Seit vier Jahren gibt Andreas Klöden so gut wie keine Interviews. Es ist seine Art von Protest gegen die Berichterstattung der deutschen Medien über das Thema Doping. Immer wieder habe er dieselben Fragen beantworten müssen. Das Thema Doping sollte beim Interview mit der MZ daher eigentlich nicht angeschnitten werden. „Fragen Sie ihn etwas zu Doping, wird er Sie vermutlich umbringen", warnte der Pressesprecher seines Teams RadioShack. So viel vorweg: Unser Redakteur lebt noch und der 35-Jährige plauderte beim Ortstermin im Robinson Club in Cala d´Or ganz entspannt – auch über Doping.

Seit wann genau sprechen Sie nicht mehr mit der deutschen Presse?

Seit vier Jahren. Es gibt nur noch ein, zwei Journalisten in Deutschland, mit denen ich rede.

Nach welchen Kriterien gehen Sie bei der Auswahl der Medienvertreter vor?

Ich verlasse mich auf die Empfehlungen meiner Pressestelle. Wer sich wirklich für den Sport interessiert und nicht nur für den Tratsch drum herum, bekommt auch Auskunft. Ich bin aber keine Schallplatte mit Sprung, die immer wieder über das gleiche Thema (Doping, Anm.d.Red.) redet. Das ist Zeitverschwendung, darüber zu

sprechen.

Das Thema Doping steht aber nun einmal im Raum. Macht es Ihnen überhaupt noch Spaß, Radrennen zu fahren?

Ich bin ja jetzt schon erfahrener. Wenn wieder darüber geredet wird, habe ich mich eben auf meinen Sport konzentriert. Die deutsche Presse nehme ich nicht mehr wahr. Sogar Radsportseiten im Internet schreiben nicht immer die Wahrheit.

Aber man fragt sich als Zuschauer schon: Wie schaffen die das bei der Tour de France, drei Wochen am Stück solche Höchstleistungen zu bringen?

Das ist unser Beruf. Ich fahre seit über 20 Jahren 35.000 Kilometer im Jahr. Die Mallorca-Rundfahrt ist nur der Start, sie dauert fünf Tage. Dann im nächsten Rennen sind es sechs Tage, dann vielleicht acht. Wir steigern uns langsam bis zur Tour de France. Im Juli haben wir dann unsere Top-Form erreicht.

Sie sind mit Ihrem Team zweimal wegen Dopings von der Tour de France ausgeschlossen worden. Wie bitter ist das mitten im Wettkampf?

Im Radsport gibt es zurzeit ein bisschen Wirrwarr. Alle Organisationen kämpfen gegen-einander. Jede will ihre Macht beweisen. Die Radsportler sind da nur Figuren, die hin und her geschoben werden. Das ist ja im Fußball und im Leistungssport generell nicht anders. Bei uns bestimmt zum Schluss die UCI, der Weltverband. Irgendwann erwischt es jeden.

Hat Sie Ihr Rückzug aus der deutschen Öffentlichkeit nicht Unterstützung gekostet?

Die Medien haben ja nichts mit den Fans zu tun. Wirkliche Fans wissen, was Radsport ist, und die bleiben mir auch treu. Man muss einfach wieder zum Sportlichen zurückkommen.

Dann machen wir das: Welchen Stellenwert hat für Sie die Mallorca Challenge?

Das ist ein guter Einstieg in die Saison. Das Wetter ist sehr schön, die Umstände gut. Wir können unter Wettkampfbedingungen testen, welchen Trainingsstand wir haben. Ich bin schon einige Monate keine Rennen mehr gefahren und weiß daher im Moment nicht genau, wo ich stehe.

Rechnen Sie sich Chancen auf einen Etappensieg zum Ende der Challenge aus?

Nein, diese Chance ist nicht sehr groß. Ich nutze die Rundfahrt eher als Training.

Blicken wir etwas weiter voraus. Zweimal waren sie schon Gesamt-Zweiter bei der Tour de France. Ist es nicht Zeit für den großen Wurf?

Ich werde ja auch älter, und die jungen Fahrer, die nachkommen, sind sehr stark. Was die Tour angeht, ist das Podium für mich sicherlich noch in Reichweite, aber der Gesamtsieg ist sehr schwierig. Es gehört so viel Glück dazu. Die erste Woche ist wie ein Roulette-Spiel. Wenn du da stürzt oder einen Reifenschaden hast, ist schon alles aus. Ich will dieses Jahr auf jeden Fall noch einmal angreifen.

Sie haben auf Mallorca trainiert. Warum ist die Insel dafür so geeignet?

Ich bin in eineinhalb Stunden von Deutschland aus mit dem Flieger da, und das Klima ist angenehm. Außerdem kenne ich die Insel schon sehr gut, weil ich seit 20 Jahren herkomme.

Was hat sich in dieser Zeit auf der Insel verändert?

1990 war es noch viel mallorquinischer und vor allem leerer. Da konnte ich beinahe überall trainieren. Heute muss ich kleine Straßen ohne Verkehr suchen. Es war früher etwas angenehmer.

In der Printausgabe vom 10. Februar (Nummer 562) lesen Sie außerdem:

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