Der Kult-Wirt trifft den Kult-Trainer. Eine ganze Saison lang hat Udo Kaley, Inhaber vom „Altköln" in Can Pastilla, mit Jürgen Klopp (42) und seinen Mannen gejubelt, gezittert und manchmal auch geschimpft. Er schrieb für die Mallorca Zeitung so manch bissige Kolumne über seinen Leib- und Magenverein Borussia Dortmund. Am Samstag nun traf Kaley (58), zugleich Präsident des Dortmund-Fan-Clubs auf Mallorca, den Coach zum Interview auf der Sonnenterrasse des Fünf-Sterne-Hotels Castillo Son Vida. Dort logierte die Mannschaft auf Einladung der Balearen-Regierung im Rahmen eines dreitägigen ­Regenerations-Trainingslagers.

Kaley: Darf ich Jürgen sagen?

Klopp: Ja, aber sicher doch, Udo.

Kaley: Du bist ja nun schon eine Weile in Dortmund. Ist dein Herz jetzt schwarz-gelb?

Klopp: Ich war gerade einmal fünf Tage in der Stadt, da habe ich den Blauen (dem FC Schalke 04; Anm.d.Red.) schon das Schwarze unter den Fingernägeln nicht mehr gegönnt. Dortmund ist kein Verein, den man im Vorbeigehen trainiert. Darauf muss man sich einlassen.

Kaley: Was ich dich immer mal fragen wollte, Kloppi: Du hattest ja auch ein Angebot von Bayern München. Warum dann Dortmund?

Klopp: Das ist nicht ganz richtig. Ich hatte im Winter 2007/2008 Gespräche mit Bayern München. Es gab damals zwei Kandidaten. Am Ende hat man sich für den anderen Jürgen (Klinsmann; Anm.d.Red.) entschieden. Das heißt, es kam gar nicht dazu, dass ich mich entscheiden musste. Als Dortmund anrief, habe ich mich dann total gefreut.

Kaley: Kein Wunder, bei so einer Kulisse. Da kommt der Karnevalsverein Mainz (dort trainierte Klopp früher; Anm.d.Red.) ja nicht mit. Sag mal, ihr habt ja jetzt den Japaner Kagawa verpflicht. Hast du den schon mal gesehen?

Klopp: Was glaubst du denn? Der ist spitze der Junge, technisch stark, ballsicher, schnell. Und er bringt eine absolute Leistungsbereitschaft mit. Als er hörte, dass wir an ihm interessiert sind, hat er sich gleich für einen Deutschkursus angemeldet. Mal sehen, was dabei herauskommt. Vielleicht kommt er gleich an und begrüßt uns mit: Hömma.

Gelächter am Tisch.

Kaley: Aber Schalke hat nachgelegt und nun auch einen neuen Japaner.

Klopp: Ja, und leider ist Uchida auch ziemlich gut.

Kaley: Unser Großkreuz – glaubst du, den können wir halten, nach der super Saison? Ich nehme an, die Bayern baggern schon.

Klopp: Lass sie baggern. Sie befinden sich in einer schwierigen Verhandlungsposition. Der Kevin würde bei uns auch umsonst spielen.

Eine Frau nähert sich mit Kamera dem Tisch.

Frau: Entschuldigung, mein Sohn ist ein großer Fan von Ihnen. Darf ich ein Bild machen?

Kaley: Von mir?

Frau: Nein, von dem Herrn an Ihrer Seite.

Kaley: Dann mach doch zwei Fotos. Ich bin zwar ein bisschen älter – aber auch nur zwei Monate ...

Klopp (grinst Kaley an): Aber in diesen zwei Monaten muss bei dir schwer was los gewesen sein.

Gelächter.

Kaley: Tja, das war meine ­wilde Mallorca-Zeit … Was anderes: Der Zorc (Sportdirektor des Clubs; Anm.d.Red.) hat über dich gesagt, du seist zwar ein lieber Kerl, aber manchmal auch ein Stoffel.

Klopp: Udo, jetzt bringst du aber was durcheinander. Das habe ich über Zorc gesagt. Aus dem Grund, weil er von außen ein wenig stoffelig wirkt, aber in Wirklichkeit ein Pfundskerl ist. Überhaupt haben wir im Führungsteam in Dortmund eine sensationelle Verbindung. Das ist auch ein Teil unseres Erfolgs.

Kaley: Die Erwartungen werden steigen in der nächsten Saison.

Klopp: Das glaube ich nicht. Das sind die gleichen Jungs, nur ein Jahr älter. Wir werden nicht alle anderen einfach mal so schlagen. Aber an einem guten Tag können wir auch gegen die Bayern gewinnen. Wir waren ja zweimal nah dran – auch wenn wir immer hoch verloren haben. Klingt komisch, ist aber so.

Kaley: Apropos verloren. Das muss ich dich jetzt noch fragen: Was war im letzten Saisonspiel los? Da habt ihr doch 1:0 gegen Freiburg geführt und alle in meiner Kneipe haben gedacht: Jetzt macht Kloppi unseren Jungs noch einmal Dampf, damit sie noch einen nachlegen. Aber Pustekuchen.

Klopp: Das ist so im Fußball, jede Mannschaft verliert auch mal Spiele, die nicht verloren gehen sollten. Wir haben die Jungs ­richtig durch die Saison gepeitscht, wir haben ihnen nichts geschenkt. Ich glaube, bei denen war irgendwie die Luft raus. Da ging nichts mehr.

Kaley: Jürgen, war nett mit dir zu plaudern. Wünsch euch noch eine schöne Zeit auf der Insel und viel Glück in der Europaliga.

Klopp: Danke, das können wir gebrauchen. Ich hoffe, wir sehen

dich im Stadion, wenn du das nächste Mal in Dortmund bist.

Kaley: Da kannst du dich drauf verlassen. Mach´s gut!

Klopp: Du auch. Übrigens, deine Jacke finde ich super.

Borussia Dortmund im Trainingslager von Real Mallorca:

Die Miete fürs Trainingsgelände von Real Mallorca sowie die Kosten fürs Hotel gingen auf die Rechnung der Balearen-Regierung, die in den kommenden Jahren Mallorca zu einem Trainingscamp für Profi-Mannschaften aus ganz Europa ausbauen möchte. „Wir haben hier ideale Bedingungen vorgefunden. Mallorca ist super", sagt Jürgen Klopp, der auch privat ein Fan der Insel ist. Zuletzt war er vergangenes Jahr im Urlaub hier. Ob Borussia Dortmund nun auch sein Wintertrainingslager hier abhalten wird, ließ er jedoch noch offen. „Wir brauchen absolute Wettersicherheit. Und Sonne zu tanken, ist in den tristen Wintermonaten für uns enorm wichtig."

In der Printausgabe vom 20. Mai (Nummer 524) lesen Sie außerdem:

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