Alle Jahre wieder trifft man sie Mitte Mai in Scharen auf der Insel: deutsche Fußballmannschaften, die entweder ihren Aufstieg feiern, einen Abstieg beweinen oder einfach mal einen mittelmäßigen zehnten Platz begießen. Die Zutaten sind immer die gleichen. Viel Bier und möglichst große Flaggen der diversen Clubs.

In diesem Jahr die Hauptattraktion an der Playa de Palma: Neu-Bundesligist SC Paderborn. Das Team hatte zwar mit 6,2 Millionen Euro - in etwa so viel, wie Franck Ribéry in sechs Monaten kassiert - den zweitniedrigsten Etat aller Zweitligateams, sicherte sich aber am Sonntag (11.5.) mit einem 2:1 daheim gegen den VfR Aalen den ersten Aufstieg in die Bundesliga der Vereinsgeschichte.

Und weil es in Paderborn Sonntag fast ununterbrochen schüttete, sehnten die Spieler umso mehr ihren Mallorca-Kurzurlaub herbei. Am Dienstag in aller Herrgottsfrühe hob die Maschine mit den Aufstiegs­helden nach Palma ab. Dienstagmittag bevölkerten die Spieler schon den Strand. Offizielle Statements wollte niemand abgeben, die Heldentaten sollten schließlich ungestört gefeiert werden. Doch für ein Foto waren etwa Patrick Ziegler und Michael Heinloth schon zu begeistern. Einer ihrer Teamkollegen hatte sich ein Flamenco-Kleid übergezogen. Und die Paderborner bewiesen Ausdauer. Stundenlang stimmten sie mit einem Megafon Lieder an, tanzten mit Urlaubern an der Playa de Palma oder testeten die spanischen Biermarken. Bis Donnerstag (15.5.) kann man die Aufstiegshelden, wie sie sich auf ihren T-Shirts nennen, noch auf Höhe des balneario 6 antreffen.

Gleichzeitig mit den Paderbornern weilte eine ganze Reihe weiterer Zweitligisten an der Playa, darunter auch der den Paderbornern zuletzt unterlegene VfR Aalen. Für einen Spieler hatte der Ausflug an den Ballermann offenbar unschöne Folgen. Der brasilianische Mittelstürmer Cidimar verbrachte laut einem Bericht der „Bild"-Zeitung die Nacht von Montag auf Dienstag hinter schwedischen Gardinen. Wie das Blatt berichtet, soll der 29-Jährige im Partytempel Bierkönig eine Bedienung verprügelt haben, nachdem ihn zuvor Unbekannte angepöbelt und Schmähgesänge auf den VfR Aalen angestimmt hatten. Der Club wusste am Mittwoch noch nichts von dem Vorfall.

Ebenfalls aufgefallen sind die Spieler des FC St. Pauli. Als Luden verkleidet sicherten sie sich einen Strandbereich mit Absperrband und pinkelten dort auch schon mal ganz ungeniert und in aller Öffentlichkeit in Sangría-Eimer. Vielleicht ist die Verordnung für Bürgersinn (Seite 10) ja doch für etwas gut.

Auf dem gleichen Abschnitt feierte Fortuna Düsseldorf. Unter anderem am Dienstagabend beim zehnjährigen Bestehen des „Deutschen Eck". Eingeladen hatten die Inhaber Michael und Feli Bohrmann, der Fanclub der Düsseldorfer ist traditionell im „Deutschen Eck" beheimatet. Auch Ligakonkurrent SV Sandhausen weilte von Montag bis Mittwoch rund um den balneario 6 und feierte die mit Platz 12 abgeschlossene Zweitliga-Saison.

Ob es für RB Leipzig in der kommenden Saison auch in die Zweite Liga geht, ist noch unklar. Die vom Getränke-Unternehmen Red Bull gesponserten Ostdeutschen feierten bereits in der vergangenen Woche an der Playa ihren Aufstieg aus der Dritten Liga. Als sie wieder in Leipzig eintrafen, erfuhren sie, dass ihre Lizenz für die kommende Saison am seidenen Faden hängt, denn Mäzen Dietrich Mateschitz scheint nicht willig zu sein, die Lizenzauflagen der Deutschen Fußball-Liga (DFL)zu erfüllen. Unter anderem muss der mit 800 Euro sehr hohe Mitgliedsbeitrag der Leipziger gesenkt werden, außerdem sieht es die DFL als problematisch an, dass beinahe alle Führungspositionen mit Red Bull-Mitarbeitern besetzt sind. Die Entscheidung über die Lizenzvergabe fällt am 28. Mai.

Nichts mit dem Ballermann zu tun haben möchte indes Bundesligist VfL Wolfsburg, der sich vier Tage lang mit dem gesamten Team nebst Mitarbeitern der Geschäftsstelle, Ärzten und Physiotherapeuten in den Robinson Club Cala Serena zurückgezogen hat. Manager Klaus Allofs sagte der MZ: „Die Gefahr am Ballermann ist schon, dass es da nur eine Riesensause gibt. Wir wollen aber hier auch vormittags ein Sportprogramm mit Beach-Volleyball oder Fußball absolvieren." Gefeiert werde die erfolgreiche Saison, die die Wölfe auf Rang 5 abschlossen und sich damit für die Europa League qualifizierten.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 15. Mai (Nummer 732) lesen Sie außerdem:

- Fußball: Showdown im Titelrennen und im Abstiegsplatz

- Keine heile Welt mehr: Trabrennsport auf der Insel

- Außenseiter siegt beim Ironman