-Kapellen, gehören nicht dazu. Sie sind vom Bischof nicht zugelassen“, so Falow. Eine vorgefertigte Liste an möglichen Örtlichkeiten gibt es nicht, das Team der katholischen Kirche kann aber auf Wunsch Vorschläge unterbreiten. Oder das Paar macht sich selbst an die Recherche.

Außerordentlich beliebt sei die Ermita de Portals Nous. „Fast alle wollen dort heiraten, da sie direkt oberhalb vom Strand liegt, und das ist dort auch möglich“, so Falow. Auch viele Kirchen in Palma seien bei den Paaren begehrt – wohl auch weil dort „die besten Orgeln der Insel“ beheimatet sind, wie der Pfarrer erklärt.

Vor der Kirche Tauben fliegen zu lassen oder dass Blumenkinder Blüten streuen, sei meist kein Problem. Das Werfen von Reis allerdings ist unerwünscht. „In der Dritten Welt verhungern die Kinder, da können wir Reis nicht als magisches Fruchtbarkeitssymbol werfen“, findet Falow, der in normalen Zeiten 30 bis 40 Paare pro Jahr traut. Viele von ihnen sind international.

Die Hitze nicht unterschätzen

So manche Ehewillige aus dem Ausland vergessen, wie heiß es im Juli und August zur Mittagszeit auf der Insel ist. „Ein katholischer, spanischer Kollege meinte einmal, dass zu dieser Jahreszeit kein Spanier zu einem Termin um 14 Uhr heiraten würde. ‚Da heiraten nur die Eidechsen‘, hat er gesagt“, erinnert sich Braun. Viele Deutsche hingegen planen oft direkt danach mit ihren Gästen einen Kaffee-Empfang inklusive Sahnetorte. „Das klappt dann natürlich nicht. Da fließt ja alles weg“, so der Pfarrer.

Sollte es personell trotz aller Planung in den Sommermonaten einmal eng werden, hat das Pfarrer-Ehepaar immer noch die Unterstützung von zwei pensionierten Kollegen, dem Winterpfarrer Rolf Fröhlich und dem gebürtigen Westfalen Hanns Henning Krull. „Im August müssen wir zwei Wochen nach Deutschland auf Dienstreise. Da lassen wir dann sogar Kollegen aus Deutschland einfliegen“, erzählt Mechels.

Bei den Vorbereitungen, der Suche nach Räumlichkeiten und Musikern unterstützt Gemeindesekretärin Cati Vallespir. Da sich die evangelische Gemeinde nicht von Kirchensteuern finanziert, sollen die Paare die Organisation der Trauungen mit einer Spende von 750 Euro begleichen. Die Zeremonie, bei der das Paar anlässlich der standesamtlichen Eheschließung den Segen bekommt, dauert je nach persönlicher Mitwirkung und Musik zwischen 35 und 45 Minuten.

Spende je nach Aufwand

Die zu begleichende Spende berechnen die Katholiken je nach Aufwand und Größe der Hochzeit. „Wenn sie in der Kathedrale stattfinden soll, ist das eine andere Summe als im Falle einer kleinen Kapelle“, so Falow, der den Richtwert mit rund 1.000 Euro angibt.

Jegliche Arbeit mit Dokumenten werde vor allem in den deutschen Pfarrämtern erledigt. „Wir machen Übersetzungen oder stellen sicher, dass die Hochzeiten in die Kirchenbücher in Deutschland eingetragen werden“, so Falow.

Fürs Standesamt vorbereitet sein

Wer auf Mallorca standesamtlich heiraten will, muss bei der hiesigen Gemeinde fragen, welche Papiere notwendig sind. In der Regel fordern die Standesämter von deutschen Staatsangehörigen unter anderem ein Ehefähigkeitszeugnis (certificado de capacidad matrimonial). Das wird Interessenten auf Antrag beim Standesamt ihres (letzten) Wohnsitzes in Deutschland ausgestellt, wobei auch hier teils unterschiedliche Unterlagen einzureichen sind. Das Konsulat in Palma kann Residenten etwa eine Unterschrift auf dem Antragsformular (56 Euro) oder Kopien (26 Euro) beglaubigen. 

Adressen für Brautpaare

mallorca-hochzeiten.com, Tel. 971-13 75 94 

kath-gemeinde-mallorca.de, Tel.: 971-26 45 51 

kirche-balearen.net (Evangelische Gemeinde), 

Das könnte Sie interessieren:

Tel.: 971-74 32 67 

spanien.diplo.de/es-de/service/-/1694494, unter „Merkblätter und Hinweise“ und „Antragsformulare“