Zum Hauptinhalt springenZum Seitenende springen

Hier bekommen Sie Ersatzteile für Ihr Auto 70 Prozent günstiger

Wer eine "pieza de recambio" braucht, bekommt sie oft beim Schrotthändler. Mit der bekannteste unter ihnen ist Reciclajes Pérez in Son Reus

Nicht alle Teile werden in Son Reus direkt abmontiert, manche nur auf Nachfrage hin. Auf dem Gelände ist Platz für 1.200 Autos.

Nicht alle Teile werden in Son Reus direkt abmontiert, manche nur auf Nachfrage hin. Auf dem Gelände ist Platz für 1.200 Autos. / NELE BENDGENS

Simone Werner

Simone Werner

Manchmal ist es nur eine kaputte Auto-Sonnenblende, die einen in eine völlig andere Welt führt. In der Urbanización Son Reus im Gemeindegebiet von Bunyola wird nicht nur Müll verbrannt, es liegt auch reichlich davon auf den Straßen. An den teils extrem breiten und verlassenen Straßen liegen Verkehrsschilder, Autoteile oder zersplittertes Glas. Den Preis für die schönste urbanización der Insel wird Son Reus sicherlich nicht abstauben.

Auffällig auch: Gefühlt 95 Prozent der Menschen, denen man hier begegnet, sind Männer. Schrottplatz-Geschäfte sind offenbar tatsächlich eher ihre Sache. Gleich mehrere Auto-Schrotthändler (desguaces) haben sich hier, ganz in der Nähe der Müllverbrennungsanlage Son Reus, niedergelassen.

Einer von ihnen ist das Familienunternehmen Reciclajes Pérez, das eine zweite Niederlassung im Polígono Son Castelló in Palma hat. In Son Reus wird alles aus Fahrzeugen heraus montiert, was noch verwertbar ist: Motoren, Stoßstangen, Embleme von Automarken. Mit etwas Glück gibt es hier das passende Ersatzteil für teils über 70 Prozent günstiger verglichen mit dem Neupreis.

Viel zu sehen in der großen Halle

Die MZ-Redakteurin benötigt eine Sonnenblende für ihren Suzuki Swift aus dem Jahr 2012. Im Internet soll sie neu über 100 Euro kosten. Nach dem Nummerziehen im Empfangsbereich und kurzem Anstehen aber sagt der Mitarbeiter von Reciclajes Pérez: „Wir haben einen Suzuki da, der genau die Sonnenblende hat. Wir müssen sie nur noch abmontieren.“ Jackpot.

Während des Wartens lässt sich durch ein Fenster dabei zusehen, wie in der großen Halle des desguace aus teils völlig zerdellten Fahrzeuge noch das Letzte herausgeholt wird. Eindrucksvoll. Immer wieder ist das Piepen von rückwärts fahrenden Gabelstaplern zu hören, die die Fahrzeuge von A nach B bringen. In einer Ecke schraubt ein Mitarbeiter Reifen ab. Neumáticos sind einige der wenigen Teile, die die Schrotthändler neben etwa Bremsscheiben oder -belägen aus Sicherheitsgründen nicht weiterverkaufen dürfen, Felgen schon.

Die Männer des Familienunternehmens: Antonio Pérez und sein Sohn Toni.

Die Männer des Familienunternehmens: Antonio Pérez und sein Sohn Toni. / Bendgens

Wenige Minuten später hält die MZ-Redakteurin die Sonnenblende tatsächlich in den Händen. Sie ist etwas dreckig, hat oben links einen kleinen Riss. 15 Euro soll sie kosten. Wir handeln runter auf 10 Euro. Deal. „Je nach Ersatzteil haben wir mehr oder weniger Spielraum beim Handeln“, erzählt Raúl Fernández, der in direktem Kundenkontakt steht.

Auto verschrotten lassen

Bei Reciclajes Pérez lassen sich nicht nur Ersatzteile ergattern, sondern auch neue beisteuern, indem man hier sein eigenes Auto verschrotten lässt. Dafür bringt man das Fahrzeug entweder selbst nach Son Reus oder lässt es kostenlos per Abschleppdienst abholen. „Der Preis, den wir für das Fahrzeug zahlen, berechnet sich je nach Marktlage, Modell und Zustand. Es sind aber mindestens 150 Euro“, sagt Antonio Pérez, der den Familienbetrieb vor 50 Jahren zusammen mit seiner Frau María Mercedes Jaume gegründet hat.

Kleinere Ersatzteile kommen in die Filialen in Palma.

Kleinere Ersatzteile kommen in die Filialen in Palma. / Bendgens

„María hat zusammen mit mir angefangen, in der Einkaufsstraße Jaume III in Palma, Karton und Eisen zu sammeln. Damals war sie gerade mal 13 Jahre alt“, erzählt Antonio Pérez. Um sich sein Taschengeld aufzubessern, hätte das junge Paar die Teile später an einen Schrotthändler an der Plaça Madrid verkauft. „Von dem Geld haben wir uns dann Frühstück gekauft“, so der mittlerweile 67-Jährige. Neben dem Paar, das seit 48 Jahren verheiratet ist, arbeiten auch ihr Sohn Toni und Tochter Sol in dem Unternehmen. Erst handelte der Betrieb vorwiegend mit Alteisen. Erst später seien auch Autos hinzugekommen.

Hat ein Halter sein Auto zum desguace in Son Reus gebracht, kümmert sich einer der Mitarbeiter um die Abmeldung bei der spanischen Verkehrsbehörde (DGT). Pro Tag kommen etwa 25 Fahrzeuge rein. Die insgesamt 22 Mitarbeiter bauen dann einige der Teile aus und verstauen sie auf einem Wagen. „Auf jedem Ersatzteil stehen Angaben zum Modell oder Jahr, die wir in unser Computersystem eingeben“, erklärt Antonio Pérez. Kleinere Teile wie Spiegel, Scheinwerfer oder Batterien kommen in die Niederlassung in Son Castelló, größere wie sämtliche Mechanik, Motorhauben oder Stoßstangen, bleiben in Son Reus. Manche Teile , etwa Türen, werden erst ausgebaut, wenn ein Kunde explizit danach fragt.

„Wenn wir das passende Fahrzeug dahaben, legen wir vor dem Abmontieren den Preis fest und bauen das Teil nach Wunsch direkt aus“, sagt der Mitarbeiter Raúl Fernández. Wer nicht warten will, kann alternativ morgens vorbeikommen, etwas bestellen und es noch am selben Tag vor Schließung des Schrottplatzes oder am nächsten Tag abholen. Am ruhigsten sei es unter der Woche zwischen 9 und 1 1 Uhr. Später müsse man schon mal bis zu einer Stunde in der Schlange warten, sagt Fernández. Telefonische Bestellungen sind in Son Reus aus Personalgründen nicht möglich, in Palma aber schon.

Reciclajes Pérez:

Bunyola: Carrer Fonoll, 56, Mo.–Fr. 8–13 Uhr, 14–17 Uhr, Sa. 8–13 Uhr;

Palma: Carrer Gremi de Sabaters, 60, Mo.–Fr. 8–13 Uhr, 15–18 Uhr, Sa. 8–13 Uhr, Tel.: 673–41 78 08,

reciclajesymetalesperez.com

Abonnieren, um zu lesen

Tracking Pixel Contents