Daniel Brühl ist ein culé, ein Fan des FC Barcelona. Der 32-jährige Schauspieler („Good Bye, Lenin", „Die fetten Jahre sind vorbei", „Inglorious Basterds") wurde 1978 in Barcelona geboren, hat eine spanische Mutter und wuchs in Köln auf. Er ist in beiden Kulturen zu Hause. Am Freitag (15.4.) stand Brühl noch in Palma vor der Kamera bei den Dreharbeiten zum Film „Los Pelayos". Am Samstagabend wohnte er dann in der spanischen Hauptstadt dem 1:1 zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona bei. Die Katalanen sind damit dem Titelgewinn in der spanischen Liga ein gutes Stück näher gekommen. Es war das erste von vier Spielen zwischen den beiden Superclubs in nur zwei Wochen.

Wie erleben Sie den Schlagabtausch zwischen Barcelona und Real Madrid?

Das ist ein irrer Monat. Ich drehe im Verlauf der Champions-League-Halbfinalspiele auf Kuba. Ich kann nur hoffen, dass man dort irgendwo die Begegnungen zeigt.

Woher rührt Ihre Liebe zum FC Barcelona?

Aus fußballerischer Sicht ist es ein Glück, in Barcelona geboren worden zu sein. Ich könnte ja auch aus Numancia kommen. Das wäre nicht so aufregend. Ich bin froh, dass ich ein Dream-Team erleben darf, das mich immer wieder begeistert. Ich versuche alles, um kein Spiel zu verpassen. In meiner Tapas-Bar in Berlin, die ich mit Freunden eröffnet habe, wird jedes Spiel gezeigt.

Sie haben eine Wohnung in Barcelona. Mit welchem Spieler würden Sie gerne mal um die Häuser ziehen?

Ich bin ein Riesenfan von Andrés Iniesta. Er ist ein so kluger Spieler und Stratege, der so unvorhergesehene Dinge auf dem Platz macht, dass mir regelmäßig die Kinnlade herunterfällt. Ich frage mich oft, wie er das macht.

Man wollte sie unlängst mit der Jeanshose nicht in die Loge des Stadions Camp Nou lassen. Läuft Barça Gefahr, sich von seinen Fans zu entfernen?

Das ist das Einzige, das ich in Barcelona auszusetzen hätte: Fußball hat dort so etwas wie in die Oper gehen. Die Stimmung ist verhalten und eher mau, wenn es nicht gerade gegen Real Madrid geht. Da ist die Atmosphäre in deutschen Stadien spannender. Schade finde ich auch, dass die Liga in Spanien nicht so ausgeglichen ist wie in Deutschland.

Spanisch oder Deutsch – in welcher Sprache fluchen Sie, wenn Madrid gegen Barça in Führung geht?

Auf Spanisch. Die Spanier begeistern mich mit ihrer Kreativität, wenn es um Schimpfwörter geht. Zum 30. Geburtstag habe ich von einem Freund ein Wörterbuch geschenkt bekommen: Schimpfwörter in Deutsch und Spanisch. Die Spanier sind im Fluchen unschlagbar, und ich bin auch immer noch dabei, von den anderen fleißig zu lernen.

Diskutieren Sie in Spanien mehr über Fußball als in Deutschland?

Fußball ist ja in Spanien ein wichtiger Teil des Lebens. Ich mache hier auch Dinge, die ich in Deutschland nie mache. Ich kaufe mir beispielsweise jeden Tag Fußballzeitungen. Und die lese ich dann beim Frühstück erst einmal durch, ehe ich mir eine anständige Zeitung nehme. Ich liebe es auch, mich in einer Bar in Gespräche über Fußball einzuklinken. Ich feiere gerne mit den Fans an der Rambla in Barcelona und mache alles, um an Karten zu kommen.

Was sagt Ihre Freundin zu Ihrer Barça-Leidenschaft?

Unser Lebensrhythmus richtet sich schon sehr stark nach dem Fußball. Das ist natürlich für meine Freundin – auch wenn sie Fußball sehr gerne mag und auch mit mir ins Stadion geht – manchmal nicht so einfach. Eigentlich müsste ich mir ja jetzt auch alle Spiele von Real Madrid ansehen wegen Özil und Khedira. Ich bin ehrlich gesagt tief traurig, dass Özil bei Real spielt. Das Barça-Trikot stünde ihm eindeutig besser (lacht).

Darf man denn eigentlich als echter Barça-Fan auch nur einen Anflug von Bewunderung für Madrid äußern?

Ich respektiere auch Real Madrid. Gute Freunde von mir sind Real-Fans – das schmälert nicht unsere Beziehung. Aber ich bin in Barcelona geboren, meine ganze Familie besteht aus culés. Da kann man nicht für Madrid sein.

In Ihrem letzten Film haben Sie als Fußball-Pionier Konrad Koch den Ball locker 20-mal auf Ihrem Fuß tanzen lassen. Gar nicht mal so schlecht.

Ich bin auch keine totale Gurke auf dem Platz, aber trotzdem hat es zum Profifußballer nicht gereicht. Gott sei Dank, denn das wäre schwer in die Hose gegangen. Ich kicke leider immer seltener. Im Alter ist es halt immer schwerer, ein paar Leute zu finden. Deshalb spiele ich jetzt mehr Tennis.

Welchen Spieler haben Sie als Knirps auf dem Bolzplatz in Köln-Ehrenfeld imitiert?

Pierre Littbarski war mit Abstand mein Lieblingsspieler. Ich durfte Litti einmal kennenlernen – in irgendeiner Fernsehsendung, ich weiß gar nicht mehr, welche es war. Ich war richtig nervös. Das war ein großer Moment.

Sind Sie auch beim Filmdreh ein Mannschaftsspieler?

Ja, weil es sehr wichtig ist, dass man eine buena onda hat (auf einer Wellenlänge liegt). Wenn man sich nicht versteht, kann man das natürlich überspielen. Wir sind ja Schauspieler. Bei den Dreharbeiten zu ´Los Pelayos´ stimmte die Chemie unter den Darstellern. Das ist bei diesem Film sehr wichtig, weil es um den Zusammenhalt einer Familie dreht. Da ist es wichtig, Bock auf die anderen zu haben.

Erstmals erschienen am 21. April 2011.