Der Radsport boomt. Vor allem im Hobby- und Halbprofi-Bereich. Da können noch so viele ­Armstrongs ihre Doping-Vergangenheit beichten oder Ärzte wegen Blutbeuteln vor Gericht stehen. Glück gehabt, sagen sich die Radstationen auf Mallorca, und stehen schon wieder in den Startlöchern für eine weitere rekordverdächtige Saison. „Diese Doping-Geschichten berühren den Hobbyfahrer nicht. Der kommt auf die Insel, um etwas für seine Gesundheit zu tun", sagt Marcel Iseli, der Sportdirektor des Radverleihers Max Hürzeler Bicycle Holidays.

Worüber sich die Veranstalter sehr wohl Sorgen machen, ist um die Sicherheit der Radfahrer. Denn immer wieder kommen sich Autos und Fahrräder auf der Insel gefährlich in die Quere, wie zuletzt am 4. Februar, als der menorquinische Bahnradprofi Albert Torres bei einer Ausfahrt in Palmas Stadtteil Establiments von einem Auto erfasst und verletzt wurde. Sechs Tote waren allein im vergangenen Jahr zu beklagen, dazu etliche Schwerverletzte.

Immerhin sind sich die Verantwortlichen mittlerweile der Dringlichkeit des Themas bewusst, wie der Vizepräsident des balearischen Radsport-Verbandes, Xisco Lliteras, betont. Auf seine Anregung hin hat der Inselrat in Zusammenarbeit mit der Balearen-Regierung, der Hotel­vereinigung, der Verkehrs­behörde und weiteren Beteiligten eine Arbeitsgruppe gegründet, in der die Sicherheit der Radfahrer verbessert werden soll. „Ich bin sehr zufrieden, dass das endlich geklappt hat. Aber hundertprozentig positiv wird das Projekt erst sein, wenn wir am Jahresende deutlich weniger Unfälle und Tote haben werden." Bislang hat es zwei Treffen gegeben, am 29. November und am 30. Januar. Ende März soll der dritte Runde Tisch stattfinden.

Die Initiative des Radsport-Verbandes kommt bei den Veranstaltern gut an. Marcel Iseli ist voll des Lobes. „Das ist eine sehr gute Sache. Und es hat sich auch schon etwas getan. Wir hatten bemängelt, dass direkt vor einigen unserer Hotels an der Playa de Muro die Straßen in einem schlechten Zustand sind. Umgehend wurden die Löcher geflickt", lobt der Schweizer.

Wobei Iseli zunächst an der ernsthaften Absicht der Politik auf der Insel zweifelte. Schon mehrfach hatte es in der Vergangenheit Versuche gegeben, alle am Radsport beteiligten Gruppen an einen Tisch zu bekommen. Geklappt hat es selten, und wenn, dann verliefen die guten Absichten ziemlich schnell im Sand. Auch diesmal startete laut Iseli die Arbeitsgruppe nicht gerade vielversprechend. Zum ersten Treffen trudelte die Einladung drei Tage im Voraus bei ihm ein. Viel zu knapp, denn viele waren im Dezember überhaupt nicht auf der Insel. So kam es, dass außer Iseli nur noch zwei Vertreter anderer Anbieter zum Treffen erschienen.

„Dann haben uns die Organisatoren einen Fragenkatalog vorgelegt, anstatt mit uns zu reden", erzählt der Sportdirektor. Darin ging es unter anderem darum, ob an den Radwegen Wasserhähne angebracht oder Picknick-Stationen eingerichtet werden sollen. „Das brauchen wir nicht", sagt Marcel Iseli. „Was für uns und die Radfahrer wichtig ist, sind saubere Straßen in gutem Zustand. Mehr fordern wir gar nicht."

Das hätten die Organisatoren aber schnell verstanden, und so sei man beim zweiten Treffen wirklich ins Gespräch gekommen. Iseli hat das Gefühl, dass diesmal alle an einem Strang ziehen. Eine Rolle dürfte dabei auch spielen, dass sich das Profi-Team Sky an den Zusammenkünften beteiligt. In dessen Reihen fährt der Tour de France-Sieger Bradley Wiggins. Sky hat Mallorca als ständigen Trainings­standort auserkoren. Das könnte die Politik hellhörig gemacht haben.

Und so kümmern sich die Beteiligten nun darum, welche Gefahrenstellen für Radfahrer beseitigt werden müssten. Vor allem ein Streckenabschnitt ist ihnen laut Harald Sandner von Rad International in Peguera seit Jahren ein Dorn im Auge: der Tunnel Monnàber am Stausee Cúber. Ein etwa 400 Meter langer Straßentunnel, komplett ohne Beleuchtung auf einer beliebten Strecke durch die Serra de Tramuntana. „Die Fahrer, die von oben kommen, haben teilweise auch noch eine ziemliche Geschwindigkeit drauf. Da muss dringend Beleuchtung angebracht werden", fordert Sandner.

Zusätzlich tropft ständig von der Tunneldecke Wasser auf die Fahrbahn, die dadurch glitschig wird. Eine weitere Problemstelle hat Sandner auf dem Radweg von Santa Ponça nach Peguera ausgemacht. „Hier befindet sich ein Schlagloch am anderen. Wer nicht höllisch aufpasst, fliegt hin."

Sandner und Iseli sind sich dabei einig, dass man nicht immer nur die Politik in die Pflicht nehmen, sondern auch selbst handeln solle. Beide Veranstalter haben ihren Angaben zufolge bereits in Eigenregie Ausbesserungs­arbeiten an besonders von Radsportlern frequentierten Streckenab­schnitten durchgeführt.

Zusätzlich sollen Beschilderungen verbessert und Autofahrer verstärkt kontrolliert werden. Auch zur Belebung der Nebensaison will die Arbeitsgruppe Vorschläge machen, doch da macht sich Iseli keine großen Hoffnungen. „Die ausgedünnten Flugpläne sind ein Problem für uns, genauso wie die stark gestiegenen Preise." Er habe sich erhofft, dass mit ­hohen Buchungszahlen gleichzeitig die Verbindungen nach Mitteleuropa verbessert werden, doch das Gegenteil sei passiert. Auch die Mitnahme des eigenen Rades sei drastisch teurer geworden. Ein Blick etwa auf die Homepage von Air Berlin offenbart, dass pro Strecke stolze 50 Euro für den sportlichen Untersatz fällig werden. Damit ist die Mitnahme für Radsportler unrentabel geworden. Für die Radvermietungen auf der Insel ja nicht das Schlechteste?

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 14. Februar (Nummer 667) lesen Sie außerdem:

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