Ist es Ihnen auf Mallorca nicht zu kalt?

Na ja, ich kenn die Wetterverhältnisse auf der Insel nur zu gut. Ich komme ja schon seit zehn Jahren hierher.

Aber im vergangenen Jahr sind Sie nach nur zwei Tagen nach Südafrika geflüchtet.

Da komme ich gerade her und ich fliege auch bald wieder nach Kapstadt.

Haben Sie Lance Armstrong schon eine Weihnachtskarte geschickt?

Nein, es gibt mehrere Hundert Radprofis. Da schicke ich nicht jedem eine Karte. Bei Lance mache ich da keine Ausnahme.

Stimmt es, dass er Sie nach Ihren kritischen Äußerungen über sein Comeback bedroht hat?

Nein, überhaupt nicht. Das ist so ein Gerücht. Wir hatten ein sehr gutes Gespräch bei der Tour de France und haben die Probleme aus dem Weg geräumt.

Ist er auf Sie zugekommen?

Nein, es hat sich so im Fahrerfeld ergeben. Überhaupt wurden meine Äußerungen damals missverständlich in den Medien interpretiert und aufgebauscht.

Aber zu Ihrer Meinung, dass er dem Radsport mit seinem Comeback keinen Gefallen getan hat, stehen Sie noch?

Das habe ich nie behauptet. Ich habe nur gesagt, dass viele mit dem Namen Lance Armstrong Doping in Verbindung bringen und dies dem Image des Radsport nicht sonderlich förderlich ist. Das war aber eher an die Medien gerichtet.

In der vergangenen Saison hatten sich viele mehr erwartet vom Team Milram.

Ja, aber man muss da schon unterscheiden. Ein Ziel war die Tour, bei der wir nicht das erreicht haben, was wir erreichen wollten. Das andere Ziel war es, bei den deutschen Rennen gut auszusehen. Und das ist uns durchaus geglückt. Beim Frankfurter City Loop haben wir siegt, ich habe die Bayern-Rundfahrt gewonnen, immerhin die wichtigste deutsche Rundfahrt. Gemessen wird man in unserer Kategorie allerdings immer an der Tour de France.

Vor allem Sie persönlich hatten sich mehr vorgenommen. Woran klappte nicht alles?

Ich denke, dass ich im Vergleich zur letzten Saisonvorbereitung schon einiges anders und besser gemacht habe und jetzt schon auf einem anderen Niveau fahre. Sicherlich haben mich auch ein, zwei private Sachen belastet. Ich hatte mich kurz vor der Tour de France von meiner langjährigen Freundin getrennt. Das steckt man nicht so einfach weg.

Team Milram ist der letzte deutsche Profirennstall, hat aber längst nicht eine so große Aufmerksamkeit wie einst das Team Telekom.

Das hängt natürlich auch mit den Problemen des Radsports, sprich Doping, zusammen. Das Problem ist da, man sollte es nicht verschweigen, absolute Transparenz zeigen und auch Zweifler und Kritiker in die Diskussion mit einbinden. Aber es ist auch wichtig, dass der Sport jetzt wieder in den Vordergrund rückt.

Sie gelten für viele als der Nachfolger von Jan Ullrich. Wie gehen Sie mit dieser Bürde um?

Es ist natürlich ein gewisser Druck da, dem ich aber ganz gut standhalten kann. Ich habe immer versucht, meinen eigenen Weg zu gehen. Es sind die Medien, die solche Vergleiche anstellen.

Glauben Sie, dass ein solcher Vergleich vor dem Hintergrund von Ullrichs Geschichte Ihr Image eher belastet?

Es ist schade, was aus dem Sportler Jan Ullrich zum Teil auch gemacht wurde. Ohne jetzt sagen zu wollen, wessen Schuld das ist, würde es ihm zustehen, in der Öffentlichkeit besser dazustehen. Ich habe als sein Mannschaftskamerad erfahren dürfen, welch Talent in ihm steckte. Das Thema ist zu komplex, als dass man ihn einfach nur runterschreiben darf.

Muss man Ullrich aus seiner der Zeit herraus beurteilen, in der er fast alle gedopt haben?

Ich weiß nicht, ob fast alle gedopt haben, weil ich damals noch nicht gefahren bin. Ich weiß aber, dass er zu einer Zeit aktiv war, in der das Dopingproblem weitaus größer war als heute. Und ich muss noch einmal betonen, dass ich ihn für einen absoluten Ausnahmeathleten halte. Das wird ihm leider in den deutschen Medien abgesprochen.

Was haben Sie 2010 für Ziele?

Meiner eigenen Erwartungshaltung gerecht zu werden.