Auf einmal stand Utz Claassen mitten drin im Pulk der etwa 150 Jugendlichen. Das Bild von der Weihnachtsfeier der Nachwuchsabteilung von Real Mallorca, auf dem der neue Clubaktionär zusammen mit Präsident Jaume Cladera und Vizepräsident Llorenç Serra Ferrer zu ­sehen ist, hat etwas Symbolträchtiges. Claassen, der Deutsche, gehört jetzt dazu. Er ist sozusagen ein Teil der Familie geworden. Und es schwang durchaus ein triumphierender Unterton in der Stimme mit, als der Unternehmer und Ex-Chef von EnBW am Montagabend (20.12.) im kleinen Kreis von seinen Plänen erzählte und betonte, dass es jetzt endlich losgehen könne.

Nur eine halbe Stunde zuvor war die Sitzung des Verwaltungsrates zu Ende gegangen, in der sein in den vergangenen Woche ausgearbeiteter Marketingplan einmütig gutgeheißen wurde. Details will Claassen erst mit der Marketingabteilung des Clubs besprechen, bevor er damit an die Öffentlichkeit geht. Gleich zu Beginn des kommenden ­Jahres sollen die zahlreichen Maßnahmen in einer weiteren Sitzung des Verwaltungsrates erörtert werden, danach wird man sich dann mit den Bereichsleitern und Mitarbeitern an einen Tisch setzen. Es solle schließlich auch ihr Plan sein. Einen ganzen Tag lang solle deshalb mit ihnen besprochen werden, wie die leeren Ränge im Stadion Son Moix gefüllt werden können.

Claassen will Real zunächst einmal bekannter machen. Er sei bestimmt bereits um die 20 Mal auf Mallorca im Urlaub gewesen, vom Erstliga-Fußball habe er dabei nur am Rande etwas mitbekommen. Da will der Unternehmer ansetzen. Es geht ihm darum, die Ausländer ins Boot zu holen. Gleich drei Zielgruppen hat er dabei ausgemacht: die Residenten, die auf Mallorca leben, die Urlauber sowie die Fußball-Fans aus den Städten, die eine direkte Flugverbindung mit Palma aufweisen. Der Verein soll in Zukunft auf der Insel sichtbarer sein, sei es auf dem Flughafen, in Palmas Innenstadt oder auch in den bekannten Touristenhochburgen. Als Initiative lobt er die Gründung des ersten deutschen Fanclubs durch die Mallorca Zeitung. „Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung", so Claassen.

Für sein Projekt hat er sich einen Zeitrahmen von fünf Jahren gesteckt. In der Welt des Fußballs, in der eigentlich nur der schnelle Erfolg etwas zählt, ist dies ein ungewöhnlich langer Zeitraum. Aber er ist zugleich ein Zeichen für einen Paradigmenwechsel innerhalb des Vereins, der nicht zuletzt mit dem Hannoveraner begonnen zu haben scheint. Claassen fühlt sich nach eigenem Bekunden wohl im neuen Verwaltungsrat des Clubs, der es nicht an Intellekt und Professionalität vermissen lasse. „Es ist eine ruhige, angenehme und sehr konstruktive Atmosphäre."

Und auch den Kontakt mit der Mannschaft scheut er nicht. Vor Nunes, dem Mannschaftskapitän, habe er Hochachtung. Von Co-Trainer Miguel Àngel Nadal sei er in der Zeit, als dieser noch im Dreamteam des FC Barcelona stand, ein echter Fan gewesen. Jetzt habe er ihm das persönlich erzählen können, sagt Claassen. Der Deutsche, das merkt man ihm an, sieht in der Sanierung des Clubs nicht nur eine unternehmerische Aufgabe. Er ist auch ein Fußball-Fan.