Ein guter Schnitt kann Wunder wirken. Für viele Inselpflanzen ist dafür der März der richtige Zeitpunkt. Danach haben die Gewächse genügend Zeit, um Blüten und Früchte zu bilden. Viele Bäume und Sträucher haben im Winter ihre Blätter abgeworfen und lassen einen Blick auf die Struktur der Äste zu. Aber auch auf die Augen, die späteren Knospen, aus denen dann die Triebe wachsen. Als allgemeine Faustregel gilt, etwa ein Drittel des vegetativen Volumens zu stutzen, wobei Gärtner empfehlen, jedes Jahr regelmäßig wenig zu schneiden, um radikale, weniger bekömmliche Schnitte in großen Abständen zu vermeiden. Hier eine Auswahl der Sommerblüher und Obstbäume, bei denen jetzt eine Kur mit Schere und Säge angesagt ist.

Tropische Blühpflanzen auf Mallorca

Ohne Schnitt verwildert der Oleander (Nerium oleander bot., adelfa span., baladre kat.). Für seine Form bieten sich mehrere Varianten an: Er kann als Stamm mit Krone wachsen, als solitärer Busch oder ornamental als Hecke. In jedem Frühjahr gilt es, diese Grundform durch einen Schnitt zu fördern. Weil seine Zweige so weich sind, ist dies einfach. Doch sie sind ein beliebtes Ziel für Schädlinge, befallene Pflanzenteile müssen abgetrennt werden. Vorsicht ist geboten, denn Oleander sind giftig!

Auch der Hibiskus (Hibiscus syriacus bot., altea span., rosa de siria kat.) ist einfach zu schneiden. Sind die Äste noch nicht allzu dick, sind sie butterweich und lassen sich leicht mit der Gartenschere abtrennen. Auch der Hibiskus kann als Strauch oder als Stamm mit Krone wachsen. Äste mit Blättern, auf denen sich Schädlinge im Frühjahr breitmachen, sind bevorzugt zu entfernen.

Die Passionsblume (Passiflora bot., passiflora span., passionera kat.) hat ebenfalls weiche Äste, die leicht mit einer Schere im Zaum zu halten sind. Manche Sorten des aus den Tropen stammenden Kletterers werfen im Herbst ihre Blätter ab. Die winterharten Sorten dagegen bilden dichte Matten, die im Frühjahr in Form geschnitten werden müssen. Da sie sich unterirdisch vermehren, zeigen sich manchmal im Frühjahr an unerwünschten Standorten Stängel, die dann entfernt werden.

Sich kreuzende Triebe des Hibiskus Nele Bendgens

Die Bougainvillea glabra (bouganvilia span., buguenvil.lea kat.) zeigt im März erste hellgrüne Triebe. Das Geäst sieht jedoch ziemlich wüst aus, nicht selten ist es voll besetzt mit gefährlichen Dornen. Deshalb gilt es, sich beim Schnitt mit Handschuhen zu schützen und alle Äste zu entfernen, die verletzen oder Schaden an Mauern und Dächern anrichten könnten. Die Bougainvillea sanderiana wirft weniger Blätter ab, deshalb wird sie zu Kugeln und Pyramiden gestutzt, der Schnitt im März korrigiert die Form und fördert den Wuchs.

Richtig widerspenstig kann auch der weiß blühende Echte Jasmin (Jasminum officinale bot., jazmín span. und kat.) werden. Gefällt ihm ein Standort, kennt sein Wachstum nach oben keine Grenze. Seine dicken Stämmen schneiden Gärtner mit motorbetriebenen Heckenscheren. Nach einem guten Schnitt bedankt er sich bald mit vielen duftenden Blüten.

Der als immergrün geltende Bleiwurz (Plumbago auriculata bot., jazmin celeste span., jarami blau kat.) verliert manchmal im Winter seine Blätter, in kalten Inselregionen kann es sogar zu Frostschäden kommen. Diese sind dann an den Ästen zu erkennen, wenn ein kleines Stück Rinde mit einem scharfen Messer abgeschält wird. Zeigt sich im Inneren kein Grün, ist der erfrorene Ast abzuschneiden, bei allen anderen kann, wie immer, ein Drittel des Volumens gestutzt werden.

Obstbäume auf Mallorca jetzt schon schneiden

Wenn der Winterschlaf der Früchte tragenden Bäume zu Ende ist und der Saftkreislauf wieder in Schwung kommt, ist auch für sie der richtige Zeitpunkt für den Schnitt.

Einheimische Aprikosenbäume (Prunus armeniaca bot., albericoquero span., albericoquer kat.), die früh im Sommer Früchte tragen, öffnen bereits die ersten Blüten. Dann ist mit dem Schnitt Eile angesagt. Etwas später dran sind die Pflaumenbäume (Prunus domestica bot., ciruelo span., prunera kat.), ihre Blüten zeigen sich bisher nur vereinzelt, denn die Früchte werden erst im Frühherbst reif. Noch später blühen Kirsch-, Apfel- und Olivenbäume, bei ihnen kann der Schnitt auch noch im späteren März erfolgen.

Äste ohne Augen sind zu entfernen. Nele Bendgens

Profis lassen Obstbäume nur so groß werden, dass ihre Früchte vom Boden aus geerntet werden können. Üblicherweise wachsen sie mit Stamm und Krone. Schon in den Baumschulen wird darauf geachtet, dass bei den ersten Schnitten nur einige wenige Hauptäste stehen bleiben. Und dass viel Platz in der Kronenmitte bleibt, denn dann kommen auch jene Äste, die direkt am Stamm sitzen, in den Genuss zirkulierender Luft und Sonne.

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Bei erwachsenen Bäumen ist in den Kronen das über den Winter abgestorbene Holz zu entfernen, ebenso Äste, die sich kreuzen, wild durcheinanderwachsen und sich gegenseitig beim Wachsen behindern. Ratsam ist darüber hinaus, darauf zu achten, dass diejenigen Äste stehen bleiben, die über viele Augen verfügen, vor allem wenn sie sich in Stammnähe befinden. Weil hier die Versorgung mit Nährstoffen und Wasser am besten ist, entwickeln sich die Früchte größer als am Ende der Äste. Abzutrennen sind zudem die nutzlosen Wassertriebe, auf Spanisch chupón genannt (Mehrzahl: chupones), an denen sich weder Blüten noch Früchte bilden. Wie auch die Schösslinge, die aus den Wurzeln wachsen und mamón heißen.

Mit dem März-Schnitt allein ist es aber nicht getan, eine Extraportion Kompost oder Flüssigdünger gibt den Pflanzen Kraft für die Blattbildung sowie üppige Blüte und Ernte.