Es war so etwas wie ein kleiner Vulkanausbruch, der sich da am Freitag (2.9.) bei der Pressekonferenz von Real Mallorca ereignete. Trainer Michael Laudrup polterte los und seine ganze Wut traf die Chefetage von Real Mallorca, vor allem aber Vizepräsident und Hauptaktionär Llorenç Serra Ferrer. Anlass der Brandrede war einmal mehr die chaotisch anmutende Transferpolitik in letzter Minute.

Das bislang letzte und unerfreulichste Kapitel in dieser Angelegenheit begann am Mittwoch (31.8.), als feststand, dass Jonathan De Guzmán den Verein in Richtung Villarreal verlassen würde. Gegen 20 Uhr waren alle Dokumente für den Wechsel von De Guzmán unterschrieben, einen von Laudrup seit Januar geforderten neuen Stürmer gab es aber trotzdem noch nicht. Schnell musste es gehen. Fündig wurde Serra Ferrer beim belgischen Club Genk. Der 24-jährige Marvin Ogunjimi, bis dato völlig unbekannt in Spanien, sollte auf die Insel wechseln. In der vergangenen Saison erzielte er 22 Tore in der ersten belgischen Liga. Immerhin eine Referenz. 2,4 Millionen Euro war Ogunjimi Real Mallorca dann auch wert.

Der Haken: Die Dokumentation über den Transfer wurde vom Inselclub einige Minuten nach Mitternacht, also nach Ablauf der Wechselfrist, losgeschickt. Das Faxgerät funktionierte nicht so, wie es sollte. Nun muss die FIFA entscheiden, ob der Transfer trotzdem gültig ist. Eigentlich sollte diese Entscheidung bis Montag (5.9.) gefallen sein. Weil Mallorca aber nicht die einzige Mannschaft ist, die diese Wechselfrist überschritten hat, sondern es in ganz Europa über 20 Fälle gibt, hat die FIFA alle Hände voll zu tun und deshalb bis Redaktionsschluss am Mittwochabend noch keine Entscheidung im „Fall Ogunjimi" bekannt gegeben. 60 Tage hat der Fußball-Weltverband offiziell Zeit, um zu entscheiden.

Diese Unwägbarkeiten haben Trainer Laudrup gehörig auf die Palme gebracht. „Wenn du mit dem Feuer spielst, dann verbrennst du dich leicht", sagte der Trainer. Laudrup widersprach der Darstellung Serra Ferrers, wonach dieser einen Abgang von De Guzmán nicht erwartet hatte. „Er hat am Sonntag nach dem Spiel gegen Espanyol Barcelona gesagt, dass jeder wüsste, was er sich wünscht. Da war für mich klar, dass er zu Villarreal gehen möchte", so Laudrup. „Wenn mir jemand (Serra Ferrer; Anm. der Red.) sagt, dass wir sieben Stürmer haben, habe ich keine Worte mehr", ereiferte sich Däne.

Nach seiner Wutrede verzog sich Laudrup für zwei Tage nach Dänemark. Aus seinem engsten Umfeld hieß es, er habe am Samstagabend eigentlich zurücktreten wollen. Als Vermittler sprang Co-Trainer Miguel Àngel Nadal in die Bresche, der ein Treffen am Montagabend arrangierte. Zugegen waren Laudrup sowie Vereinspräsident Jaume Cladera und Finanzchef Pedro Terrassa, nicht aber Serra Ferrer. Sie ermunterten Laudrup zum Weitermachen. Im Falle einer Entlassung des Trainers hätte der Club ihm eine Abfindung von 700.000 Euro zahlen müssen. Das entspricht seinem Jahresgehalt.

Im Chaos um Ogunjimi ging die Verpflichtung eines weiteren Spielers beinahe etwas unter. Für das Mittelfeld kam Fernando Tissone vom italienischen Club Sampdoria Genua. Der 25-jährige Argentinier ist für eine Saison ausgeliehen. Allerdings ist Tissone eher defensiv ausgerichtet, weshalb er nicht unbedingt als Ersatz für De Guzmán gelten kann. Ihn wird man am Sonntag bei Betis Sevilla (12 Uhr, siehe auch S. 19) wohl schmerzlich vermissen.

In der Printausgabe vom 8. September (Nummer 592) lesen Sie außerdem:

- Fußball II: Real Mallorcas Jugendleiter vor dem Spiel in Sevilla

- Wo Spitzensportler reifen: Besuch im "Príncipes de España"

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