Als Underdog kann man Andreas Dreitz in diesem Jahr sicher nicht mehr bezeichnen. Der 25-jährige Oberfranke war 2014, in seinem ersten Profijahr, der Senkrecht­starter im weltweiten Triathlonzirkus: vier Ironman 70.3-Siege und zwei zweite Plätze, darunter bei der Challenge Bahrain, dem mit insgesamt 500.000 US-Dollar am höchsten dotierten Triathlon-Rennen der Welt. Dreitz bekam für seinen zweiten Platz 50.000 Dollar. Beim Ironman 70.3 in Port d´Alcúdia geht der Bayreuther Sportökonomie-Student am Samstag (9.5.) bereits zum vierten Mal an den Start. Im vergangenen Jahr siegte er vor ­Andreas Raelert.

Worin besteht dieses Jahr für Sie die Herausforderung auf Mal­lorca? Gewonnen haben Sie doch schon einmal.

Sicher, aber einen Titel zu verteidigen ist ja meist schwieriger als ihn zu gewinnen. Und das Feld auf Mallorca ist traditionell stark. Außerdem ist es ein schöner Einstieg in die Triathlon-Saison, weil die Organisation und die Stimmung an der Strecke super sind.

Wer könnte Ihnen den Sieg in Port d´Alcúdia streitig machen?

Ach, da gibt es schon einige. Natürlich an erster Stelle mein Teamkollege Michael Raelert. Daneben starten einige starke Australier, die schon weiter in der Saison sind. Und auch die Spanier Ivan Raña und Miguel Ángel Fidalgo dürften um die Podestplätze mitlaufen.

Warum steigen Sie so spät in die Saison ein?

Ich hatte im Frühjahr Pfeiffersches Drüsenfieber und musste alle bisherigen Starts absagen. Jetzt fühle ich mich aber fit.

Auf Mallorca sind Sie vor zwei Wochen im Trainingslager wie ein Irrer die Berge hochgeradelt. Wozu so viel Radtraining, wo das doch ohnehin Ihre Stärke ist?

Gerade die Stärken sollte man nach Möglichkeit noch ausbauen. Das geht nur mit viel Training. Da fahre ich dann schon viermal am Stück auf den Puig de Randa hoch. Für das Radtraining ist Mallorca einfach das Nonplusultra. Laufen und schwimmen kann ich daheim in Bayreuth auch.

Hört sich ganz so an, als sei Ihre eigentliche Berufung Radprofi.

Ja, das wäre mein Ding gewesen. Aber als ich richtig ernsthaft mit dem Sport anfing, war ich schon zu alt. Ich hätte nicht mehr in den Junioren­klassen mitfahren können. Da rutscht man dann nicht mehr so leicht hinein. So habe ich es beim Triathlon versucht, und da hat es super geklappt. Den ersten Triathlon habe ich mit 19 absolviert. Vorher habe ich kaum Sport gemacht, bin immer viel auf dem Rad unterwegs gewesen, ohne sportliche Ambitionen.

Wie viel Ihrer Erfolge ist Planung, wie viel Glück?

Es stimmt, man kann sehr viel planen. Je spezifischer das Training ist, je mehr man trainiert, desto eher bekommt man ein Gefühl dafür, ob man fit und wettbewerbsfähig ist. Aber trotzdem lässt sich Erfolg nicht programmieren. Wichtig ist, zuversichtlich in einen Wettkampf zu gehen. Der Kopf muss frei sein. Ich glaube, das fällt mir leicht.

Wann greifen Sie Ihren ersten Langdistanz-Ironman an?

Ich habe es nicht so eilig. Aber irgendwann in den nächsten Jahren will ich das schon mal machen.

Triathlon-Experte Nis Sienknecht sagte in der vergangenen Ausgabe der MZ, dass er das Gefühl habe, viele Hobbysportler nehmen Halbdistanz-Ironmans nicht mehr richtig ernst.

Das stimmt. Und ich finde es ein bisschen schade, dass sich viele so sehr über die reine Distanz definieren. Viele laufen einen 70.3-Ironman mit zwei Wochen Vorbereitung. Das ist doch nicht der Sinn der Sache. Es macht doch viel mehr Spaß, sich an größere Distanzen langsam heranzutasten.

Aber offensichtlich kommen viele ja damit durch.

Klar, ein Ironman 70.3 ist prinzipiell für jeden zu schaffen. Selbst wenn sich die Leute mangelhaft vorbereitet haben und keine Ahnung davon haben, wie viel Energie sie während des Rennens aufnehmen müssen oder wie sie sich in der Wechselzone verhalten müssen, kommen sie irgendwie im Ziel an. Das funktioniert bei einem Full Ironman nicht mehr. Den Amateuren hilft inzwischen natürlich auch das Material. Viele Hobbytriathleten kommen mit der gleichen Ausrüstung wie wir Profis an den Start.

Müssen Sie sich manchmal dafür rechtfertigen, dass Sie bisher „nur" den halben Ironman bestreiten?

Das war eigenartigerweise früher öfter der Fall. Inzwischen wissen die Leute aus meinem Umfeld, dass es beim Triathlon nicht primär auf die Distanz, sondern vor allem auf die Geschwindigkeit ankommt, in der man die Strecke bewältigt.

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