Kennen Sie das auch? Streamingplattformen wie Netflix haben ein reichhaltiges Angebot. Doch bei der Suche nach einem Film oder einer Serie für den Abend verbringt man eine gefühlte Ewigkeit. Manchmal will man gar nicht gezielt etwas gucken, sondern einfach nur durch das TV-Programm zappen. Dafür braucht man auf Mallorca, wenn man nicht auf die spanischen Sender ausweichen will, aber erst einmal das deutsche Fernsehen.

Deutsches TV über die Kanaren gucken

Die Satellitenschüssel

Der traditionelle Weg zum Fernsehen führt über die Satellitenschüssel. „Von der Unfallgefahr mal abgesehen kann eine handwerklich geschickte Person die Satellitenschüssel auch selbst montieren“, sagt Stefan Dehn von TV Paguera. Bei der richtigen Einstellung wird es aber knifflig. Im Internet sind Anleitungen zu finden. Den Azimut, also die Rotation von links nach rechts, auf 155 Grad stellen, die Elevation (Neigung) auf 41,15 Grad und den Empfänger, den sogenannten LNB, auf minus zwölf Grad.

Damit empfange die Schüssel die Daten des Astra-Satelliten, der die deutschen Sender überträgt. Klingt einfach, kann aber Kopfschmerzen bereiten. „Es muss millimetergenau stimmen“, sagt Dehn. „Heutzutage gibt es Pieper, die signalisieren, dass ein Satellit empfangen wird. Die zeigen aber nicht an, welchen man angepeilt hat.“ Besser dann doch den Profi machen lassen.

„Ein ordentliches Komplettset gibt es für 300 Euro“, sagt Dehn. Wichtig sei, darauf zu achten, dass man eine 80 Zentimeter große Schüssel nimmt. „60 Zentimeter tun es zwar auch, aber dann hat man keine Schlechtwetterreserve. Und wann schaut man am meisten fern? Genau, wenn es regnet und man die Sonne nicht genießen kann“, sagt Dehn.

Zumal die 20 Zentimeter mehr nur 25 bis 30 Euro kosten. Hinzu kommt der Preis für die Mon- tage, der von der Anzahl der Leitungen, der Kabellänge und der anfallenden Montage abhängt. „Grob ist etwa mit 100 Euro zu rechnen“, so Dehn.

Mediatheken

Im Prinzip verfügt so gut wie jeder Fernsehsender heutzutage über eine Mediathek, wo vergangene Sendungen angeschaut werden können, und einen Livestream mit dem aktuellen Programm. Außerhalb von Deutschland ist der Zugriff meist aber beschränkt. Das sogenannte Geoblocking wurde 2018 durch eine EU-Verordnung zwar gekippt, das bezieht sich aber auf kostenpflichtige Streaminganbieter, wie beispielsweise Sky oder Netflix.

Bei der ARD lassen sich Mediathek und Livestream von Mallorca aus problemlos öffnen. Bei manchen +Serien und vor allem bei Fußballübertragungen stoppt der Stream jedoch und es wird angezeigt, dass die Inhalte im Ausland nicht verfügbar sind. Bei den dritten Programmen ist es unterschiedlich. NDR und WDR funktionieren, MDR und SWR gehen gar nicht. Gleiches gilt für den ZDF- Livestream, der im Ausland nicht geöffnet werden kann. Die privaten Sender wollen in der Regel für den Livestream im Internet bezahlt werden. Im Ausland sind die Programme aber meist nicht zu empfangen.

Online-Anbieter

Die in Deutschland bekanntesten TV-Streamingportale taugen für einen dauerhaften Insel-Aufenthalt nur bedingt. Waipu, Zattoo und Joyn (Pro7-Gruppe) und RTL+ bieten zwar so gut wie alle Sender an, die in Deutschland in der Regel kostenlose Gratis-Option mit wenigen Sendern funktioniert im Ausland aber nicht. Auch die kostenpflichtigen Premium-Angebote haben ihre Tücken. „Nach 90 Tagen wirst du im Ausland keinen Zugriff mehr auf das Abo haben“, heißt es bei Zattoo.

Bei Joyn, wo keine Telefonnummer auffindbar ist und auf E-Mails keine Antwort erfolgt, steht im Hilfeforum: „Grundsätzlich kannst du Joyn PLUS+ im EU-Ausland nutzen. Aus lizenzrechtlichen Gründen ist dazu aber alle 180 Tage ein Abruf von Deutschland aus erforderlich. Anschließend kannst du Joyn PLUS+ wieder für 180 Tage im EU-Ausland verwenden.“

Hier bleibt ungeklärt, ob es erlaubt wäre, einfach einem Freund in der Heimat die Zugangsdaten zu geben, damit er sich jedes halbe Jahr einmal einloggt. Zudem beklagen sich Nutzer, dass manche Programme – wieder sind es die Fußballübertragungen – wegen Geoblockings nicht laufen. Wer es riskieren möchte, kann mit einem kostenlosen Probemonat starten. Danach kostet das Premiumangebot bei Joyn sieben Euro im Monat, bei RTL+ sind es fünf Euro.

Eine Alternative stellt TV Mucho dar. Die Firma aus Gran Canaria bietet im Stream hauptsächlich Sender aus Deutschland, Großbritannien und Frankreich an. Zum Ausprobieren kann man sich fünf Minuten lang durch diverse Sender klicken. Wer einen kostenlosen Account anlegt, darf eine Stunde am Tag fernsehen. Von den deutschen Sendern sind die wichtigsten wie ARD, ZDF, Pro7, RTL, Sat1 oder Vox dabei. Sportfans müssen jedoch auf Eurosport und Sport1 verzichten. Für acht Euro im Monat gibt es das Fernsehen in HD ohne Zeitlimit. Man darf zudem bis zu 50 Stunden pro Woche aufnehmen.

Klingt zu schön, um wahr zu sein, ist laut Anbieter aber legal. „Wir strahlen nichts aus, kopieren keine Streams, fügen keine Werbung hinzu und bieten kein Video-on-Demand an, was gegen Rechte verstoßen würde“, erklärt ein Mitarbeiter. Man biete den Mitgliedern lediglich die Möglichkeit, die frei empfangbaren Sender zu schauen. Dafür sei keine Lizenz notwendig. Wer nicht am Handy oder Laptop schauen möchte, kann sich die App auch auf das Smart-TV herunterladen.

Mit einem VPN mogeln

Eine etwas umständlichere Möglichkeit, um an das deutsche Fernsehen zu kommen, stellen VPN-Server dar. Diese leiten die Verbindung um und gaukeln sozusagen vor, in Deutschland zu sein. Der Gebrauch der VPN-Server ist legal, verstößt aber unter Umständen gegen die AGBs der Streaminganbieter und kann dadurch zur Kündigung führen.

Zudem muss man einen guten VPN-Server finden. Manche wollen für ihre Dienste Geld, andere verschleiern die Herkunft nicht gut genug und funktionieren nicht. Windscribe ist verlässlich, bietet aber nur zehn GB Daten- volumen pro Monat in der Gratisversion. Unbegrenzt surfen ist mit UrbanVPN möglich.