Kann man mit einem Fußballverein Geld verdienen?

Durchaus. Im Fußballgeschäft wird sehr viel Geld verdient. Das Problem ist, dass oftmals jedoch mehr ausgegeben als eingenommen wird.

Warum investieren denn große Mäzene in einen Fußball-Club?

Das ist ähnlich wie bei Luxus­immobilien. Damit werden ja zunächst auch keine Gewinne erzielt. Wer auf die schnelle Rendite aus ist, ist im Fußballgeschäft noch am falschen Platz. Es geht vielmehr um Wertschöpfung. Die Mäzene hoffen auf eine Wertsteigerung durch die Weiterentwicklung des Fußballs. Es werden mehr Fans gewonnen und dementsprechend mehr Einnahmen durch Merchandising erzielt, das Stadion besser vermarktet und so weiter. Auch steckt hinter der Investition in einen Fußball-Club oftmals eine strategische Positionierung der jeweiligen Unternehmen. Wenn sich die Tendenz fortsetzt, dass der Fußball immer mehr ein Teil der Unterhaltungsindustrie wird, werden Clubs auch auf lange Sicht profitabel werden. Die Entwicklung in Amerika ist ein gutes Beispiel.

Mallorcas Präsident hat Spieler, Immobilien und Dienstleistungen auf Pump gekauft. Ist dies üblich im Geschäft?

Dinge auf Kredit zu erstehen, ist keine Besonderheit des Fußballs. Daran sehe ich für sich gesehen nichts Verwerfliches. Vorausgesetzt, die Kredite sind gut abgesichert.

Es heißt, der Club habe im Laufe der Jahre Schulden in Höhe von rund 51 Millionen Euro angehäuft.

Die Höhe der Verbindlichkeiten überrascht mich jetzt. Das ist für einen Verein von der Größenordnung von Real Mallorca sehr viel Geld. Umso erstaunlicher ist die Bilanz, weil Mallorca traditionell eine sehr gute Transferbilanz hatte. Sprich: Der Verein hat in den vergangenen Jahren immer mehr Geld durch Spielerverkäufe eingenommen als für Einkäufe ausgegeben. Und zwar deutlich mehr.

Woher stammen dann die Schulden?

Das ist die Frage, die es zu analysieren gilt. Um ein sportliches Ziel zu erreichen, sind keine übermäßigen Summen investiert worden. Denn sportliche Erfolge hat der Club nicht wirklich aufzuweisen. Es stellt sich die Frage, ob der Verein über seine Verhältnisse gelebt hat. Manchmal ist es auch so, dass ein Standort nicht genug hergibt, um einen Club auf hohem Niveau mitspielen zu lassen. Bei Mallorca kann ich mir dies aber nicht vorstellen.

Die Schulden von Real Madrid und dem FC Valencia betragen ein Vielfaches.

Das kann man ja noch verstehen. Aber für einen Verein wie Real Mallorca mit einem Etat von rund 30 Millionen Euro ist ein solcher Betrag sehr ungewöhnlich. Es scheint fast so, als habe man die Verbindlichkeiten über Jahre vor sich hergeschoben - in der Hoffnung, dass irgendeiner am Schluss die Zeche bezahlen wird.

Wie kann man einen solchen Club sanieren?

Es müsste jemand kommen, der die Schulden zum Teil übernimmt.

Mitten in der Finanzkrise stehen die Interessenten nicht gerade Schlange

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Die Schulden schrecken mit Sicherheit viele Investoren ab. Wenn ich 51 Millionen bezahlen muss, ohne dass ich einen neuen Spieler bekomme oder das Stadion ausgebaut habe, überlege ich mir sehr genau, ob sich das Engagement auszahlt. Jetzt, wo die Fakten auf dem Tisch sind, kann man davon ausgehen, dass es ein potenzieller Käufer auch ernst meint, wenn er Interesse an dem Verein anmeldet.

Gibt es etwas, was für ein Engagement bei Real Mallorca spricht?

Ja. Mallorca ist aufgrund seiner Lage kein x-beliebiger Verein. Schließlich befindet er sich auf einer der beliebtesten Inseln der Welt. Deswegen könnte es noch den ein oder anderen Interessenten geben.

Haben Sie schon einmal erlebt, dass ein Club von einem Insolvenzverwalter geführt wird?

In Mittel- und Südamerika gibt es eine ganze Reihe von Vereinen, in denen die Insolvenzverwalter schon seit Jahren das Sagen haben. Im Falle von Mallorca würden diese versuchen, den Club so schnell wie möglich an den Mann zu bringen.

Würden Sie Real Mallorca kaufen, wenn Sie die finanziellen Möglichkeiten dafür hätten?

Ja. Mallorca hat in Zeiten der Globalisierung schon eine besondere Bedeutung. Die Insel ist hochattraktiv - vor allem für Briten und Deutsche. Der Fußballclub kann durchaus eine Rolle spielen, wenn man ihn kreativ vermarktet.

ZUR PERSON

Der Schweizer Ilja Kaenzig (35) war früher Manager bei den Fußball-Bundesligisten Hannover 96 und Bayer Leverkusen. Mit seiner in Zürich ansässigen Firma „Boutique Football“ hat er sich mittlerweile darauf spezialisiert, als Vermittler interessierte Unternehmer mit Fußball-Clubs zusammenzuführen.

Gelernt hat der Schweizer, der in Lausanne Betriebswirtschaft studierte, das Fußballgeschäft bei Reiner Calmund in Leverkusen, der ihn 1998 zum Chef der Nachwuchsabteilung machte. Im Dezember 1998 stieg er zum Koordinator für den Bereich „Gesamtfußball“ auf. 2002 wurde er zum Manager des Clubs befördert. Im Mai 2004 wechselte er ins Management von Hannover 96. Allerdings schied er dort nur wenige Monate später wieder aus. Kaenzig veröffentlicht regelmäßig Artikel über den internationalen Fußball in der „Neuen Züricher Zeitung“.

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