Lance Armstrong hat zumindest halbwegs gestanden, und in Madrid hat der Doping-Prozess gegen den Arzt Eufemiano Fuentes und seine Mitstreiter begonnen. Könnte das der langersehnte Bruch mit einer dunklen Vergangenheit sein? Kann man nun endlich wieder guten Gewissens zum Sport übergehen. Zum europäischen Saisonauftakt bei der Mallorca Challenge von Sonntag (3.2.) bis Mittwoch (6.2.) hoffen das viele.

An prominenten Vertretern der Zunft wird es nicht fehlen. Bis auf Alberto Contador, der ja auch so eine Art Altlast ist und lieber persönlich beim Fuentes-Prozess in Madrid aussagt (man hatte ihm auch eine Video-Schaltung nach Mallorca angeboten), ist beinahe alles dabei, was derzeit Rang und Namen hat. In der ersten Reihe: Tour-de-France-Sieger, Olympia-Champion und Mallorca-Fan Bradley Wiggins und sein Sky-Teamkollege Chris Froome. Die beiden wollen in diesem Jahr den Giro d´Italia (Wiggins) und die Tour de France (Froome) unter sich ausmachen.

Die Hoffnungsträger aus deutscher Sicht heißen Tony Martin, Zeitfahrweltmeister und Olympiazweiter sowie Sprintspezialist André Greipel (Team Lotto Belisol), der mit der Empfehlung von drei Etappensiegen bei der gerade zu Ende gegangenen Tour Down Under anreist. Weitere große Namen auf Mallorca: Alejandro Valverde (Team Movistar), Tyler Farrar (GarminSharp), Jurgen van den Broeck (Lotto Belisol) und Alessandro Petacchi (Lampre). Am Start sind neun Profi-Teams und zehn Mannschaften aus der zweiten Garde.

Es sind nicht wenige, die meinen, dass der Neuanfang gelingen könnte. Zu ihnen gehört auch ­Iñigo ­Mujika, Sportwissenschaftler und Trainer des spanischen Teams ­Euskaltel, das ebenfalls bei der Challenge dabei sein wird. „Wir sehen nun das neue Gesicht dieses Sports. Armstrong und der Doping-Prozess in Madrid sind noch die Altlasten", gibt er sich auf MZ-­Anfrage zuversichtlich.

Natürlich könne er nicht generell ausschließen, dass im Radsport nun nicht mehr gedopt werde, „wie das übrigens in keiner Sportart endgültig auszuschließen ist". Aber den Verantwortlichen im Radsport sei inzwischen klar, dass die Stunde geschlagen habe. Ein Rückfall in „alte Zeiten" sei nicht zu befürchten, zumal die Doping-Kontrollen im Radsport nach unzähligen Fällen nun so streng wie in kaum einer zweiten Sportart seien. „Man kann mit großer Sicherheit ausschließen, dass es im Radsport noch einmal ein solch systematisches Doping-Netzwerk geben wird, wie es Fuentes, Armstrong und Komplizen aufgezogen haben."

Dass die Fans deshalb in Zukunft auf spektakuläre Leistungen verzichten müssen, glaubt der Trainer nicht. „Wer sich gegen 200 andere, hoch talentierte Radprofis durchsetzt, leistet in meinen Augen immer noch etwas Besonderes."

Vorbei seien allerdings die Zeiten, in denen einzelne Sportler schier unfassbare Leistungssprünge innerhalb kurzer Zeit erzielen konnten. Heutzutage gebe es in der ­Trainingsarbeit wenige Geheimnisse. Das Erfolgsrezept sei immer eine Mischung aus vielen Faktoren: Ernährung, Trainingsintensität, Sportwissenschaft, Sportpsychologie, ausreichende Regenerationszeit und Physiotherapie. Diese Bestandteile systematisch, aber auch kreativ auf die einzelnen Fahrer angewandt, würden gute Ergebnisse erzielen.

So dann: Die „neue Zeitrechnung" im Radsport beginnt am 3. Februar um 11 Uhr am Paseo Marítimo in Palma. Dann ertönt der Startschuss zum ersten der vier Rennen der Mallorca Challenge (es handelt sich um Einzelrennen und nicht um Etappen). Insgesamt zehn Mal muss ein 11,6 Kilometer langer Rundkurs an Palmas Meerespromenade bewältigt werden. Am zweiten Tag geht es in den flachen Süden der Insel (knapp 160 km), am dritten in die Tramuntana (150 Kilometer) und am vierten und letzten Wettbewerbstag ins ­Inselinnere und an die Playa de Muro. Im vergangenen Jahr waren die Organisatoren zunächst mit fünf Strecken an den Start gegangen. Wegen Finanzierungs­engpässen musste kurz vor Beginn der Challenge ein Renntag abgesagt werden.

Weitere Informationen unter: www.vueltamallorca.com

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 31. Januar (Nummer 665) lesen Sie außerdem:

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