Die Streikandrohung der spanischen Fußball-Profi-Clubs hat sich als ein Sturm im Wasserglas entpuppt. Die Vereine hatten vergangene Woche gedroht, aus Protest gegen Steuerpläne der Regierung den Spielbetrieb in den Profi-Ligen zu unterbrechen. Auf einer Krisensitzung in Madrid kamen die 42 Profi-Clubs nun aber überein, auf einen „Streik“ oder ähnliche Protestaktionen gegen das sogenannte „Ley Beckham“ zu verzichten.

Bisher müssen nach dem sogenannten „Beckham-Gesetz“ nur 24 Prozent des Bruttogehalts ausländischer Spitzenspieler an den Fiskus abgeführt werden. Dies brachte den spanischen Vereinen im Vergleich zu den Clubs in Deutschland oder anderen Ländern große steuerliche Vorteile beim Werben um Spitzenfußballer ein. Die Madrider Regierung will erreichen, dass Spanien künftig kein Steuerparadies für ausländische Fußballstars mehr ist. Dazu sollen Ausländer, die nur vorübergehend in Spanien leben und mehr als 600.000 Euro im Jahr verdienen, in Zukunft den Spitzensteuersatz von 43 Prozent zahlen.

Die Profi-Fußball-Liga (LFP) sieht dadurch ihre Konkurrenzfähigkeit in Europa gefährdet. Auf einen Streik konnten sich die Clubs jedoch aus mehreren Gründen nicht einigen. Gegen einen solchen Schritt waren zum viele kleine Vereine wie auch Real Mallorca, die von dem Gesetz nicht so betroffen sind wie die großen. Zum anderen fehlte für einen solchen Schritt auch der Rückhalt in der breiten Masse der Fußball-Fans, die den Vorstoß der Regierung laut Umfragen des Radiosenders „Cadena Ser“ und der Sportzeitung „As“ gutheißen. Ein weiteres Problem war der gestraffte Terminkalender wegen der im kommenden Jahr bevorstehenden Fußball-WM.

Auch äußerten spanische Profis wie der einflussreiche Real-­Madrid-Kapitän Raúl Verständnis für die Pläne der Regierung. Das „Ley Beckham“ war 2004 unter dem damaligen Ministerpräsidenten José María Aznar eingeführt worden, der als ein ausgewiesener Fan von Real Madrid gilt. Zwar wurde offiziell verlautbart, dass man mit der Steuervergünstigung vor allem multinationale Unternehmen und hochqualifizierte Wissenschaftler aus dem Ausland nach Spanien locken wollte, doch insgeheim war das Gesetz wohl ein Zugeständnis an den Präsidenten von Real Madrid, Florentino Pérez. „Ansonsten wäre das Gesetz ja auch nach Einstein und nicht nach David Beckham benannt worden“, kommentierte die Tageszeitung „El País“.

Dank dieser Regelung werden die Gehälter von Stars wie Ronaldo und Kaká besteuert wie die von Geringverdienern mit einem Bruttogehalt von 18.000 Euro im Jahr. Insgesamt profitierten spanienweit nur 60 Ausländer von der Regelung, davon waren 43 Profi-Fußballer. Einsparungen ergaben sich dadurch vor allem für die Clubs, die die Gehälter ihrer teuren Angestellten in Nettobeträgen aushandeln. Durch die neue Regelung gehen den Vereinen nach Schätzungen des spanischen Fußballverbandes rund 100 Millionen Euro pro Saison verloren. Die Einkommen von Ronaldo, Kaká und Ibrahimovic sind von der neuen Regelung nicht betroffen, weil der neue Spitzensteuersatz erst bei Vertragsabschlüssen nach dem 1. Januar 2010 in Kraft tritt.

Zum Ausgleich für die neue Steuergesetzgebung verlangen die Clubs nun, dass man die Fernsehübertragungsrechte neu aushandelt. Diese sehen bisher vor, dass zumindest ein Erstligaspiel am Wochenende im öffentlich rechtlichen Fernsehen übertragen wird. Die Clubs wollen nun, dass alle Spiele nur noch im Bezahlfernsehen laufen.

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