Die Begrüßungsrede von Manacors Bürgermeister Toni Pastor wird via Lautsprecher übertragen, ein bisschen vom Ruhm des Stars soll auch auf die Stadt und ihre Repräsentanten abfallen.

Um 13.50 Uhr brandet Jubel auf, Rafa Nadal erscheint auf dem Balkon. Er begrüßt die Menge leise auf mallorquinisch mit bon dia, bedankt sich artig und hält eine Kopie seines Siegerpokals in die Höhe. Er wirkt fast schüchtern, so wie er da steht und scheu in die Menge lächelt. „Manacor und die Balearen sind der beste Ort zum Leben", sagt er. Wieder Jubel.

Aus dem schüchternen wird ein ängstlicher Blick, als Rafael Nadal vom alten in das neue Rathaus zur Pressekonferenz geht. Die fünf Polizeibeamten wirken überfordert, als die Menge mit ihren Gratis-T-Shirts auf den Tennisspieler zustürmt, um ein Autogramm zu bekommen. Wesentlich unbehelligter bleibt Balearen-Ministerpräsident Francesc Antich. Der Sozialist fährt Schmusekurs nach seiner Abwesenheit beim Finale von Paris und des Streits um das geplante Rafael-Nadal-Leistungszentrum (MZ berichtete).

Trotz aller Begeisterung ist die Stimmung von Euphorie oder Hysterie weit entfernt, auch wenn man den Tennishelden hinter den hochgehaltenen T-Shirts zwischendurch verschollen glaubt. Der Empfang hat eher den Charme eines Nachbarschaftstreffens.

Nachdem Nadal im neuen Rathaus zur Pressekonferenz verschwunden ist, stehen Verwandten, Großeltern und Eltern im Mittelpunkt. Eine Familie aus Asturien stellt sich mit ihren Kindern zu Nadals Eltern Ana María und Sebastián, die geduldig für den Fotografen posieren. „Wir sind riesengroße Nadal-Fans und machen gerade Urlaub auf Mallorca. Da war es natürlich klar, dass wir heute gekommen sind", sagt die Mutter.

Ihren Helden zu feiern, sind die Menschen in Manacor gewohnt. Schließlich hat Rafael Nadal, der berühmteste der 37.100 Einwohner der Stadt, viele wichtige Turniere gewonnen, unter anderem vier Mal die French Open. Mit seinem jüngsten Sieg in Wimbledon hat Nadal eine andere Dimensionen erreicht, er könnte zu einer spanischen Sport-Legende werden: Es war das mit 4:48 Stunden längste Finale aller Zeiten. Er ist der erste spanische Wimbledon-Sieger seit Manolo Santana 1966 und der erste Spieler seit Björn Borg, der in einem Jahr die French Open und Wimbledon gewinnt. Und er ist der Spanier mit den meisten Grand-Slam-Titeln, nämlich fünf.

In Manacor hat man all dem Rechnung getragen. „Die haben heute zum ersten Mal den Platz vor dem Rathaus mit Wasser abgespritzt. Das habe ich noch nie erlebt. Seit gestern Abend haben hier 40 Personen ununterbrochen gearbeitet", staunt Isabel García, die mit ihrer Schwester Marga die Bar „Es Convent" betreibt, gegenüber vom Balkon des Rathauses, von dem Rafael Nadal kurz zuvor in die Menge gewinkt hatte. Die Straßen habe man auch noch nie an einem Werktag gesperrt, sonst gebe es solche Ehrungen immer an Wochenenden, erklärt ein Rathausangestellter, der sein mittägliches Bier im „Es Convent" trinkt. Die Ruhe ist um 14.30 Uhr wieder eingekehrt an der Plaça de Convent.

Derweil kündigt der Tennisprofi in der Pressekonferenz an, dass es jetzt sein „kleines Ziel" sei, die Nummer eins zu werden und hängt einen typischen Nadal-Satz an: „Vor zwei Wochen sagte man, dass ich nur ein Sandplatzspieler sei, jetzt bin ich der Beste der Welt. Weder war ich vorher so schlecht, noch bin ich jetzt unschlagbar."

Solche Sätze hört man gerne in Manacor. Deswegen ist man hier ja auch so stolz auf den bescheidenen Helden. In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

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