Die Achse Palma-Sóller dürfte das Gebiet mit der höchsten Pferdedichte auf Mallorca sein. Zwischen den Kilometern 8 und 14 an der Landstraße Ma-11 liegen die Gelände von gleich vier Reitclubs. Alice von Gayling-Westphal, die sich beim Club Hípica Son Reus ums Marketing kümmert, erklärt sich diese auffällige Ansammlung mit dem „flachen Geläuf in der Ecke der Insel und der Nähe zu Palma". Aber nicht nur vor den Toren der Inselhauptstadt, auch anderswo auf der Insel ist Reiten populär, und nicht nur wegen der Trabrennveranstaltungen, dem trote. Auch die klassischen Disziplinen, wie etwa Dressur oder Springreiten, haben zahlreiche Anhänger.

Die Aktiven

Insgesamt 1.600 lizenzierte Reiter gibt es auf den Balearen, den Großteil davon auf Mallorca. Auf der größten Balearen-Insel finden sich nach Auskunft von Maria Verhagen, der Vizepräsidentin des balearischen Reitsportverbandes, 16 Vereine. Doch auch fernab der Clubs gebe es auf der Insel viele Pferdehalter, die alle beim Verband eingeschrieben seien. „Viele besitzen auf ihrer Finca Pferde und haben sich aufgrund der Versicherung beim Verband angemeldet."

Die Disziplinen

Wer im Verein reiten möchte, der muss wählen, ob er es ruhig angehen lassen will oder ob er sportliche Ambitionen hat. Je nachdem, meldet er sich in einem Club an, in dem das Pferd eher zum Ausreiten und zum Wandern gesattelt wird, oder in einem Verein, in dem eine oder mehrere der fünf Unterdisziplinen Dressur, Springreiten, Voltigieren, Fahrsport (dann mit Wagen) und Western­reiten praktiziert werden - Mannschaftssportarten wie Polo laufen extra. Vor allem das Westernreiten komme auf Mallorca immer mehr in Mode, hat Verhagen beobachtet: „Das ist natürlich durch und durch amerikanisch, aber es macht sowohl dem Reiter als auch dem Pferd Spaß." Bei dieser Disziplin kommt es eher auf Action und Schnelligkeit an, hinter den Choreografien in der Dressur und dem Springreiten stecken Jahre harter Arbeit. „Dieser Sport setzt voraus, dass sich Reiter und Pferd nahezu perfekt kennen", sagt Verhagen.

Der Nachwuchs

Am Anfang einer jeden Reiterkarriere ist der Respekt vor dem Pferd groß, aber reiten können Kinder bereits mit vier, fünf Jahren lernen. Alice von Gayling-Westphal rät zu einem Beginn ab sechs Jahren. „Doch ab diesem Alter gilt: Je früher man anfängt, desto besser." Wobei Verhagen hinzufügt, dass das Reiten ein Sport sei, den man auch als Erwachsener noch problemlos erlernen kann.

Wettbewerbe können Kinder ab acht Jahren beginnen. „Das geht ganz sanft los", sagt Verhagen. Einfache Aufgaben für Reiter und Pferd, damit auch die Eltern sich nicht zu sehr sorgen müssen. Kinder, die dabeibleiben, steigern nach und nach die Schwierigkeit der Übungen und erlangen mit der Zeit die für Wettbewerbe nötigen Fähigkeiten. Bis zur Stufe galope 3 geht es um die Grundlagen, die in allen Disziplinen beherrscht werden müssen, ab dann wird es spezifischer. Alle Wettbewerbe setzen deshalb das Niveau galope 3 voraus. Ab dann treten - und das ist die Besonderheit im Vergleich zu den meisten anderen Sportarten - Frauen und Männer gemeinsam bei Wettbewerben an. Wobei im Erwachsenenalter die männlichen Teilnehmer eindeutig überwiegen. „Bis zum Alter von etwa 14 Jahren gibt es etwa dreimal so viele Mädchen wie Jungen in den Clubs. Ab diesem Alter dreht sich das Verhältnis dann aber ziemlich schnell um", sagt Verhagen.

Feriencamps

Die Pferdeliebhaber unter Mallorcas Schülern können sich auf die langen Sommerferien freuen. Nahezu jeder Reitclub bietet im Sommer Camps auf dem Clubgelände an. Dort können die Kinder dann tageweise, wochenweise oder die gesamten Ferien einen Großteil des Tages die Pferde pflegen, reiten und füttern, wenn ihre Eltern das nötige Kleingeld haben.

Die Wettbewerbe

Möglichkeiten, auf Mallorca sein Können zu zeigen, gibt es viele. ­Speziell von April bis Oktober vergeht kaum ein Wochenende auf der Insel ohne Veranstaltung. In nächster Zeit etwa gibt es im Club Son Magraner ein Dressurturnier am Ostersonntag, zwei Wochen drauf steigt ein Springreitturnier im Club Son Reus und am Wochenende 16./17. April findet ein Springreitturnier auf Son Molina statt. Bekannt sind auch die Springreitturniere Infanta Elena Anfang August im RCEEM und das Dressurturnier auf der Eisenmann-Finca Es Fangar am letzten ­September-Wochenende.

Die Kosten

Reiten ist nicht ganz billig. Schulkinder etwa zahlen im Club Son Reus im Monat 95 Euro für zweimal Reitunterricht die Woche, eine Zehnerkarte mit elf Stunden kostet 150 Euro. Die Sommercamps schlagen mit 35 Euro pro Tag zu Buche, für 100 Euro gibt es eine Woche. Und die Mitgliedschaft im Verband kostet bis 14 Jahre 55 Euro im Jahr. Für Erwachsene werden 75 Euro fällig. Wer an Wettbewerben teilnehmen möchte, muss noch mal etwa 30 Prozent drauflegen.