Kaum einer weiß besser, wie man eine erfolgreiche Jugendabteilung aufstellt: Real Mallorcas Vizepräsident und Hauptaktionär Llorenç Serra Ferrer war zwischen 1997 und 2000 selbst für die cantera des FC Barcelona zuständig. Aus der Nachwuchsschmiede des spanischen Meisters kommen fast alle Stars des FC Barcelona wie Lionel Messi, Andrés Iniesta, Carles Puyol

oder Xavi.

Auf der Insel will Ferrer jetzt ein ähnliches Modell aufbauen. Und einen Namen dafür hat er auch schon gefunden: „Mallorca 2.0". In einigen Jahren soll die erste Mannschaft Mallorcas genau wie in Barcelona oder auch bei Ajax Amsterdam mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs besetzt werden. Dabei gehe es nicht um finanzielle Zwänge aufgrund der hohen Schuldenlast des Clubs. Es sei vielmehr eine Philosophie, die jetzt umgesetzt werden solle, so der Mallorquiner.

Die Strategen des Erstligisten wollen in das Projekt auch die vielen kleineren Clubs auf Mallorca sowie auf den Nachbarinseln Menorca, Ibiza und Formentera einbeziehen. Diese Vereine sollen sich indirekt an der Ausbildung von jungen Nachwuchskräften beteiligen. Auf dem Trainingsgelände von Son Bibiloni, dort wo die Teams von Real Mallorca trainieren, wird eine Art Akademie entstehen, die auch den Trainern anderer balearischer Clubs offensteht.

„Damit wollen wir erreichen, dass junge Fußballer auf den Inseln von einem Netz gut ausgebildeter Trainer betreut werden", so Cedric Thyus. Der Übungsleiter mit spanischer und französischer Nationalität ist von Serra Ferrer als Chef von „Mallorca 2.0" eingesetzt worden. Früher leitete er unter anderem eine Fußballschule von Real Madrid in Mexiko. Auch erhoffen sich die ­Initiatoren eine höhere Identifikation der anderen Fußball-Clubs mit Real Mallorca.

Das berühmte Vorbild „La Masía" des FC Barcelona (auf Deutsch ­Bauernhaus) wird auf einem alten Landgut in der Nähe des Sta­dions Nou Camp bei Barcelona betrieben. Dort werden 60 junge und vielversprechende Fußballer aus aller Welt augebildet – und zwar nicht nur im Umgang mit dem Ball. Sie erhalten dort auch einen Teil ihres Schulunterrichts. Zur 610 Quadratmeter großen Anlage gehört beispielsweise eine Bibliothek. Ob auf Mallorca ebenfalls Schulunterricht gegeben werden soll, ist noch unklar.

Ein erster Schritt in Richtung professioneller Jugendakademie sei der Ausbau der eigenen Jugendabteilung von Real. Bisher unterhält der Club nur Teams in den älteren Jugendklassen. Fortan sollen auch die ganz Kleinen wieder bei Real Mallorca das Fußballspielen erlernen, so Thyus. Auch die Spieler der ersten Mannschaft sind in das Vorhaben eingebunden. Zu ihren Aufgaben gehören Besuche und Autogrammstunden in den Inselclubs.