Eigentlich kündigen Kürbisse an, dass es Herbst geworden ist. Doch dieses Jahr hatten sie es eilig. „Ich musste sie vorzeitig schon in der zweiten Augusthälfte ernten“, berichtet Jaume Adrover. Er pflanzt auf seinen Biofeldern in der Nähe von Son Macià nicht irgendeine der auf der Insel bekannten Sorten. Stattdessen wächst dort der Hokkaido-Kürbis, weil Adrover gern auf seinen Feldern mit neuen unbekannteren Sorten experimentiert. So findet er heraus, welche Gemüsesorte sich für den Bioanbau auf der Insel eignet.

Die Feldfrüchte

Bereits im vergangenen Jahr hatte der Bio-Landwirt mit Erfolg die Hokkaido-Kürbisse angebaut. Seine Kunden zeigten viel Interesse an dieser auf der Insel noch relativ unbekannten Sorte. Dieses Jahr wählte Adrover zwei verschiedene Pflanztermine. „Der Hokkaido braucht vom Setzling bis zur Ernte etwa hundert Tage.“ Anfang März pflanzte Adrover also die ersten Jungpflanzen in die Erde, sie wurden unter einem Folientunnel groß. Im Juni konnte er eine reiche Ernte einfahren, denn jede Pflanze bildete vier bis fünf Früchte.

Im Mai pflanzte er ein zweites Mal die gleiche Sorte. Doch weil kurz danach die große Hitze einsetzte, wurden die Pflanzen sehr schnell erwachsen. Und dann scherten sie sich nicht mehr um die Hundert-Tage-Regel und stellten ihr Wachstum Anfang, Mitte August ein. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie jedoch nur zwei, manche sogar nur eine Frucht gebildet. Und diesen mangelte es zudem an großen Blättern, die sie vor der sengenden Sonne hätten schützen können. So blieb nichts anderes übrig, als in der zweiten Augusthälfte mit der Ernte zu beginnen.

Die Sorte

Mit einem Gewicht zwischen einem und zwei Kilogramm gilt der Hokkaido als familienfreundlich: Er liefert Portionen für einen Vier-Personen-Haushalt, und nach dem Mahl ist in der Regel nichts mehr übrig. Die fast runden, manchmal etwas abgeflachten Feldfrüchte bilden auf einer Seite eine Spitze, und obenauf sitzt ein Stängel, der den Kürbis auf dem Acker mit seiner Pflanze verbindet.

Im Vergleich zu anderen Kürbissorten, hat der Hokkaido-Kürbis deutlich mehr Nährstoffe und einen geringeren Wasseranteil. Nele Bendgens

Der Name der Hokkaido-Kürbisse stammt von der gleichnamigen Insel im Norden Japans. Ursprünglich soll diese Sorte jedoch bereits in Mittelamerika kultiviert worden sein. Im 19. Jahrhundert dann brachten amerikanische Landwirtschaftsberater eine geschmacks-arme Sorte Reiskürbis auf die japanische Insel, die botanisch zu den Riesenkürbissen (Cucurbita maxima) zählt. Aus dieser wenig aromatischen Sorte züchteten die Japaner eine kleine, strahlend orangefarbene Unterart.

Die Kürbisse dieser Sorte sind etwas abgeflacht oder kugelrund und tragen den botanischen Namen Cucurbita maxima convar. Hubbardiana. Der spanische Name potimarrón weist auf den Unterschied zu den herkömmlichen Kürbissen hin. Das Hokkaido-Aroma ist nussig und erinnert an Maronis, also an Kastanien. Ein weiterer Unterschied: Das Fruchtfleisch zerfällt kaum im Topf oder Backofen. Und darüber hinaus ist die Schale des Hokkaido sehr dünn und damit essbar.

Gesund und vielseitig

Das feste, nussige Fruchtfleisch ist sehr faserarm. Im Vergleich zu anderen Kürbissorten hat die Sorte deutlich mehr Nährstoffe und einen geringeren Wasseranteil. Gleichzeitig wirkt der Hokkaido, wie alle Kürbissorten, auf eine natürliche Weise entwässernd, indem er die Nieren- und Blasenaktivität anregt.

In Kombination mit seinem niedrigen Kalorien- und Fettgehalt ist der Hokkaido-Kürbis ein beliebtes Gemüse für leichte Gerichte. Rezepte gibt es zuhauf, denn dieser Kürbis kann als Gemüse im Ofen gegart oder aber gekocht und püriert als feine Suppe oder Püree verzehrt werden.

Schwieriger Sommer

Ähnlich wie den Kürbissen ging es diesen Sommer den Ramallet-Tomaten. Sie reifen auf Adrovers Feldern so gut wie ohne Gießwasser. Doch ihnen machten Milben zu schaffen, und statt wie sonst im September mussten auch sie bereits im August geerntet werden.

Das Gießwasser der Finca stammt aus einem natürlichen Reservoir, mit Solarenergie wird es nach oben gefördert. Die Vorräte gehen immer im Sommer zu Ende, dieses Jahr jedoch besonders früh. Adrover musste Stadtwasser aus nahegelegenen Leitungen anzapfen, was die Gemüsepreise im Sommer verteuert. Zudem verdunstete wegen der Hitze viel mehr Feuchtigkeit als in früheren Jahren.

Gerettet haben das landwirtschaftliche Unternehmen in diesem Jahr die Melonen. Die Kooperative in Artà hatte die Früchte im Frühjahr bestellt, und Adrover pflanzte unter anderen die Sorte piel de sapo erfolgreich an. Die 2.000 Pflanzen waren gesund, und die Felder wurden nicht von Schädlingen heimgesucht. In feuchteren Sommern leiden die Melonenpflanzen unter Pilzbefall, dieses Jahr dagegen gab es nicht den winzigsten Tautropfen in den Morgenstunden. Die Felder blieben den ganzen Tag über knochentrocken.

Gute Aussichten

Adrover muss nur wenige Kilometer zwischen Portocolom und Artà hin- und herfahren. Das sei nichts im Vergleich zu den Transporten im restlichen Europa. „Kilometer null gibt es nicht“, sagt er lachend. Er habe inzwischen den Eindruck, dass Bioprodukte im Hofverkauf nicht mehr teurer seien als Lebensmittel im Supermarkt aus konventionellem Anbau.

Plastikverpackungen und synthetische Produkte gegen Schädlinge oder Düngemittel kämen die konventionelle Landwirtschaft immer teurer zu stehen. Es sei abzusehen, dass Waren, die von außerhalb kommen, gewaltig im Preis steigen werden.

„Wir mussten dieses Jahr härter arbeiten und werden weniger einnehmen“, sagt Adrover. Doch die Aussichten für die Biolandwirtschaft könnten nicht besser sein.