Rafael Nadal verbreitet längst wieder Angst und Schrecken auf den Tennisplätzen dieser Welt. Mit seinem 6:1, 6:3-Sieg im Finale des Masters 1.000 in Rom gegen den Weltranglisten-Dritten Roger ­Federer hat der 26-Jährige in diesem Jahr bereits sechs Turniere gewonnen. Damit entschied er schon mehr Wett­bewerbe für sich als in den beiden Vorjahren. Durch den Sieg in Rom ist der Mallorquiner gleichzeitig das erste Mal in diesem Jahr wieder auf den vierten Platz der ATP-Rangliste vorgerückt.

Federer fand gegen Nadals orkanartigen Auftritt nie ein Mittel. In nur einer Stunde und neun ­Minuten war der Mallorquiner über den Schweizer hinweg­gefegt, Federer beging ungewohnt viele Fehler. Nach dem Sieg wollte Nadal erst einmal den Moment genießen, in sein heimatliches Manacor zurückkehren und noch nicht an das am Sonntag (26.5.) beginnende Grand-Slam-Turnier Roland Garros in Paris denken. „Das ist viel mehr, als ich mir vor vier Monaten hätte erträumen können. Danke für die Unterstützung“, sagte er nach dem Sieg.

Typisch Nadal. So kennt man ihn. Angenehm im Umgang, bescheiden und dankbar für all das, was ihm derzeit widerfährt. Gerade mal dreieinhalb Monate steht er seit seiner Verletzungspause vom vergangenen Jahr wieder auf dem Feld, und es gibt kaum einen Top 10-Spieler, den er nicht schon geschlagen hätte. Zehn Duelle gegen die besten Spieler der Welt hat er in diesem Jahr bestritten, neunmal hat der manacorí die Oberhand behalten. Drei Siege gegen seinen Landsmann David Ferrer, jeweils zwei gegen Roger Federer und Tomas Berdych und je einen gegen Juan Martín del Potro und Jo-Wilfried Tsonga stehen zu Buche.

Nur gegen seinen Angstgegner Novak Djokovic reichte es beim Turnier von Monte Carlo nicht zum Sieg im Finale. Der Serbe dürfte momentan ohnehin einer der ganz wenigen sein, die Nadal bei seinem Ziel, sich in Roland Garros wieder den Titel zu holen, aufhalten können. Vor Djokovic hat Nadal einen Heidenrespekt. Der Serbe hat mit den Australian Open das bisher einzige Grand Slam-Turnier in diesem Jahr für sich entschieden. Danach bewies der mit weitem Abstand Führende der Weltrangliste allerdings auch Formschwächen und gewann mit Dubai und Monte Carlo nur noch zwei weitere Turniere.

Mit dem Briten Andy Murray (Weltranglisten-Zweiter) hat sich kurz vor dem Turnierstart einer der Favoriten wegen einer ­Rückenverletzung abgemeldet, auch der Argentinier Juan Martín del Potro bleibt wegen einer Virus­erkrankung zu Hause. Und da wäre noch Roger Federer. Doch der dürfte nach dem Debakel in Rom psychisch angeknackst in das Turnier gehen.

So machen die anderen Rivalen in diesem Jahr nicht den Eindruck, als könnten sie Nadal wirklich über fünf Sätze gefährden - vorausgesetzt sein Knie hält der Belastung Grand Slam stand. Bei den French Open wird auf Nadals Lieblingsbelag Sand gespielt. Siebenmal hat der Mallorquiner in seiner Karriere schon Roland Garros gewonnen, im vergangenen Jahr in einem groß­artigen Match gegen Djokovic. Erst ein Spiel hat er bei diesem Turnier verloren.

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