Spanien steht vor einer Versorgungskrise: Seit Montag (14.3.) haben zahlreiche Lastwagenfahrer ihre Arbeit aus Protest gegen die steigenden Diesel- und Benzinpreise niedergelegt. Dabei bleibt es nicht beim friedlichen Protest: Die teilnehmenden Lastwagenfahrer blockieren die Ein- und Ausfahrten zu den Gewerbegebieten, damit keine Waren transportiert werden können. Zudem werden Reifen von LKWs zerstochen. Die Zeitung "El Mundo" zitiert einen Vertreter des Transportsektors: "Es gibt hunderte LKW-Fahrer, die fahren wollen, aber es aus Angst nicht tun. Es gibt kein Versorgungsproblem, sondern es gibt ein Sicherheitsproblem."

Die Protestierenden fordern von der Zentralregierung schnelle Maßnahmen, um die Preise zu senken. In vielen Teilen Spaniens ist die Unsicherheit deshalb groß, wie lange noch die Versorgungsketten gesichert sind. Ein Überblick über das, was wir jetzt wissen (Stand 19.3.)

Wer ist für den Streik verantwortlich?

Da der Ausstand von einem privaten Verbund (Plattform für den Transportsektor auf der Straße) von meist selbstständigen Lastwagenfahrern ausgerufen wurde, wird er rein arbeitsrechtlich nicht als Streik gewertet. Die großen Gewerkschaften und Arbeitsgeberverbände im Transportsektor haben sich von dem Aufruf distanziert. Die "Plattform" ist auch nicht an den Verhandlungen mit der Regierung über eine Lösung beteiligt.

Welche Auswirkungen gibt es jetzt schon?

Obwohl es rein prozentual nur wenige Lastwagenfahrer sind, die sich am Ausstand und den Blockaden beteiligen, sind die wirtschaftlichen Folgen jetzt schon gewaltig. Schätzungen von Transportverbänden gehen von einem Verlust von 600 Millionen Euro in den ersten sechs Tagen der Proteste aus. Rund 100.000 Arbeitsplätze gelten als gefährdet.

Zudem hat es einige Sektoren jetzt schon lahmgelegt. Fischer in Nordspanien und in Andalusien haben einem Bericht der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" zufolge die Arbeit niedergelegt, weil der Transport des Fangs nicht mehr garantiert werden kann. Auch im Bereich der Milchprodukte, beim Obst und Oliven warnen Produzenten und Lieferanten vor Engpässen.

Aus dem ganzen Land gibt es Berichte über vereinzelte Hamsterkäufe. In Asturien in Nordspanien kündigte die Supermarktkette Lidl an, zwei Filialen aufgrund des Versorgungsmangels zu schließen.

Wie reagiert die Regierung?

Die Regierung will erst bei der Ministerratssitzung am 29. März, nach der Tagung des Europäischen Rats am 24. und 25. März , Maßnahmen zur Unterstützung des Transportsektors einführen. Derzeit geht man davon aus, dass es Steuersenkungen geben wird.

Die Exekutive um Pedro Sánchez mahnt zur "Verantwortung". Derweil mobilisierte das Ministerium am Freitag (18.3.) rund 23.000 Polizisten um die Versorgungswege freizumachen und die Lastwagenfahrer vor Gewalt durch ihre Kollegen zu schützen. Auf den Balearen waren 410 Beamte im Einsatz.

Wie sieht es auf Mallorca aus?

Lidl und Mercadona lassen ihre Waren aus dem Hafen in Valencia bringen, Eroski und El Corte Inglés aus Barcelona. Die Reedereien Transmed und Baleària sichern bis zum kommenden Dienstag die Versorgung der Inseln zu. Danach könnte es laut einem Bericht der Zeitung "Ultima Hora" zu Engpässen kommen. In den vergangenen Tagen waren die Schiffe, die Güter auf die Inseln bringen, zu rund 60 Prozent gefüllt. Diese Zahl könnte jedoch sinken, wenn sich die Blockade in die Länge zieht.

Welche Produkte bei einem Engpass besonders knapp werden, lässt sich derzeit nicht so genau sagen. Einem Bericht der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" zufolge waren am Freitag (18.3.) besonders frischer Fisch und Eisbergsalat betroffen. In der kommenden Woche könnte es zudem einen Mangel bei exotischen Früchten geben. Den Bausektor sorgt zudem der fehlende Nachschub von Zement.

Die Balearen-Regierung hatte am Donnerstag fünf Millionen Euro an Soforthilfen für die Transportunternehmen freigemacht. Die Handelskammer auf Mallorca warnt derweil, dass eine verlängerte Blockade Konsequenzen für die Urlaubssaison um Ostern haben kann, wenn wieder alle Hotels auf der Insel geöffnet haben. /pss