In Sachen Padel-Sport ist Deutschland im Vergleich zu Spanien ein Entwicklungsland. Nur 16 Plätze in der ganzen Bundesrepublik stehen mehr als 100.000 Courts in Spanien gegenüber. Nicht einmal tausend aktive Spieler gibt es in Deutschland - in Spanien dagegen ist die Ausübung des mit Tennis verwandten Sports fast schon Bürgerpflicht. Dementsprechend fährt die deutsche Nationalmannschaft mit bescheidenen Zielen zur Padel-Weltmeisterschaft, die ab Montag (20.10.) in Palma stattfindet. Die MZ hat mit dem Vorsitzenden des deutschen Padel-Verbandes, Robin Breburda, gesprochen.

In anderen Sportarten kümmert sich der Bundestrainer um die sportlichen Belange des Teams. Beim Padel in Deutschland ist es der Vorsitzende des Verbandes. Wie kommt´s?

Wir haben beim Padel keinen kontinuierlich arbeitenden Bundes­trainer. Wenn wie jetzt eine WM ansteht, wird für das Team ein Coach rekrutiert. In diesem Fall ist es der ehemalige Tennis-Profi Frieder Steen aus Frankfurt. Und seine Arbeit hat sich jetzt schon bewährt, denn ohne ihn hätten wir wohl kaum die Qualifikation für die WM geschafft.

Den deutschen Padel-Verband gibt es erst seit drei Jahren, Deutschland ist jetzt das erste Mal bei einer WM dabei. Ist das eine Sensation für Sie?

Es gab bereits einmal einen Padel-Verband in Deutschland. Der war damals zwar seiner Zeit meilenweit voraus und wurde aus Mangel an Interesse wieder eingestellt. Doch das Team dieses Verbandes spielte zweimal bei einer EM und einmal bei einer WM mit. Dass wir nun mit unserem sehr jungen Verband die Qualifikation geschafft haben, ist für mich wirklich eine Sensation.

Sie sprechen Padel englisch aus, aber der Sport ist doch in Mexiko, also einem spanischsprachigen Land, entstanden?

Das stimmt. Aber wir sind mit dem spanisch ausgesprochenen Padel in Erklärungsnot gekommen. Die Leute haben uns immer gefragt, ob sie einen Neopren­anzug und Schwimmflossen zum Training mitnehmen müssen, weil alle an ein Kanu gedacht haben. Wir sind dann zur englischen Aussprache übergegangen. Auch, weil es sexy klingt im Vergleich zur spanischen.

Man hat das Gefühl, Padel kommt in Deutschland nicht so recht voran. Woran liegt das?

Es fehlt eben mal ein Weltmeistertitel! Spaß beiseite: Wir haben in den vergangenen Jahren enorme Zuwachsraten, momentan eben noch auf niedrigem Niveau. Aber das Interesse am Sport steigt stetig. Viele ehemalige Tennisspieler entdecken Padel. Unsere National­spieler kommen übrigens auch alle vom Tennis. Was uns auch Mut macht, sind Initiativen wie die des bayerischen Tennisverbandes, der bis 2020 allein in Bayern 100 Padel-Plätze bauen will. Ich halte das für ambitioniert, aber möglich.

Warum sollte man eigentlich Padel statt Tennis spielen oder sich ein Match anschauen?

Der Spieler kommt ins Padel deutlich schneller rein. Auch bei Anfängern entstehen schnell längere Ballwechsel. Das ist beim Tennis anders. Die Lernkurve ist beim Padel viel steiler, weil der Platz kleiner ist und der Schläger durch seine Konstruktion einen kleineren Hebel hat als ein Tennis­schläger. Das reduziert von Anfang an die Fehlerquote. Und für die Zuschauer macht es das spektakulärer. Klar, ein Tennis-Match von Weltranglisten-Spielern anzuschauen, ist ein Genuss. Aber beim Padel macht auch ein Spiel auf niedrigerem Niveau Spaß. Bei einer Begegnung unter Profis ist dann schon richtig viel geboten. Die Spieler verlassen dann auch mal den Glaskasten, um noch einen Ball zu ersprinten.

Wo holen sich Ihre National­spieler die internationale Erfahrung?

Es gibt, ähnlich wie beim Tennis, eine weltweite Padel Pro Tour, an der haben zum Beispiel Justus Herbert und Fabian Schmidt schon mehrfach teilgenommen. Das sind auch unsere zwei besten Spieler. In Deutschland gibt es eine German Padel Series, und Pläne für eine Bundesliga liegen schon in der Schublade.

Deutschland trifft in Palma in der Vorrunde unter anderem auf Argentinien und Italien. Was ist da für Ihr Team drin?

Wir hoffen, dass wir ein Vorrundenspiel gewinnen können und dann in den Platzierungsspielen um einen Rang unter den ersten zehn kämpfen. Gegen Argentinien kennen wir natürlich das Ergebnis schon vorher. Da sollen unsere Spieler einfach die Tatsache genießen, mal gegen die Besten der Welt auf dem Platz zu stehen.

18 Mannschaften am Start

Die Padel-Weltmeisterschaft findet von Montag (20.10.) bis Sonntag in Palma statt. Am Start sind insgesamt 18 Nationalmannschaften. Ausgespielt wird ein Team- und ein Einzelweltmeister, jeweils für Damen und Herren. Ausgetragen werden die Begegnungen im Pins Padel Club in Sa Teulera und im Sportkomplex Son Moix. Dort steigen ab Mittwoch (22.10.) dann auch die Endrunden-Partien.

Favoriten sind Titelverteidiger Spanien, Argentinien und Brasilien. Auch bei den Damen wird den Spaniern am ehesten zugetraut, den Titel zu verteidigen. Eintrittskarten zu den Begegnungen gibt es im Internet unter www.mundialdepadel.com oder am Ticketschalter von Son Moix.

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