Sollte je irgendjemand daran gezweifelt haben, dass Spanien eine Großmacht im internationalen Hallenfußball ist, so wurde er spätestens am Samstag­abend (13.2.) vom Gegenteil überzeugt. An diesem Abend wurde die spanische ­Nationalmannschaft in Belgrad durch einen überlegenen 7:3-Erfolg gegen die russische Auswahl zum siebten Mal Europameister, bei bislang zehn ausgetragenen Turnieren. Und mittendrin freute sich mit Miguel Sayago, genannt Miguelín, ein Mallorquiner über den goldenen Schuh für den erfolgreichsten Torschützen des Turniers. Der 30-Jährige, der bei El Pozo Murcia spielt, gilt als einer der besten Spieler der Welt und trägt zur Begeisterung für Futsal - die Zusammenziehung aus fútbol sala - in Spanien und auf seiner Heimatinsel bei.

Die Aktiven

Wie der Präsident der Abteilung Hallenfußball beim mallorquinischen Fußballverband, Ignacio Martínez, mitteilt, gibt es derzeit auf den Balearen 2.155 aktive, beim Verband gemeldete Hallenfußballer. Martínez spricht von 177 Clubs, eine Zahl, die der für die Balearen-Auswahlteams zuständige Toni ­Gibert freilich ein wenig relativiert. „Ganz so viele werden es nicht sein. Hier dürften noch die Teams mitgezählt worden sein, die einst von Sponsoren gegründet wurden. Viele dieser Unterstützer haben sich aber nach ein paar Jahren zurückgezogen, den Clubs fehlte dann die Überlebensgrundlage und der Spielbetrieb wurde eingestellt, obwohl der Verein offiziell noch existiert."

Der Nachwuchs

Vor allem in den Jugendkategorien gebe es auf den Inseln aber eine große Auswahl an Mannschaften, sagt Gibert. Gerade die Erfolge der spanischen Nationalmannschaft und die größere Präsenz des Sports in der Inselhauptstadt nach dem Umzug des Erstliga-Clubs aus Manacor nach Palma haben zu einem kleinen Boom beigetragen. „Jahrelang wurde der Hallenfußball vom herkömmlichen Fußball geringgeschätzt und kleingeredet. Das ist inzwischen vorbei." Viele Fußballtrainer hätten gemerkt, dass Kinder, die im Hallenfußball ihre ersten sportlichen Gehversuche gemacht haben, technisch deutlich besser ausgebildet sind als Kinder, die gleich auf dem Rasen starten. „Schließlich spielt man Hallenfußball auf einem viel kleineren Feld und muss exakter passen und schießen. Auch für die Koordination der Kinder ist der Sport bestens geeignet."

Laut Martínez können Kinder bereits früh mit dem Futsal beginnen. Viele Vereine böten sogenannte escoletas an, in denen die Kinder zwanglos und ohne Druck das Spiel lernen können. „Ab sechs Jahren ­etwa beginnen Wettbewerbe und die ersten Ligaspiele, vorher dürfen wir das gar nicht", sagt Koordinator Gibert. Seine Balearen-Auswahlteams treten oft bei nationalen Wettbewerben an, so etwa bei den spanischen Meisterschaften im April. Der Mallorquiner hat allerdings nicht in allen Altersklassen genügend gute Spieler, um eigene Mannschaften ins Rennen zu schicken. Da mache sich bemerkbar, dass es auf den Inseln eben doch nicht so viele eingetragene Spieler gebe wie auf dem Festland. Vor allem Menorca sei ein weißer Fleck auf der Landkarte.

Die Erwachsenen

Dafür konnte Gibert vor einigen Wochen erstmals eine Balearen-Auswahl der Erwachsenen zusammenstellen. Die hat bereits zwei Spiele absolviert, war beim Turnier Trofeo Ciutat de Palma zu Gast und spielte unter anderem gegen Palma Futsal, den einzigen balearischen Erstligisten. Aufgrund der geringen Popularität bei älteren Fußballern gibt es auf der Insel keine Veteranen-Liga. Dafür spielen viele

Hobbykicker in Freizeitmannschaften und mieten sich Plätze an, so etwa an der Balearen-Uni UIB, in Palmas Sporthalle Germans Escalas oder im Polideportivo Toni Servera in Arenal. Diese Spieler, meist Mitglieder einer Freundesclique, sind nicht im Verband angemeldet und zahlen pro Woche lediglich einen festen Betrag für die Halle.

Die Kosten

Wer sein Kind zum Futsal schicken möchte, muss je nach Verein mit jährlichen Kosten zwischen 300 und 500 Euro rechnen, Ausrüstung, Versicherung und Gebühren für den Verband inklusive.