Es ist gar nicht so einfach, Rubén Salvador mal an Land anzutreffen. Fast den gesamten Tag verbringt der 42-Jährige im oder auf dem Wasser. Einen großen Teil davon auf dem Stand Up Paddle (SUP).

Salvador, der in Can Pastilla den Surfshop „El Niño Surf Center" betreibt, ist einer der Pioniere des Stehpaddelns auf Mallorca, eines Sports, der sich zunehmend zu einem ernst zu nehmenden Leistungs­sport mit sogar olympischen Ambitionen entwickelt. „SUP ist eine der am schnellsten wachsenden Sportarten weltweit", sagt Fernando Labad vom ­Spanischen Surfverband FES.

Begonnen hat alles auf Hawaii. Um die Jahrtausendwende herum kam es dort in Mode, auf Longboards mit einem Paddel in der Hand zu surfen. Erste spektakuläre Bilder machten die Runde, als Extremsurfer Laird Hamilton auf diese Weise eine ­Monsterwelle ritt. Schnell schwappte der Trend nach Kalifornien. Dort wurde SUP nicht nur von Surfern, sondern auch von Fitness- und Wassersportlern aufgenommen und zum Massenphänomen. Schließlich gelang vor ein paar Jahren der Sprung nach ­Europa, wo SUP auf Binnengewässern in Deutschland, Holland und Frankreich Einzug hielt.

„SUP hat ein größeres Poten­zial als Wind- oder Kitesurfen", sagt Salvador. „Es ist ein vielseitigerer Sport und einfach und sofort zu erlernen." Hinzu komme der „Konditions- und Fitnessaspekt" und - als „Coolnessfaktor"-, dass man auf einem Surfbrett stehe. Wobei die Flachwasser-Variante von SUP mehr mit Kajak als mit Wellen­reiten gemein hat.

Auf Mallorca ging es im vergangen Jahr richtig los. „Und wir werden immer mehr", sagt Salvador, „der eigentliche Boom, ähnlich wie beim Inlineskaten steht noch aus." Auch die Stadtverwaltung von Palma hat das Potenzial erkannt und Ende Januar erstmals ein Show-Rennen im Parc de la Mar unterhalb der Kathedrale ausgetragen.

An SUP lässt sich gut studieren, wie Trends gemacht werden. Zunächst wecken spektakuläre ­Fotos (Laird Hamilton) die Neugier. Dann tauchen in den Surf­läden erste Ausrüstungsgegen­stände auf. Ein paar Vorreiter probieren den neuen Sport aus und kommen auf den Geschmack. Schließlich machen SUP-Schulen und immer mehr Verleiher den Sport massentauglich. „Früher ­kamen die Leute, um SUP auszuprobieren, heute haben sie oft schon Erfahrung und eigene Boards", sagt Salvador.

Parallel zum Breitensport entwickelt sich SUP auch zum Leistungssport. Seit 2004 befindet sich die Sportart unter dem Dach der International Surfing Association (ISA), die Teil des Internationalen Olympischen Komitees (IOK) ist. Bei Wettbewerben wird zwischen dem ans Wellenreiten angelehnten Stand Up Paddle Surfing sowie Ausdauerrennen über zwölf und mehr Kilometer, dem Distance Stand Up Paddling, unterschieden. Regelwerk und Wettkampfklassen haben sich immer weiter ausdifferenziert. Es gibt Staffelrennen und auch eine äußerst spektakuläre Variante mit Massenstart am Strand: die „Battle of the Paddle", bei der die Teilnehmer bis zu einer im Wasser befestigten Boje und zurück paddeln.

Der spanische Surfverband beschloss 2008, SUP zu fördern. Heute seien bereits die Hälfte der Mitglieder Stehpaddler - Tendenz steigend, sagt Fernando Labad. 2008 wurden auch zum ersten Mal nationale Meisterschaften ausgetragen. An denen nahm auch Rubén Salvador teil. Dabei hatte er, damals bereits spanischer Meister im Kitesurfen, SUP erst am Tag vor dem Wettkampf ausprobiert - während er auf Wind wartete. Er belegte dennoch den dritten Platz.

Heute wäre das nicht mehr möglich. „Bis vor zwei Jahren reichte es noch aus, zweimal die Woche zu trainieren", sagt Salvador, „dem ist nicht mehr so." Der Sport habe sich, was Trainings­pensum und Material angeht, immens professionalisiert. „Die Besten machen heute jeden Tag Krafttraining, laufen, fahren Rad und haben zum Teil persönliche Trainer." Auch gebe es immer leichtere, bessere Karbonboards, die schon mal über 3.000 Euro kosten können.

Leben kann von dem Sport aber bisher kaum jemand. ­„Vielleicht drei oder vier in ganz Europa", sagt Labad. Es gebe zwar insgesamt mehr Sponsoren und die Preisgelder stiegen. Kostendeckend sei das aber nicht. So werden wohl auch die beiden aktuellen spanischen Meister aus Mallorca, Manuel Simoncelli und Laura Quetglas, die Reisekosten zu den zweiten Weltmeisterschaften in Lima, Peru (24.2.-2.3.) selbst zahlen müssen. Dort werden 150 Sportler aus 25 Ländern um die Wette paddeln.

Der FES kann kaum etwas ­beisteuern, wie Fernando Labad einräumt. Der Surf­verband sei zwar Teil des Nationalen Olympischen Komitees, Surfen aber nicht olympisch, was die Bedingungen verbessern würde. Zudem erwartet er, dass zunächst der „große Bruder" Wellenreiten

bei Olympia aufgenommen wird. Rubén ­Salvador dagegen ist sicher: „SUP ist schon bald olympische Disziplin."

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 7. Februar (Nummer 666) lesen Sie außerdem:

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