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Wandern in der Tramuntana: Aktueller Überblick über die Wanderhütten und Herbergen

Wanderer, die der Natur auch nachts nahe sein und sich lange Anfahrtswege sparen wollen, können in den „refugios“ der Insel unterkommen. Service, Ausstattung und Preise variieren stark

Tossals Verds wird vom Inselrat verwaltet.

Tossals Verds wird vom Inselrat verwaltet. / Inselrat

Simone Werner

Simone Werner

Herbst ist die Hochzeit für Wanderer auf Mallorca. Wer der Natur ganz nah sein will, kann abseits von Luxus und All-inclusive-Hotels auf der Insel in verschiedenen Herbergen und Hütten (kat. refugis, span. refugios) unterkommen. Einen Großteil verwalten der Inselrat und die Forstbehörde der Balearen-Regierung (IBANAT). Daneben gibt es auch privat oder von Stiftungen betriebene Hütten. Service und Ausstattung variieren jeweils stark. Wer nicht vor verschlossener Türe stehen will, sollte zeitnah reservieren. Die Plätze sind jedes Jahr teils schon Monate im Voraus ausgebucht.

Herbergen des Inselrats

Mallorcas Inselrat (Consell de Mallorca) verwaltet sieben Wanderhütten mit insgesamt 260 Schlafplätzen, die über den ganzen Tramuntana-Bereich und die Trockensteinroute GR 221 verstreut sind. Von Nord nach Süd sind das: Pont Romà bei Pollença, Son Amer (Lluc), Tossals Verds (Escorca), Muleta in den Bergen nahe Port de Sóller, Can Boi in Deià, Coma d’en Vidal (Estellencs) und Galatzó auf dem gleichnamigen Finca-Gelände in der Gemeinde Calvià.

Auf der Website des Inselrats (caminsde pedra.conselldemallorca.es/es/refugios) finden sich jeweils Kurzbeschreibungen mit Fotos und Informationen zur Ausstattung und den Preisen der einzelnen Herbergen. Mit Ausnahme von Coma d’en Vidal gibt es in allen Herbergen einen Essensservice. Die refugios bieten zwischen 24 (Coma d’en Vidal) und 52 (Son Amer) Betten in Mehrbett-Zimmern an. In Pont Romà, Can Boi, Muleta, Tossals Verds und Son Amer gibt es neben einer Heizung auch einen Kamin sowie WLAN. Das refugio Coma d’en Vidal wiederum ist eher für Wanderer geeignet, die wirklich auf jeglichen „Luxus“ wie warmes Wasser oder Strom verzichten können.

Laut einer Sprecherin kann man die Plätze maximal vier Monate vor seinem Wunschaufenthalt reservieren, was auch empfohlen wird. Restplätze werden bis zu fünf Tage vor dem Wunschtag vergeben, falls noch welche verfügbar sein sollten. Wann noch freie Termine sind, findet man auf der Reservierungsplattform seu.conselldemallorca.net/ refugis/es/dispo/llistat am besten über die Suche bei „buscar disponibilidad para ruta“ heraus. Dort bei „refugio“ am besten mehrere Wünsche angeben!

Die meisten Hütten und Herbergen liegen nahe der Trockenmauer-Route GR 221, die durch die Tramuntana führt.

Die meisten Hütten und Herbergen liegen nahe der Trockenmauer-Route GR 221, die durch die Tramuntana führt. / Inselrat

Das ist neu

Im Falle der Unterkunft Coma d’en Vidal muss man, wie die Inselrat-Sprecherin der MZ bestätigte, die Hütte entgegen der Informationen auf der Website mittlerweile telefonisch nicht mehr komplett reservieren. Stattdessen kann man die Mehrbett-Zimmer in dem refugio, das nach über drei Jahren erst im April 2025 wiedereröffnet wurde, nun auch einzeln buchen. Achtung: Sie ist nur nach einem 55-minütigen Fußmarsch zu erreichen, wobei auch 253 Höhenmeter zurückgelegt werden müssen.

Die Preispolitik ist schnell zusammengefasst: Bei allen im Inselrat verwalteten Hütten gelten dieselben Preise: 14 Euro pro Übernachtung für Erwachsene im Mehrbettzimmer und 9 Euro für Kinder bis 16 Jahren. Wer Bettwäsche braucht, zahlt 4,50 Euro, Handtücher schlagen mit 2,50 Euro zu Buche. Das Frühstück, sofern es angeboten wird, kostet 5,50 Euro, das Mittagessen 13 Euro, das Abendessen 9,50 Euro.

Geschlossen sind die Herbergen des Inselrats lediglich vom 1. bis 15. August, vom 24. bis 26. Dezember und am 31. Dezember sowie dem 1. Januar.

Erst im Juli 2025 hat der Inselrat angekündigt, künftig eine weitere Herberge im Gebäude namens Paloma Blanca auf der Finca Ses Figuerasses (Banyalbufar) mit 38 Schlafplätzen zu eröffnen.

Eine der Hütten, die der Inselrat verwaltet.

Eine der Hütten, die der Inselrat verwaltet. / Inselrat

Von der Balearen-Regierung

Auch die balearische Forstbehörde IBANAT, die dem balearischen Umweltministerium untersteht, verwaltet mehrere Hütten, die überwiegend von Insulanern oder Festlandspaniern aufgesucht werden – vermutlich, da fast alle nur von großen Gruppen und damit als Ganzes gebucht werden können. Lediglich im Refugio de s’Arenalet kann man mittlerweile einzelne Zimmer buchen. Bei den anderen refugios muss die Belegung bei mindestens 50 Prozent der Höchstkapazität liegen. Ein Beispiel: Hat eine Hütte Platz für sechs Personen, kann eine Dreier-Gruppe sie mieten. Eine romantische Nacht zu zweit mitten in der Natur wäre in diesem Fall aber nicht drin.

Die IBANAT-Hütten sind allesamt nicht bewirtschaftet. Daher sollten Wanderer Lebensmittel selbst mitbringen, um sich zu verpflegen. Die Behörde unterscheidet zwischen einfachen Wanderhütten (refugios de montaña) und Herbergen mit Sanitäranlagen und weiteren Serviceleistungen (refugios con servicios).

Erstere sind nicht viel mehr als alte Steingebäude mitten in den Bergen, die in der Vergangenheit häufig von Landwirten oder Forstwärtern genutzt wurden: vier Wände, ein Dach, kalter Steinboden und schwere Holztüren. Hinzu kommen Esstische, Steinbänke, teilweise Kamine mit Holzvorräten, Feuerstellen oder chemische WCs. Auch Verbandskästen und Feuerlöscher befinden sich in den einfach gehaltenen Hütten. Betten allerdings gibt es hier selten. Nur in vier der refugios de montaña (Cúber, Gorg Blau, Coll Baix, Son Real) fließt durch Solarzellen gewonnener Strom. Steckdosen allerdings gibt es keine. Im kleinen Refugio Coll Baix gibt es eine Wasserstelle (kein Trinkwasser!), im Refugio de Son Real sogar fließendes Wasser (kein Trinkwasser!). Letztere dürfte die luxuriöseste der einfachen Wanderhütten sein. Es gibt auch ein Badezimmer mit Dusche und Toilette sowie eine Küche.

Die einfachen Wanderhütten sind unter folgenden Namen zu finden: Refugio de Lavanor (Platz für zehn Personen), Refugio de Son Moragues (15 Personen), Refugio de Cúber (6 Personen), Refugio de la Coma de Binifaldó (2 Personen), Refugio del Gorg Blau (8 Personen), Refugio des Coll Baix (6 Personen), Refugio de Son Real (8 Personen). Achtung: Die Unterkünfte Son Moragues und Gorg Blau sind derzeit wegen Umbauarbeiten am Gebäude selbst oder am Weg dorthin geschlossen, werden aber laut einer IBANAT-Sprecherin bald wiedereröffnen.

Spektakuläre Standorte

Die Infrastruktur in den „Berghütten“ ist zwar sehr spartanisch, die Standorte sind dafür umso spektakulärer. Das Refugio Cúber und das Refugio Gorg Blau liegen beispielsweise direkt am Ufer der gleichnamigen Stauseen mitten in der Tramuntana, das Refugio Son Real befindet sich nahe der naturbelassenen Nordküste in der Gemeinde Santa Margalida, das Refugio Son Moragues in den Wäldern von Valldemossa ist nur einen Spaziergang von den beeindruckenden Aussichten auf dem ehemaligen Reitweg des Erzbischofs (Cami de s’Arxiduc) entfernt.

Der Cúber-Stausee auf einem Archivfoto.

Der Cúber-Stausee auf einem Archivfoto. / MZ

Die Übernachtung in den Berghütten kostet um die 36 Euro pro Hütte. Auf die Einzelperson heruntergerechnet, macht das zwischen 4,50 und 6 Euro.

Komfortabler geht es in den Herbergen mit Sanitäranlagen und Küchen, Bädern, Strom, Heizung und teils warmem Wasser und Brotofen zu. Sie heißen Cases de Binifaldó (20 Personen), Binifaldó Petit (10 Personen), Refugio de s’Arenalet (22 Personen), Refugio de s’Alzina (fünf Doppelzimmer), Refugio des Oguers (10 Personen, Unterkunft muss als Ganzes gemietet werden) und Refugio de Cabrera (keine Angaben zur Personenzahl). Letzteres taucht zwar auf der Website der Balearen-Regierung auf, wird aber mittlerweile direkt vom Naturpark Cabrera verwaltet. „Es kann gut sein, dass das refugio mittlerweile geschlossen ist oder nur noch Forscher dort unterkommen können“, so die IBANAT-Sprecherin. Trotz mehrere Anrufe der MZ war dort kein Verantwortlicher zu erreichen.

Auch die refugios con servicios liegen an atemberaubenden Orten wie dem Naturschutzgebiet Parc de Llevant bei Artà (Refugio de s’Arenalet und Casa de s’Alzina) oder am Fuß des Bergs Puig Tomir (Cases de Binifaldó und Binifaldó Petit).

Etwas teurer

Mehr Service kostet auch mehr Geld. Die refugios con servicios sind mit rund 150 bis 200 Euro pro Hütte und Nacht etwas teurer als die einfachen Berghütten. Die Unterkunft Cases de Binifaldó kostet 180 Euro, die Übernachtung im Refugio de Binifaldó Petit schlägt mit nur 150 Euro zu Buche. Im Refugio de s’Arenalet kosten die Zwei-Bett-Zimmer 40 Euro, die Vier-Bett-Zimmer 60 Euro pro Nacht.

Vor der Buchung empfiehlt es sich, sich genau darüber zu informieren, wie anspruchsvoll der Weg zur Unterkunft ist. Auch hier gibt es große Unterschiede. Coll Baix bei Alcúdia beispielsweise ist nach Wunsch auch mit dem Auto erreichbar. Bis auf wenige hundert Meter kann man vorfahren. Auch der Weg zu Sa Coma de Binifaldó gleicht einem gemütlichen Spaziergang. Beim steilen Aufstieg zum Refugio Son Moragues hingegen etwa dürften ungeübte Wanderer schnell ins Schwitzen kommen.

Reservieren kann man alle Übernachtungen maximal 60 Tage vor dem Aufenthalt (jeweils ab 20 Uhr) unter dieser Website oder telefonisch (971-17 76 52). Nach der erfolgreichen Buchung bekommen Wanderer einen Code geschickt, den sie in einem Kästchen am Hütteneingang eingeben können. Darin befindet sich der Schlüssel, den sie dort dann auch wieder abgeben müssen.

Auch die Balearen-Regierung plant, spätestens bis Ostern 2026 zwei weitere refugios zu eröffnen. Eine Hütte wird im Naturpark Mondragó liegen, die andere auf der Finca Es Canons (Artà), verrät die IBANAT-Sprecherin.

Die Trockensteinroute.

Die Trockensteinroute. / Foto: Fitzner

Von privat oder Stiftungen

Private oder von Stiftungen betriebene Unterkünfte haben den Vorteil, dass dort pro Bett abgerechnet wird und man nicht die ganze Unterkunft buchen muss. Daher eignen sie sich auch für Pärchen oder Single-Wanderer. Auf Ses Fontanelles auf der gleichnamigen Finca nahe Andratx kostet die Übernachtung 24 Euro pro Person. Eher eine Notunterkunft ist das immer geöffnete und kostenlose refugio Xim Quesada (Fornalutx). Im Hort de Son Serra (Son Serra de Marina) kann man zumindest als NGO, Gemeinde oder Verein unterkommen.

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