Am Ende war der Abstieg keine Überraschung mehr. Dass Real Mallorca am letzten Spieltag nach einer streckenweise katastrophalen Saison noch den Klassenerhalt schaffen würde, damit hatten nur noch die wenigsten gerechnet, obwohl nur ein Tor von Espanyol Barcelona in Vigo zum Wunder fehlte.

Nach dem 4:2 gegen ­Valladolid am Samstagabend (1.6.) hatten die Inselkicker genau einen Punkt zu wenig auf dem Konto, um in der Endabrechnung über dem Strich zu stehen, der drei Mannschaften aus der Primera División in die Untiefen der auch Liga Adelante genannten Segunda División katapultiert. Der siebte Abstieg der Vereinsgeschichte von Real Mallorca ist einer der bittersten, weil er eine Ära von

16 Jahren in der Ersten Liga beendet. Noch nie zuvor war der Inselclub so lange unter den Topteams des Landes vertreten.

Der erste Kater ist inzwischen gewichen. In den Büros wird an der kommenden Saison in der Liga Adelante gearbeitet. Allerdings noch mit vielen Unbekannten, denn noch ist nicht klar, ob Trainer Gregorio Manzano weitermachen will und kann (siehe Artikel rechts). Ebenso ist ungewiss, welche Spieler für ein Zweitliga-Team zur Verfügung stehen werden. Die Akteure, die für diese Saison ausgeliehen wurden, haben der Insel schon den Rücken gekehrt, die Spieler müssen sich um ihre Zukunft keine Gedanken machen. Diejenigen, die noch unter Vertrag stehen, werden sich überlegen müssen, ob sie mit dem Club in die Zweite Liga gehen - zu dann deutlich niedrigeren Bezügen.

Aus dem Umfeld des Clubs ist zu vernehmen, dass man um die Säulen Aouate, Nsue, Víctor, Hemed und Bigas eine neue Mannschaft aufbauen möchte. Eine, die um den sofortigen Wieder­aufstieg mitspielen kann und muss. Ein Jahr im Fußball-Unterhaus kann sich der Club nach den vorläufigen Rechen­spielen erlauben, ohne dass er in ernsthafte Existenzschwierig­keiten gerät. Aber eben nur eins.

Die Einnahmesituation in der Zweiten Liga ist nicht mit der Primera División zu vergleichen. Die spanische Fußball-Liga hat deswegen für Absteiger vorgesorgt und die Clubs mit einer Art Lebensversicherung ausgestattet. Jeder Club zahlt, während er in der Primera División spielt, pro Jahr einen Beitrag in diese Versicherung ein, die im Falle eines Abstieges ausgezahlt wird. Bei Real Mallorca sind über die 16 Jahre im Oberhaus immerhin elf Millionen Euro zusammengekommen. Etwa zwei Drittel, also knapp acht Millionen Euro, werden dem Club im ersten Jahr nach dem Abstieg ausbezahlt, der Rest im zweiten, für den Fall, dass der sofortige Wieder­aufstieg misslingt. Die Beträge aus der Versicherung kommen dem Verein monatlich im Lauf der Saison zu, können also nicht für teure Spieler­verpflichtungen vor der Saison genutzt werden.

Neben dieser Versicherung hilft die Liga Absteigern mit einem Kredit über drei Millionen Euro. Sobald die Mannschaft wieder aufsteigt, muss der Club den Kredit zurückzahlen. Real Mallorca wird diese Summe verwenden, um die Gläubigervereinbarung zu bedienen. Ein, wenn man so will, positiver Effekt des Abstiegs ist, dass der Verein in der Zweiten Liga nur knapp über eine Million Euro pro Saison an die Gläubiger zahlen muss - im Vergleich zu etwa drei Millionen in der Ersten Liga. Die Gesamtverschuldung - noch etwa 35 Millionen Euro - bleibt allerdings bestehen, es verlängert sich nur der Zeitraum der Zahlungen.

Dramatisch weniger Geld nimmt der Verein für seine Fernsehrechte ein. Waren es in dieser Saison noch 21 Millionen Euro, so werden es in der kommenden Spielzeit gerade mal zwei Millionen sein. Auch die Einnahmen aus Merchandising, Sponsoring und Eintrittsgeldern der Fans werden sich drastisch reduzieren und dürften im Etat keine große Rolle mehr spielen. Der soll in der Zweiten Liga bei etwa zwölf Millionen Euro liegen. In der abgelaufenen Saison der Primera División waren es etwa 38 Millionen.

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- Schwimmerin Angela Maurer