Jetzt liegt es nur noch an ihm. Mit einer Unterschrift unter einen Scheck über 38 Millionen Euro kann der britische Röhrenfabrikant Paul Davidson die Übernahme des heimischen Fußballclubs Real Mallorca unter Dach und Fach bringen. Der Konkursrichter an Palmas Handelsgericht gab am Dienstag sein Einverständnis zu dem Geschäft zwischen Davidson und dem bisherigen Besitzer des Clubs, Vicenç Grande.

Er traf somit seine Entscheidung, noch bevor am Mittwoch (15.10.) die Frist ablief, die er selbst nach Eingang von Davidsons Angebot gesetzt hatte. Bis Redaktionsschluss waren keine weiteren offiziellen Angebote für den Club eingegangen, obwohl es einige weitere Anfragen aus dem Ausland gegeben hatte.

Der 53-jährige Davidson sagte am Dienstag gegenüber der britischen Tageszeitung ýDaily Bulletin", er könne es kaum erwarten, das Geschäft endlich über die Bühne zu bringen. Seitdem er das erste Mal die Absicht bekundet hatte, den Club zu übernehmen, sind nunmehr drei Monate verstrichen. Er hat nun zehn Tage Zeit, das Geld zu überweisen.

Nach Eingang der vereinbarten Summe von 38 Millionen Euro gehen 91 Prozent der Clubaktien in den Besitz des Briten über. Die Anteile besitzt bisher noch Real Mallorcas Präsident Vicenç Grande, der mit seinem Firmenimperium Drac im Frühjahr dieses Jahres Insolvenz angemeldet hatte. Seine Schulden werden auf mehr als 800 Millionen Euro geschätzt. Das Geld aus dem Erlös des Verkaufs von Real Mallorca wird auf Grandes Gläubiger verteilt. Nach Presseberichten soll ein Drittel in die Kassen der Sparkassen Sa Nostra, CAM und der Bank Sabadell fließen, bei denen Grande mit hohen Millionenbeträgen in der Kreide steht.

Davidson war in den vergangenen Wochen auf Geschäftsreisen in Russland, der Ukraine und in den Vereinigten Arabischen Emiraten unterwegs, wo sein Unternehmen Röhren vertreibt, die vor allem zum Bau von Ölpipelines genutzt werden. Er wird am Sonntag direkt von London nach Sevilla reisen, wo Real Mallorca ein Ligaspiel bei Betis Sevilla bestreitet.

Gegenüber dem ýDaily Bulletin" sagte Davidson, dass Real Mallorca bereits im Winter auf dem Transfermarkt neue Spieler verpflichten werde. Auch hat der Brite nach eigenen Angaben ein Konzept erarbeitet, wie der Club in Zukunft mehr deutsche und britische Fans an sich binden soll. ýWir müssen eine Verbindung zwischen dem Verein und den Ausländern auf der Insel herstellen, die es bisher noch nicht gibt."

Davidson denkt bei den ausländischen Fans jedoch offenbar nicht nur an Inselresidenten, sondern auch an Urlauber. ýDie Fußball-Fans fliegen nach Madrid, Barcelona oder Mailand, nur um ein Fußballspiel zu sehen. Warum sollten sie nicht auch nach Mallorca kommen", so der demnächst wohl erste britische Besitzer eines spanischen Erstliga-Clubs.

Bereits zu Beginn der Verhandlungen hatte Davidson klargestellt, dass Grande als Präsident im Amt bleiben solle. Demnach wird der Unternehmer einen Vertrag über fünf Jahre bekommen. Über das Gehalt, das Grande für seine Tätigkeit beziehen soll, werden in dem Vertrag jedoch keine Angaben gemacht. Davidson hat als Unternehmer bislang keinerlei Erfahrung mit Fußballclubs. Er will sich nach eigenen Angaben denn auch so wenig wie nötig in die Clubführung einmischen. Mit dem ehemaligen Geschäftsführer des englischen Erstligisten FC Everton, Keith Wyness, hat er sich einen Experten ins Boot geholt. Davidsson plant, eine Recycling-Firma auf der Insel zu bauen. Aus Plastikabfällen will der Unternehmer Rohre herstellen und diese mit dem Namen und dem Logo des Fußballclubs vermarkten, wie er der MZ im Interview erläuterte.

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