Mallorca Zeitung

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Von Zara bis Stradivarius - wie sich der spanische Modekonzern Inditex neu aufstellt

Der galicische Textilriese trotzt mit Marta Ortega an der Spitze den Folgen von Corona, dem Ukraine-Krieg und der Inflation. Doch wie klappt es mit mehr Nachhaltigkeit?

Die neue Inditex-Chefin Marta Ortega mit ihren Kindern Amancio und Matilda. | FOTO: EUROPAPRESS

Das nennt man einen Einstand nach Maß. Mit dem ersten Quartalsbericht seit Übernahme des Vorsitzes im spanischen Moderiesen Inditex kann Marta Ortega am Mittwoch (8.6.) gleich ein Rekordergebnis vorzeigen. Der weltweit größte Modekonzern, Betreiber von Ketten wie Zara oder Massimo Dutti, machte in den ersten drei Monaten seines Geschäftsjahres einen Reingewinn von 760 Millionen Euro. Das waren 80 Prozent mehr als vor einem Jahr und auch mehr als im selben Zeitraum 2019, vor Ausbruch der Corona-Pandemie, welche die Textilbranche besonders hart traf.

Der Umsatz von Inditex stieg im Jahresvergleich um ein Drittel auf 6,7 Milliarden Euro, und das trotz vieler Probleme, wie die coronabedingten Schließungen der Modeläden in China oder der russische Angriffskrieg in der Ukraine, für den der Konzern Rückstellungen von mehr als 200 Millionen Euro gebildet hat. Wie die meisten internationalen Unternehmen haben auch die Spanier ihre rund 500 Geschäfte in Russland als Reaktion auf die Aggression des Putin-Regimes geschlossen.

Anfängliche Skepsis

Der Krieg und der massive Preisanstieg weltweit waren noch nicht abzusehen, als Inditex Ende vergangenen Jahres bekannt gab, dass die Tochter von Amancio Ortega, dem Firmengründer und Hauptaktionär mit 59 Prozent der Anteile, den Vorsitz zum 1. April 2022 übernehmen würde. Die Skepsis in der Branche und bei den Anlegern war groß. Schließlich tritt Marta Ortega in große Fußstapfen. Ihr Vorgänger Pablo Isla machte in 17 Jahren im Unternehmen den Textilfabrikanten aus dem galicischen A Coruña zum Weltmarktführer im Modebereich, vor der schwedischen H&M oder GAP aus den USA. Die Marken des Konzerns – Zara, Massimo Dutti, Bershka, Pull&Bear, Stradivarius und Oysho – unterhalten 6.400 Läden in mehr als 90 Ländern. Zara macht 70 Prozent des Umsatzes aus.

Marta Ortega ist die Tochter aus zweiter Ehe des 86-jährigen Amancio Ortega, der aus einer kleinen Schneiderei in seiner Heimatstadt A Coruña einen Weltkonzern gemacht hat. Sie besuchte das private Aiglon College in der Schweiz und studierte an der European Business School in London. In der britischen Hauptstadt begann auch ihre Karriere im väterlichen Betrieb, zunächst als Verkäuferin in einer Zara-Filiale auf der King’s Road in Chelsea. Danach durchlief Ortega verschiedene Abteilungen des Konzerns, vom Verkauf bis zu den Finanzen. Obwohl sie keinen offiziellen Jobtitel hatte, kümmerte sich Ortega in den vergangenen Jahren stark um die Kollektionen der Modeketten und das Marketing.

Chefin bittet um Unterstützung

Bei ihrem Amtsantritt gab sich die neue Chefin von Inditex in einem Rundschreiben an die Mitarbeiter – weltweit beschäftigt das Unternehmen 165.000 Personen – bescheiden. „Ich bitte um eure Unterstützung und Geduld, während ich von Tag zu Tag lernen werde. Ich bin in Inditex geboren und hier aufgewachsen“, betonte Ortega. Während ihr Vater die Öffentlichkeit scheut, lässt sich Marta häufig auf Partys und Events blicken. Die Ex-Turnierreiterin sitzt in der Geschäftsführung eines von Amancio gegründeten Reitstalls am Firmensitz in Arteixo bei A Coruña. Sie fühlt sich in der Modebranche zu Hause und war etwa mit Starfotograf Peter Lindbergh befreundet.

Anders als ihr Vorgänger Isla ist Ortega jedoch kein executive chairman. Fürs Tagesgeschäft ist seit November der neue CEO Óscar García Maceiras hauptverantwortlich. Neben der Leitung des Verwaltungsrats und der Rechnungsprüfung ist Ortega jedoch die Kommunikationsabteilung unterstellt. Sie soll das Gesicht des Unternehmens sein und sich um die Kollektionen kümmern.

Geschäftsmodell wird ausgebaut

Ortega und Maceiras haben bekräftigt, dass sie am Geschäftsmodell von Inditex festhalten und es ausbauen wollen. Dabei geht es vor allem um die Kombination aus Ladenlokalen und Online-Handel, der während der Pandemie boomte. Im Gegensatz zu Konkurrenten, die entweder die Kollektion nur über das Internet oder nur in Geschäften verkaufen, hängt bei Zara und den weiteren Marken alles zusammen. Man kann eine Hose im Netz bestellen und im Laden umtauschen oder zurückgeben.

In letzter Zeit hat Inditex viele kleinere Geschäfte geschlossen, zugunsten von größeren Läden an prestigeträchtigen Orten, wo Kunden eine bessere Einkaufserfahrung vermittelt werden soll. Das Aushängeschild dieser Strategie ist der kürzlich eröffnete Zara an der Plaza de España in Madrid im historischen Edificio de España, wo Riu zuvor ein Hotel eröffnet hatte. Es ist mit 7.700 Quadratmetern die bislang größte Filiale der Gruppe.

Veränderung im Kaufverhalten

Eine erhebliche Herausforderung für Marta Ortega ist die Veränderung im Kaufverhalten der Kunden im Hinblick auf die Umwelt. Inditex gehört zu den Pionieren des Konzepts der Fast Fashion – anspruchsvolle Kleidung für modebewusste Käufer zu einem günstigen Preis. Doch diese Einwegkultur steht immer mehr in der Kritik wegen ihrer Umweltschädlichkeit. Inditex ist seit einiger Zeit darum bemüht, seine Produkte umweltschonender zu machen. So schloss man vor Kurzem ein Abkommen mit der Infinited Fiber Company aus Finnland ab, die Textilien ausschließlich aus recycelten Stoffen herstellt. Bis kommendes Jahr soll die Hälfte aller Modeartikel von Zara, Bershka und den weiteren Ketten aus wiederverwerteten Materialien entstehen.

Umweltbewusstsein hin oder her, derzeit strömen die Kunden wieder in die Geschäfte wie vor der Pandemie. „Man merkt, dass die Menschen ihr normales Leben wiedergewinnen wollen“, so CEO García Maceiras bei der Vorlage der Quartalszahlen am Mittwoch.

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