Arm, reich, Einheimische und Ausländer: Wer lebt wo in Palma de Mallorca?

Das Zentrum ist dicht besiedelt und urban, die Randbezirke sind ländlich. Der Westen ist reicher als der Osten. Palma lässt sich auf viele Arten unterteilen. Ein Annäherungsversuch

Die Stadt Palma hat 89 Viertel, wir haben versucht die Gegenden zusammenzufassen.

Die Stadt Palma hat 89 Viertel, wir haben versucht die Gegenden zusammenzufassen. / Marion Dorr

Marlene Weyerer

Marlene Weyerer

Palma lässt sich auf viele Arten unterteilen. Je weiter vom Zentrum entfernt, desto ländlicher wird es. Der Westen ist fast überall reicher als der Osten der Stadt. In manchen Ecken leben viele Einheimische, in anderen mehr Ausländer. Mal sind es wohlhabende Deutsche, Briten oder Skandinavier mit Zweitresidenzen, mal Marokkaner, Lateinamerikaner oder Osteuropäer, die hier Arbeit suchen.

Offiziell ist Palma in 89 Viertel unterteilt, die zu fünf Verwaltungszonen gehören. Einzeln erklärt würden die 89 Viertel einen Artikel sprengen. Die fünf Zonen aber sind andersherum viel zu weit gefasst, um aussagekräftig zu sein. Es sind das Stadtzentrum, die Playa de Palma sowie der Norden, Osten und Westen der Stadt. Die Villen von Son Vida sind darin mit den ärmlicheren Hochhaussiedlungen von Son Roca und Son Ximelis zusammengefasst, das ländliche Son Sardina teilt sich mit dem dicht besiedelten Wohnviertel Bons Aires eine Verwaltungseinheit.

Wir haben deswegen versucht, eine etwas präzisere Aufteilung vorzunehmen. Auch sie wird dieser Stadt mit all ihren Kontrasten allerdings nur bedingt gerecht. In der einen Straße gibt es Lofts mit Meerblick, in der nächsten teilen sich Saisonarbeiter ein Zimmer. Die Barackensiedlung Son Banya ist mit dem ländlichen Son Ferriol zusammengefasst, das Noch-Arbeiterviertel Soledat mit dem Stadtentwicklungsgebiet Nou Llevant. Und doch sollte diese Aufteilung einen ersten Überblick ermöglichen. Die Daten stammen von der letzten großen Erhebung der Stadtviertel im Jahr 2018.

1. Sa Indioteria (rural), Son Sardina, Son Espanyol, Establiments und Son Anglada

Früher waren es große Anwesen und Dörfer, heute sind es die nördlichsten Stadtviertel von Palma. Zumeist kleinere Einfamilienhäuser mit großen Gärten, ländliche Umgebung. Zusammen bringen diese Viertel es nur auf 8.887 Einwohner, 90 Prozent davon sind Einheimische.

2. Son Roca und Son Ximelis

In den Wirtschaftskrisen der 80er verloren viele Bewohner dieser Gegend ihre Jobs. Kriminalität und Drogenhandel machten sich breit. Inzwischen gelten die Hochhaussiedlungen nicht mehr als akuter Brennpunkt, trotzdem ist die vergleichsweise junge Bevölkerung weiterhin von Armut betroffen. Einwohnerzahl: 4.600.

3. Son Vida, Son Xigala, Los Almendros–Son Pacs, Son Serra–La Vileta, Son Peretó, Son Rapinya und Son Flor

Einfamilienhäuser, Ferienwohnungen mit Pool und Pförtner, abgeschottete Siedlungen: Diese Ecke Palmas ist eher wohlhabend. Am meisten im Villenviertel Son Vida, wo nur 60 Prozent Spanier leben und etwa 30 Prozent der Einwohner aus dem EU-Ausland kommen. Die restlichen Viertel haben um die 90 Prozent spanische Bewohner. Je näher am Zentrum, desto städtischer wird es. Einwohnerzahl: 22.247.

4. Génova

Ländlicher Vorort mit 2.260 Einwohnern, davon 77 Prozent Spanier und 20 Prozent EU-Ausländer. Schöne Häuser mit schöner Aussicht, auch für seine Restaurants bekannt.

5. La Teulera, Bellver, Son Armadams, El Terreno, Cala Major, Sant Agustí, La Bonanova und PortoPi

Mit dem Schloss von Bellver, einem Wald, dem Hafen sowie dem Paseo Marítimo samt seiner Lokale eine schöne, lebendige und größtenteils wohlhabende Gegend. Cala Major und Sant Agustí haben mit fast 50 Prozent den höchsten Ausländeranteil Palmas, die meisten kommen aus der EU. Einwohnerzahl: 35.170.

6. Son Dureta, Son Dameto und Son Cotoner

Ruhige Wohngegend der oberen Mittelschicht mit vielen Neubauten rund um das ehemalige Krankenhaus Son Dureta. Etwa 85 Prozent der Einwohner sind Spanier. Einwohnerzahl: 21.971.

7. Santa Catalina, Es Jonquet, Son Espanyolet und Camp d’en Serralta

Vor allem Santa Catalina und Es Jonquet sind als Szeneviertel bekannt. Bars, Diskotheken und viele Restaurants prägen hier das Stadtbild. Das ehemalige Fischerviertel Santa Catalina ist weitgehend saniert und gentrifiziert, die vielen Skandinavier und EU-Ausländer, die hier wohnen, tragen zu einer sehr internationalen Atmosphäre bei. Eine ähnliche Entwicklung ist seit einiger Zeit auch in Son Espanyolet und Camp d’en Serralta zu beobachten. Einwohnerzahl: 10.106.

8. Altstadt

Alles, was sich innerhalb der Avenidas befindet, ist die Altstadt. Hier gibt es enge Gassen, gepflasterte Straßen und so gut wie keine Parkplätze. Gen Meer und Kathedrale finden sich in den alten Stadtpalästen einige der teuersten und edelsten Immobilien der Stadt. Entsprechend hoch sind auch die Mieten. Gleichzeitig gibt es aber auch noch einigermaßen bezahlbare WGs und Ein-Zimmer-Wohnungen. Große Einkaufsstraßen, viele Bars und Restaurants, viele Touristen. Insgesamt betrug die Einwohnerzahl bei der Erhebung 2018 (siehe Kasten) 26.147 Menschen, darunter sind auch viele ausländische Teilzeitresidenten.

9. Es Fortí, Bons Aires, Camp Redó (Corea), Cas Capiscol, Amanecer, Plaça de Toros, Son Fortesa (Sud), Marqués de la Fontsanta, Arxiduc, L’Olivera, Els Hostalets und Son Oliva

Der Norden über der Altstadt ist ein dicht besiedeltes Mittelschichtswohngebiet mit insgesamt 98.303 Einwohnern und vielen größeren Wohngebäuden. Auch hier gibt es einige Ausländer, allerdings im Schnitt weniger finanzstarke als im Westen der Stadt. Etwas mehr als die Hälfte der Ausländer kommt von außerhalb der EU. 80 Prozent der Einwohner sind Spanier.

10. Secar la Real, Sa Indioteria (urban), Son Cladera, Son Rutlan, Mare de Déu de Lluc, Son Fortesa (nord), Es Rafal Vell, Es Rafal Nou, Es Vivero und Estadi Balear

Größtenteils eher einfache Wohnviertel, die im Laufe der Stadterweiterung im 20. Jahrhundert hinzugekommen sind. Es leben hier viele Spanier (90 Prozent). Einwohnerzahl: 48.616.

11. Son Gotleu, Can Capes und La Soledat (nord)

Traditionelle Arbeiterviertel, die heute als sozialer Brennpunkt gelten. 30 Prozent der Einwohner stammen aus dem Ausland außerhalb der EU, größtenteils Marokko und Nigeria, aber auch aus Lateinamerika. Einwohnerzahl: 19.829.

12. Pere Garau, Son Canals und Foners

Ab den 30er-Jahren östlich des Innenstadtrings entstandene und dicht besiedelte Einwandererviertel. Heute sehr multikulturell geprägt, fast 20 Prozent der Einwohner kommen von außerhalb der EU. Einwohnerzahl: 53.101.

13. Son Malferit, La Soledat (Sud) und Nou LLevant

Noch bis vor wenigen Jahren Arbeiterviertel (La Soledat) und Gewerbegebiet (Nou Llevant, Son Malferit), heute das wichtigste Stadtentwicklungsgebiet mit luxuriösen Neubauten und Neuansiedlungen (etwa Sinfoniker, Uni-Fakultät). Einwohnerzahl bis 2018: 10.843.

14. El Molinar, Can Pere Antoni und el Coll d’en Rabassa

Ehemalige Fischer- und Arbeiterviertel, die direkt am Meer weitgehend gentrifiziert und in ausländischer Hand sind. Je näher am Flughafen oder dem Hinterland, desto einheimischer. 70 bis 80 Prozent Spanier, die meisten Ausländer kommen aus der EU. Einwohnerzahl: 20.691.

15. Can Pastilla, Les Meravelles und Arenal

Von alten Sommerresidenzen über kleine Arbeiterhäuschen bis hin zu Hotelburgen und baufälligen Hochhäusern: Die Bandbreite an der touristischen Playa de Palma ist groß. Einwohnerzahl: 20.407, darunter viele Deutsche.

16. Flughafen Son Sant Joan

Rund um den Flughafen leben nur 106 Einwohner, die meisten dürften Mitarbeiter sein, und fast alle sind Spanier.

17. Son Ferriol, Son Riera, sa Casa Blanca, Sant Jordi, S’Aranjassa und ES Pil·Lari

Ländliches Gebiet mit von Feldern umgebenen Siedlungen und Fincas. Etwa 90 Prozent der Einwohner sind Spanier. Sonderfall ist die Barackensiedlung Son Riera, bekannt als Son Banya. Einwohnerzahl: 18.068.

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