Es war die Rettung in der Champions League und eine deutliche Warnung an den Erzrivalen ­Real Madrid vor dem Klassiker am Sonntag (29.11./19 Uhr im Pay-TV): Ohne die beiden angeschlagenen Superstars Messi und Ibrahimovic rief der FC Barcelona am Dienstagabend beim 2:0-Erfolg gegen Inter Mailand seine beste Saisonleistung ab und zeigte sich für das ewig junge Duell im Sta­dion Camp Nou bestens gerüstet.

Auch die spanische Presse zeigte sich von dem Auftritt gegen die Italiener begeistert und schob die Favoritenrolle vor dem Derby wieder dem Meister zu, nachdem in den Tagen zuvor ­Real Madrid als das Team mit den zurzeit besseren Möglichkeiten gesetzt worden war. Die Champions-League-Begegnung der Madrilenen in Zürich fand am Mittwochabend statt. Erstmals sollte auch Superstar Cristiano Ronaldo nach überstandener Verletzung zumindest einige Minuten wieder spielen. Die Aufmerksamkeit der Medien hatte in den vergangenen Tagen fast ausschließlich seinem Genesungsprozess gegolten. Jede Regung des vor der Saison für 94 Millionen Euro verpflichteten Portugiesen wurde beim Training mit einem GPS-Gerät überwacht. Damit kontrollierten die Ärzte die Intensität seiner Bewegungen. Ronaldo hatte zuletzt am 30. September ein Pflichtspiel bestritten.

Real Madrid befindet sich derzeit in einer sonderbaren Situation. Schon seit Wochen herrscht bei den Königlichen eine latente Krisenstimmung, der Stuhl des chilenischen Trainers Manuel Pellegrini wackelt vor allem nach dem Aus im Königspokal verdächtig. Und dies obwohl die Fakten zumindest in der Liga kaum besser sein könnten. Seit 1994 gab es keinen besseren Start mehr. Und seit seinem 1:0-Erfolg am vergangenen Spieltag gegen Racing Santander steht Real Madrid jetzt auch auf Platz eins der Tabelle. In elf Spielen haben die Madrilenen nur einmal verloren und einmal unentschieden gespielt. Was fehlt, ist allenfalls der Wow-Effekt bei den Erfolgen der Königlichen.

Mit den Ausgaben vor Saisonbeginn sind die Erwartungen im Präsidium und bei den Fans jedoch immens gestiegen. Insgesamt 253 Millionen Euro hatte Madrid in neue Spieler wie Ronaldo, Benzema, Kaká und Xavi Alonso investiert. Barça gab mit 117 Millionen noch nicht einmal halb so viel aus. Für Barcelonas Trainer Guardiola Grund genug, die Favoritenbürde abzustreifen: „Wer so viel Geld wie Madrid auf den Tisch legt, der ist automatisch gesetzt", sagte der 38-Jährige. Obwohl auch seine Mannschaft zu Anfang der Saison nicht nur überzeugende Leistungen ablieferte, ist seine Position im Gegensatz zu Pellegrini nicht gefährdet. Zu groß ist der Kredit durch die vergangene Saison, als Barcelona mit der Meisterschaft, dem Pokal und dem Sieg in der Champions League das legendäre Tripel holte. Barcelonas großer Vorteil ist die mannschaftliche Geschlossenheit des Teams, wie sie sich beim Sieg über Mailand einmal mehr unter Beweis stellte, als Xavi und Iniesta für Messi und Ibrahimovic in die Position der Hauptrollen schlüpften.

Die Begegnung der beiden großen spanischen Teams wird am Sonntag weltweit im Pay-TV zu sehen sein. Eine Ausnahme bildet allerdings Deutschland. Weil sich dort keine Anstalt die Rechte für die spanische Liga gesichert hatte, blicken die deutschen Fans des spanischen Fußballs in die Röhre.